Unterschleißheim:Falkner vergrämt

Nach Beleidigungen im Netz gibt Greifvogelexperte Auftrag zurück

Von Sabine Wejsada, Unterschleißheim

Die Stadt Unterschleißheim muss bei der Behebung ihres Krähen-Problems auf die Unterstützung eines Greifvogelexperten verzichten. Nachdem der Falkner Wolfgang Schreyer in sozialen Medien harsch angegangen wurde, hat dieser den Auftrag zurückgegeben. Er lasse sich nicht von Leuten wüst beleidigen, die keinerlei Ahnung von seiner Arbeit hätten, sagt Schreyer. "Ich wünsche der Stadt viel Glück, dass die Vergrämung der Krähenkolonien funktioniert."

Auch im Rathaus ist man etwas ratlos über die Reaktionen von Bürgern, die in Facebook gegen den Einsatz eines Greifvogel hetzen. "Man will den Krähen doch nichts Böses", sagt Thomas Stockerl, Referent von Unterschleißheims Bürgermeister Christoph Böck (SPD), kopfschüttelnd. Die Vorwürfe gegen Stadt und Falkner seien nicht nachvollziehbar. Die Maßnahmen zur Vergrämung der Krähen im Bereich des Lohwaldes und des Lohhofer Bahnhofes sowie in Hollern seien von "höchster Stelle", nämlich der Regierung von Oberbayern, genehmigt worden - und absolut mit dem Tierschutz im Einklang, versichert Stockerl.

In Unterschleißheim sind im vergangenen Jahr insgesamt 427 Saatkrähennester im Stadtgebiet erfasst worden. Die größte Kolonie befindet sich mit 372 Nestern im sogenannten Krähenwald unweit des Waldfriedhofs. Dort störten sie niemanden, sagt Stockerl. Dieser Standort ist hinsichtlich der Wohngebiete konfliktarm und soll den Tieren weiterhin und dauerhaft als Rückzugsort für die Aufzucht der Jungtiere dienen, wie es aus dem Rathaus heißt.

Anders verhält es sich bei den anderen Nistplätzen, unter anderem an der Südlichen Ingolstädter Straße auf Höhe der Fachoberschule, der Edith-Stein-Straße und auf dem Spielplatz des Sehbehindertenzentrums. Um die weitere Ausdehnung der Brutkolonie samt steigender Verschmutzung und Lärmbelästigung in den Wohngebieten zu kontrollieren, hat der Umwelt- und Verkehrsausschuss des Unterschleißheimer Stadtrats beschlossen, unbesetzte Nester vor der Eiablage aus den Bäumen zu entnehmen. Während der Vergrämung sollte auch ein Wüstenbussard von Falkner Schreyer zum Einsatz kommen - was nun nicht mehr der Fall sein wird. Was die Stadt bedauert.

Die Aktion muss bis zum 15. März umgesetzt sein und wird von einer Biologin begleitet, damit die Auswirkung und die Veränderung der Population dokumentiert werden können. "Dann müssen wird beobachten, ob es etwas geholfen hat", sagt Stockerl.

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