Unterschleißheim:Ein steiniger Weg

Unterschleißheim: Pfarrer Johannes Streitberger (r.) und Pfarrvikar Christoph Zirkelbach (l.) werden gemeinsam als Seelsorger die Hauptlast im neuen Pfarrverband tragen.

Pfarrer Johannes Streitberger (r.) und Pfarrvikar Christoph Zirkelbach (l.) werden gemeinsam als Seelsorger die Hauptlast im neuen Pfarrverband tragen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die 11 000 Katholiken in Unterschleißheim sind in den vergangenen Jahren schrittweise zusammengerückt. Seit Sonntag sind sie im Pfarrverband "St. Ulrich und St. Korbinian" offiziell vereint

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Da und dort hat sich das neue Miteinander schon eingespielt. Bei den Sakramentvorbereitungen zum Beispiel. Längst besuchen Kinder der Pfarreien St. Ulrich und St. Korbinian gemeinsame Kommunions- und Firmgruppen. Auf Ausflügen kommt man sich näher. Nächste Woche geht es zur Bergmesse nach Wallberg. Auch die gemeinsame Feier von Fronleichnam ist vielen in Unterschleißheim positiv in Erinnerung, der gemeinsame Pfarrbrief sorgt für gleichen Informationsstand, zu Festen und Veranstaltungen werden alle katholischen Christen in der Stadt eingeladen. Zwischen den Pfarreien wird nicht mehr überall getrennt.

Nun ist es auch formal vollbracht. Der Pfarrverband "St. Ulrich und St. Korbinian Unterschleißheim" ist offiziell eingerichtet. Vergangenen Sonntag hat Bischofsvikar Graf Rupert zu Solberg die Gründung verkündet, gefeiert wurde bei einem Festgottesdienst mit den Chören beider Pfarreien und dem ersten Pfarrverbandsfest in der Geschichte Unterschleißheims.

Es war ein steiniger Weg bis dahin und er wird, wenn auch vermutlich nur noch auf kiesigem Untergrund, weiter hart. "Jede Veränderung ist schmerzvoll, vor allem für die Alteingesessenen", sagt Pfarrer Johannes Streitberger. Er ist seit zwei Jahren in Unterschleißheim, von Anfang an war es seine Aufgabe, die Kooperation der beiden Pfarreien vorzubereiten. Dass es einen Verband geben würde, stand seit drei Jahren fest, anderswo im Großraum München sind solche Zusammenschlüsse längst umgesetzt. Die Gründe sind immer dieselben: Priestermangel und sinkende Zahlen bei den Gläubigen. Jetzt also hat es auch die mit je über 5000 Mitgliedern starken Unterschleißheimer Pfarreien ereilt.

Dabei sind die beiden Pfarreien schon immer unterschiedlich in der Ausrichtung gewesen, jede mit ihrer Geschichte und mit ihren eigenen prägenden Persönlichkeiten. Die erste eigenständige Pfarrei war 1958 St. Korbinian. Die ältere Kirche war zwar die alte Kirche St. Ulrich in Unterschleißheim, doch um die Gemeinde kümmerte sich damals nur ein Kurator, verwaltungstechnisch war man an Garching angegliedert. 1986 kam die zweite Pfarrei, St. Ulrich, dazu. Die jeweilige Charakteristik der beiden Pfarreien, versichert Johannes Streitberger, bleibe gewahrt. "Es geht nicht darum, dass wir alles in einen Topf werfen. Da schwirren die übelsten Gerüchte herum", weiß er. Der 54-Jährige hat Erfahrung mit den Gefühlen der Gläubigen bei Verbandsgründungen. Er hat schon vor Unterschleißheim einen Pfarrverband im Dekanat Erding errichtet, dort sogar mit fünf Pfarreien.

Immerhin verfügt der Pfarrverband Unterschleißheim nach wie vor über zwei priesterliche Seelsorger. Außer Streitberger gibt es Pfarrvikar Christoph Zirkelbach, der in St. Korbinian sitzt. Ein Pfarrvikar ist nach den Regularien der katholischen Kirche ein Priester, der bei der Seelsorge unterstützt oder auch einer Pfarrei vorstehen kann, jedoch nicht den Rechtsstatus eines Pfarrers hat. Streitberger selbst hat sein Büro in St. Ulrich, dort ist der offizielle Sitz des Pfarrverbands. Doch mehrmals die Woche schwingt er sich auf sein Fahrrad, um hinüber nach St. Korbinian zu fahren. Die Aufgaben zwischen ihm und Zirkelbach sind klar aufgeteilt. "Er kann sich ganz auf die Seelsorge konzentrieren. Und ich mache dazu noch die Kirchenverwaltung, bin Vorgesetzter aller kirchlichen Bediensteten, einschließlich Kirchenmusiker und Hausmeister." Auch der Befürchtung von Pfarreimitgliedern aus St. Korbinian, der Pfarrer betreue sie halt so nebenbei mit, tritt Streitberger entschieden entgegen: "Ich lege größten Wert darauf, Pfarrer für beide Pfarreien zu sein."

Entlassen werde auch niemand der gut 20 größtenteils Teilzeitbeschäftigten in beiden Pfarreien, versichert er. "Wir sind ja kein Profitunternehmen." Für den Pfarrverband hätte er einen neuen Namen gewünscht. Stadtkirche Unterschleißheim zum Beispiel. Aber das, erzählt er, habe das Ordinariat nicht genehmigt. Dass es letztlich keine Alternative zum Pfarrverband gab, das wussten die Gläubigen von St. Ulrich wie die von St. Korbinian längst. "Im vergangenen Jahr hatten wir ungefähr 100 Kirchenaustritte in beiden Pfarreien", sagt Streitberger, "bei 11 000 Mitgliedern ist das ein Prozent. Dazu kommt noch der demografische Faktor. Wenn man sich diese Zahlen vergegenwärtigt, ist alles klar."

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