Kinobesucher kennen Castro Dokyi als kickenden Geflüchteten Buengo und Liebling des Bürgermeisters. Schließlich garantieren seine Tore in den populären Eberhofer-Krimis, dass der FC Rotweiß Niederkaltenkirchen seine Spiele gewinnt und die Gemeinde gut dasteht. Zu Hause ist der Schauspieler seit 16 Jahren in Unterschleißheim. Bei der Eröffnung der von ihm als Geschäftsidee entwickelten „Vital Lounge“ zeigt sich, dass ihm auch im wirklichen Leben die Honoratioren zu Füßen liegen.
Castro Dokyi ist als Schauspieler im Geschäft, aber er ist auch Fitnesstrainer und hat sich in seiner Wahlheimat in Unterschleißheim an der Bezirksstraße ein kleines Studio eingerichtet, in dem sich Leute nach einem von ihm entwickelten Konzept erholen, regenerieren und im Liegen sogar abnehmen sollen. Gerade in der Stunde, in der Dokyi mit Häppchen und Sekt sein Studio mit einer Handvoll Gästen eröffnet, ist nebenan die Bude brechend voll: Die Arbeiterwohlfahrt feiert dort ihren neuen Secondhandladen Klawotte. Mit Bürgermeister, dem halben Stadtrat und der Grünen-Landtagsabgeordneten Claudia Köhler.
Als sich dort herumspricht, dass Dokyi nebenan auch etwas zu feiern hat, wechseln einige hinüber. „Das glaubt mir keiner“, sagt Köhler. Bürgermeister Christoph Böck von der SPD liegt sogar zwei Minuten später auf dem bequemen Behandlungssessel in Dokyis Studio. Und stellt, schlank wie er ist, schnell noch klar: „Ich habe nicht vor, abzunehmen.“ Die Eberhofer-Filme liebe er, bekennt der Rathauschef. „Und erst die Bücher.“
Später schaut die CSU-Stadträtin und SV-Lohhof-Präsidentin Brigitte Weinzierl vorbei und offenbart ihr besonderes Verhältnis zu Castro Dokyi. Beide kennen sich schon aus der Zeit vor dessen Filmkarriere, sie verbindet die Leidenschaft für das Schwimmen. Dokyi erzählt, dass er im echten Leben mit Fußball wenig anfangen kann. Aber er sei Schwimmer in der Nationalmannschaft von Ghana gewesen. Und Weinzierl erwähnt eher nebenbei, dass sie in Belgrad in der Altersklasse von 70 bis 74 erst kürzlich Europameisterin über 400 Meter Lagen wurde. „Europameisterin“, ruft Dokyi, „ja Wahnsinn.“
Zu seiner Rolle in den Niederbayern-Krimis, die mittlerweile Kult-Status haben, ist Castro Dokyi durch Zufall gekommen. Er gelangte über eine mit seinem Vater in Ghana befreundete Kunsthändlerin nach Deutschland und Unterschleißheim. Er wurde adoptiert und begann ein Studium in pharmazeutischer Prozesstechnik, als er der Casting-Direktorin Franziska Aigner begegnete, die ihn für die Rolle anwarb. Dabei ging es um ihn als Typen und nicht um ein fußballerisches Talent.
Im echten Leben kann er wenig mit Fußball anfangen
Er sei ein Fitness-Begeisterter und arbeite als „Personal Trainer“ mit Faible für Bootcamp, Pilates und auch Tanz, sagt Dokyi. Dabei habe er festgestellt, dass die Menschen nicht mehr richtig zur Ruhe kämen. Der Schlaf reiche nicht mehr aus zur Regeneration. Deshalb habe er „eine Ruhe-Oase“ schaffen wollen, „wo die Leute ihren Stoffwechsel aktivieren können“.
Funktionieren soll das mithilfe von Magnetfeldtherapie, Radiofrequenztherapie und Ultraschall. In einem Raum des kleinen Studios steht ein bequemer Sessel, im anderen eine Liege, die mit einer technischen Vorrichtung verbunden ist. Dokyi verspricht seinen Kunden, dass sie in 45 Minuten die ultimative Entspannung finden. Parallel arbeitet er weiter als Schauspieler. Er sei vor Jahren in einem Tatort zu sehen gewesen, sagt er, öfter habe er auch Hauptrollen in Abschlussfilmen an der Hochschule für Film und Fernsehen übernommen. Aktuell sei er an einer Serienproduktion von Amazon Prime beteiligt, die kommendes Jahr zu sehen sein werde.
Auch mit den Krimis in Niederkaltenkirchen geht es weiter. Wobei Castro Dokyi nicht verrät, ob Buengo wieder mit von der Partie sein wird. Aktuell liege sein Augenmerk darauf, die „Vital Lounge“ zur Marke auszubauen, sagt er. Weitere Standorte seien geplant, der nächste bereits fest in Niederbayern.