Unterschleißheim:Engpass mit Ansage

Kindergarten Champini Unterschleißheim, Einverständnis der Eltern vorhanden

Dass sich die Erweiterung des Kinderhauses "Champini" verzögert, ist ein Grund für den akuten Mangel an Betreuungsplätzen.

(Foto: Florian Peljak)

Die Stadträte versuchen, den Mangel an Kita-Plätzen zu lindern. Gleichzeitig streiten sie über die politische Verantwortung für die Situation. Nach Meinung der CSU wäre der Bedarf vorhersehbar gewesen

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Das selbstverpasste Image der Stadt Unterschleißheim als besonders kinderfreundliche Kommune hat einige Kratzer bekommen. Viele Familien haben heuer trotz ausdrücklichen Bedarfs keinen Betreuungsplatz in einer Kindertagesstätte bekommen, die 16 Krippen und Kindergärten im Stadtgebiet sind voll. Die CSU im Stadtrat wirft der Stadtverwaltung unter Bürgermeister Christoph Böck (SPD) deshalb mangelnde Voraussicht vor, sie sei "fahrlässig" in diese Mangelsituation geschlittert.

Aktuell stehen noch 78 Kinder auf der Warteliste für einen Krippenplatz und 47 Kinder für einen Kindergartenplatz. Komplett gedeckt ist der Bedarf im Hortbereich. Grundsätzlich will die Rathausverwaltung die Zahlen relativieren, weil ein Teil der Kinder nicht akut in die Tagesstätte müsste, sondern erst später im Laufe des Jahres einen Platz benötigt und die Eltern auch teilweise auf Betreuungsplätze in einer ganz konkreten Wunscheinrichtung warten. Bei der Betreuung von Kleinkindern durch Tagesmütter wären sogar noch Betreuungsplätze verfügbar.

Die Ursache des Engpasses sei dabei vorrangig der Ausfall zweier langfristig geplanter privater Bauprojekte, heißt es aus dem Rathaus. "Die Stadt treffen keine Versäumnisse", sagt Thomas Stockerl, der Sprecher des Bürgermeisters. So war auf dem ehemaligen Airbus-Gelände an der Landshuter Straße eine betriebliche Kindertagesstätte geplant, die dann aber nach der Veräußerung der Fläche zum Business Campus nicht mehr zustande kam. Und die Erweiterung des Kinderhauses "Champini" verzögert sich seit Monaten. Die Stadt hat laut Stockerl im Gegenteil "sehr schnell gehandelt" und kurzfristige Überbrückungsplätze für Notfälle geschaffen. Dazu wurden mit Genehmigung des Jugendamts einige Gruppen über die Sollstärke hinaus belastet.

Im Frühjahr soll jetzt eine Kindertagesstätte im ehemaligen Microsoft-Gebäude in Hollern eröffnet werden, die mittelfristig für den Bedarf der Betriebe dort vorgesehen ist, anfangs allerdings weitgehend von der Stadt belegt werden kann. Geplant sind 48 Krippen- und 25 Kindergartenplätze. Auf dem Business Campus sollen die Pläne der Vorgänger wieder aufgenommen werden und etwa 2019 mindestens zwei Krippen- und eine Kindergartengruppe entstehen.

Die SPD hat gleichwohl den Bau eines neuen Kinderhauses gefordert. Angesichts zu erwartender steigender Bevölkerungszahlen sei dies unumgänglich. "Eine hundertprozentige Abdeckung aller Anmeldungen sollte in den nächsten Jahren erreicht werden", heißt es im Antrag der Genossen. Darüber gab es nun mächtig Unstimmigkeiten im Stadtrat. Die CSU erinnerte daran, dass ein gleichlautender Antrag ihrer Fraktion abgewiesen worden war, seinerzeit mit der Begründung, der Antrag sei überflüssig, da die Stadtverwaltung bereits von sich aus daran sei.

Das passe nun nicht zusammen, monierte CSU-Stadtrat Stefan Krimmer. Wenn die Verwaltung damals bereits aktiv gewesen wäre, bräuchte es jetzt den SPD-Antrag nicht - und wenn der SPD-Antrag sinnvoll sei, wäre es der CSU-Antrag 2015 auch schon gewesen. Bürgermeister Böck sagte, der Verweis auf laufende Aktivitäten habe sich 2015 auf die Pläne für das ehemalige Microsoft-Gebäude bezogen, die dann auch umgesetzt worden seien. "Zu einem neuen Kinderhaus sind wir noch nicht unterwegs", sagte er. Er habe bereits vor drei Monaten in nichtöffentlicher Sitzung einen potenziellen Standort für ein Kinderhaus vorgeschlagen, sagte Krimmer, auch der sei bis heute nicht mal angefragt worden vom Rathaus.

In einer schriftlichen Stellungnahme argumentiert die CSU, dass der Mangel an Plätzen bei der Vergabe 2017 vorhersehbar gewesen wär: "Unser Auftrag als Stadträte ist es, auch in die Zukunft zu blicken, und der Blick in die Zukunft hätte mühelos ergeben, dass wir mehr Kapazitäten brauchen." Der Stadtrat brauche jetzt "sofort Mut und Kreativität, um dieses Thema voranzubringen". Der Antrag der SPD, ein neues Kinderhaus zu planen, wurde von SPD, Grünen, ÖDP und FDP mit 14 Stimmen gegen 13 Stimmen von CSU und Freien Bürgern zur Beratung angenommen.

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