Unterschleißheim/Eching:Attraktion am Hollerner See

WELLNESS: Hamburg, 24.05.00

Könnte eine Attraktion im Erholungsgebiet werden: eine Sauna der gehobenen Kategorie, wie es sie in Tegernsee etwa gibt.

(Foto: Alexander Hassenstein)

Investoren wollen einen Saunakomplex schaffen. Es könnte auf Kosten der Natur gehen

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim/Eching

Das Thermen-Hotel, das vor Jahren am Nordwestufer des Hollerner Sees entstehen sollte, hat damals zu einem öffentlichen Aufschrei und einem Bürgerentscheid in Unterschleißheim geführt. Jetzt könnte eine See-Sauna kommen, nach dem Vorbild des Monte Mare in Tegernsee. Der Echinger Gemeinderat war dort zu Besuch und dem Vernehmen nach recht angetan von der Wellnesslandschaft. Was fast noch wichtiger ist: Der Investor der Tegernseer See-Sauna wäre prinzipiell auch an einem Standort Hollerner See interessiert, wie der Echinger Bürgermeister Josef Riemensberger (CSU) bestätigte.

Noch sind es ungelegte Eier, noch immer steht man am Anfang des Planungsprozesses für die künftige Gestaltung des nach Ende des Ausbaus mit 28 Hektar Wasserfläche größten Sees im Münchner Umland. Bürgerworkshops haben stattgefunden und viele Ideen gebracht, aber auch das alte Problem gespiegelt: Die einen möchten in Ruhe baden und Spazieren gehen, die anderen Unterhaltung und Einkünfte für die öffentliche Kasse. Echings Bürgermeister Riemensberger hat daraus nie einen Hehl gemacht. Im vergangenen Juli trug das Beratungsgremium aus Umwelt- und Planungsfachleuten, Echinger Verwaltung und Gemeinderäten sowie Vertretern aus dem Nachbarort Unterschleißheim bei einer Tagung die Eckpunkte zusammen: Der Hollerner See soll ein ganzjährig attraktives Erholungsgebiet werden, einen Rundweg bekommen, eine Gastronomie und Bereiche, in denen sich die Natur ausbreiten kann. Als Attraktionen wurden mit unterschiedlichen Präferenzen eine Sauna, ein Campingplatz, ein Restaurant und eine Wasserskianlage diskutiert. Letztere schied wegen des Lärms allerdings aus.

Einige Wochen zuvor war eine Delegation des Echinger Gemeinderats auf Exkursion gegangen. Die Stationen: Die Tegernseer See-Sauna Monte Mare mit Café und Restaurant, der Wohnmobilstellplatz Tennsee nahe Garmisch-Partenkirchen, der Wasserskipark in Aschheim und der Feringasee. Im Moment sitzt das Beratungsgremium am Auslobungstext, um nächstes Jahr ausgewählte Landschaftsplaner Entwürfe anfertigen zu lassen. Drei bis fünf Büros wird der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum damit beauftragen. Riemensberger rechnet für Ende November mit einem ersten Entwurf, bis Anfang nächsten Jahres soll der Text fertig sein.

Wiewohl unter Ausschluss der Öffentlichkeit, läuft der Planungsprozess offenbar nicht reibungsfrei. Gremiumsmitglied Sylvia Jung kritisiert, das Rathaus plane munter weiter, noch vor Abschluss des Plangutachtens. Sobald der letzte Bagger weg sei, solle der Kieswerkbereich am Nordufer abgetragen werden, einschließlich des dortigen Schilfgürtels. "Der Schilfbereich muss weichen, obwohl sich dort viele Wassertiere einquartiert haben. Im Frühjahr quakt und fiept es hinter jedem Grashalm, unzählige Karpfen haben dort ihren Laichplatz. Wir befürchten, dass man sich hier Entwicklungschancen unwiederbringlich vergibt", moniert Jung. Den Planern bliebe so nur noch ein kleiner Bereich: "Dort, wo Bürgermeister Riemensberger die See-Sauna installiert haben will", mutmaßt die Gemeinderätin der Bürger für Eching.

Tatsächlich gibt es noch Klärungsbedarf. Während Riemensberger bestätigt, dass es weg soll, und sich dabei auf den Erholungsflächenverein beruft, der dort den See für zu niedrig hält, die Zahl der Seevögel für zu hoch und deshalb die Wasserqualität für zu schlecht, betont beim Planungsverband René Karnott: "Der Schilfgürtel südöstlich des Kieswerks liegt in einem Bereich, für den die Rekultivierungsplanung bereits genehmigt wurde. Er wird so naturnah bestehen bleiben und als Insel der intensiven Badenutzung quasi entzogen."

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