Unterschleißheim:Die Lösung für saubere Luft ist nah

Leopoldina: Schulen so bald wie möglich wieder öffnen

Luftfilter sollen helfen, dass es weiter Präsenzunterricht gibt und Klassenzimmer nicht leer bleiben müssen.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Der Stadtrat diskutiert über die Anschaffung von Filtergeräten für Schulen und Kitas. Eine ortsansässige Firma stellt sogar solche Maschinen her

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

In der Corona-Krise ist Eigeninitiative manchmal Gold wert. So wie an der Grundschule in der Ganghoferstraße in Unterschleißheim, wo ein Vater für zwei Klassenräume und den Hort jeweils zwei Luftfiltergeräte organisiert hat, die die Gefahr reduzieren sollen, dass sich Schüler mit dem Coronavirus infizieren. Welche Erfahrungen die Lehrer, die Kinder und die Schulleitung im Kampf gegen die Corona-Pandemie mit den Geräten machen, ist derzeit von größtem Interesse. Rektorin Eva Benz-Böll hält den Einsatz der Geräte für "praktikabel", solange sie nicht auf maximaler Leistung laufen und laut brummen. Auf Stufe vier von sechs sei das machbar, sagt sie. Alle 20 Minuten Lüften und Maskenpflicht seien trotzdem selbstverständlich.

Geräte wie an der Ganghoferschule sähen die Verantwortlichen in den Rathäusern im Landkreis lieber heute als morgen in allen Schulen und Kindertagesstätten. Überall wird nach einer Studie der Bundeswehruniversität Neubiberg, wonach diese Filtergeräte signifikant die Viruslast in der Raumluft senken können, über deren Einsatz diskutiert. Der Stadtrat von Unterschleißheim tat es am Donnerstagabend intensiv, nachdem die SPD einen Dringlichkeitsantrag eingebracht hatte, mobile Luftreinigungsgeräte für Klassen und Fachräume, Lehrerzimmer und Gruppenräume in Schulen und Kitas in Unterschleißheim anzuschaffen. Insbesondere in schwierig zu belüftenden Räumen sollten diese aufgestellt werden. Die Sitzung, die coronabedingt im Festsaal des Rathauses stattfand, geriet phasenweise zu einem technischen Fachseminar. Aber es floss auch reichlich praktische Erfahrung mit ein - denn Unterschleißheim hat viel zu bieten.

In der Stadt laufen Filtergeräte nicht nur in einigen Klassenzimmern, sie werden dort sogar hergestellt. Die Firma Buschek Lufttechnik ist eines der führenden Unternehmen in der Branche. Und dieser Tage geben sich dort Kommunalpolitiker "die Klinke in die Hand", wie es Geschäftsführer Thomas Buschek sagt. Das Interesse sei riesig. Immer wieder geht es bei den Besuchen in den Firmenräumen an der Siemensstraße darum, ob die Geräusche der Filtergeräte im Unterricht verträglich sind. Die Firma arbeitet in Kooperation mit der Grundschule an der Johann-Schmid-Straße daran, die Geräte leiser zu bekommen. Man sammle gerade Erfahrungen, sagt Buschek und gibt sich zuversichtlich, die Laufgeräusche minimieren zu können. "Das ist lösbar." Und er sagt auch: "Wir können das liefern." Das größte Problem sei aktuell aber die Unsicherheit auf Seiten der Kommunen, was die Beschaffung der Apparate angeht.

Wie viele Fragezeichen es noch gibt, war im Stadtrat zu erleben. Die Wirksamkeit der Luftfilter zweifelte kaum jemand ernsthaft an. Dennoch beschloss das Gremium erst einmal, 80 000 Euro freizugeben, um CO₂-Ampeln für Schulen und Kindertagesstätten anzuschaffen. Darüberhinaus sollen Anträge für Filteranlagen in Räumen gestellt werden, in denen gar nicht gelüftet werden kann und für die deshalb der Freistaat ein Zuschussprogramm aufgelegt hat. 250 000 Euro steuert die Stadt dafür bei. Für alle weiteren Räume soll aber erst einmal ein Konzept erstellt werden. SPD-Fraktionschef Thomas Breitenstein pochte auf eine schnelle Lösung und eine Entscheidung über eine Anschaffung bereits im nächsten Hauptausschuss. Aber Bürgermeister Christoph Böck (SPD) bremste. Dies sei schlicht nicht leistbar. Es müssten erst noch alle Klassenzimmer und Räume in Kindertagesstättenräume inspiziert und dahingehend bewertet werden, ob und wo sich Luftfilter anböten. Von 400 Räumen war die Rede.

Darüberhinaus geht es auch um die Frage, ob die Geräte gekauft, geleast oder gemietet werden sollen, und letztlich darum, möglichst unter einer Anschaffungssumme zu bleiben, die eine europaweite, langwierige Ausschreibung notwendig macht. Man würde schon gerne bei der heimischen Firma Buschek die Geräte beziehen. Die stünde bereit.

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