Süddeutsche Zeitung

Unterschleißheim:Hauptsache: Gegen die Ampel

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An einem Demonstrationszug durch die Stadt nehmen gut 200 Protestierer teil. Was sie eint, ist ihre Ablehnung der Bundesregierung.

Von Martin Mühlfenzl, Unterschleißheim

Es ist nur ein einziger Traktor, der sich nach Unterschleißheim verirrt hat. "Vielleicht wollte er einfach nicht nach München reinfahren", sagt Stefan Schraut und lacht. Auch der Dienstellenleiter der Polizeiinspektion 48 in Oberschleißheim ist mit seinen Kollegen an diesem Montagnachmittag in der Stadt nördlich von Münchens, um einen Demonstrationszug zu begleiten, der von einem Autohaus im Norden der Stadt einmal quer durch den Ort bis zum Rathausplatz zieht. Anders als in München sind in Unterschleißheim die Protestierenden vor allem zu Fuß unterwegs - und erheben Forderungen, die nicht nur mit den von der Ampelkoalition geplanten Kürzungen in der Landwirtschaft zu tun haben.

Viele der Demonstranten - laut Polizei sind es etwas mehr als 200 - tragen bei dem Marsch durch die Stadt orangefarbene Warnwesten. Ein paar Fahrzeuge begleiten den Demonstrationszug, auch ein Abschleppwagen ist darunter. An diesem hängt ein Transparent mit der Forderung: "Die Ampel muss weg!" Eine Frau hält ein Schild hoch mit dem Verkehrszeichen für Sackgasse - darauf sind die drei roten Punkte für die Ampel aufgezeichnet. Am einzigen Traktor des Protestzugs ist eine Deutschlandfahne mit dem Bundesadler befestigt.

Es sind aber vor allem die kleinen Botschaften auf den Transparenten, die zeigen, dass es hier nicht nur um Agrardiesel oder die Kfz-Steuer auf landwirtschaftliche Fahrzeuge geht. "Keine Erhöhung der LKW-Maut" fordert einer der Demonstrierenden. Andere wenden sich gegen die Erhöhung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie, ein weiterer will Steuererhöhungen gleich in Gänze verhindern. Und ein Mann im Militärparka sieht auf seiner Deutschlandfahne, die er verkehrt herum mit sich führt, gleich das ganze "Land in Not". Die Deutschlandflagge auf dem Kopf - sie wurde und wird vor allem auf Pegida- und Querdenker-Demonstrationen gezeigt und steht für die Ablehnung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Dennoch verzeichnet die Polizei bei der Demonstration keine Rechtsverstöße.

Schon während der Hochphase der Corona-Pandemie waren in Unterschleißheim immer wieder Demonstrationszüge durch die Stadt unterwegs, bei denen sich Menschen gegen die Auflagen der Bundesregierung wandten; unter ihnen auch immer wieder Querdenker mit Verschwörungstheorien. An diesem Montag bleibt alles friedlich, wie der örtliche Polizeichef berichtet. "Es war alles angemeldet und nach 40 Minuten war die Messe auch schon gelesen", sagt Schraut. Am Rathausplatz löst sich der Zug zügig auf.

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