Advent:Das große Klingelingeling

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Wenn die Alpakas auf den Rathausplatz kommen, beginnt der Christkindlmarkt. An vier Wochenenden ist in Unterschleißheim viel geboten. (Foto: Catherina Hess)

In Unterschleißheim hat am Freitagnachmittag der Christkindlmarkt geöffnet – es ist der einzige im Landkreis München, der an allen vier Adventswochenenden stattfindet. Neben 44 Buden erwartet die Besucher täglich ein Bühnenprogramm.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Vielleicht wird es manchem schon beim Anblick der knuffigen Tiere warm. Aus Alpaka-Wolle lässt sich ja wunderbare Winterkleidung fertigen. Auf dem Rathausplatz in Unterschleißheim stimmt jedenfalls am Freitagnachmittag eine Handvoll der Tiere aus dem Hochland der Anden auf den Christkindlmarkt ein. Der findet bereits zum 37. Mal statt und hat sich im Münchner Umland zu einem Weihnachts-Hotspot entwickelt. An allen vier Adventswochenenden kommen sicher auch heuer Tausende Besucher bei viel Klingelingeling in Adventsstimmung. Es ist der einzige Markt im Landkreis München, der die ganze Adventszeit andauert.

Unterschleißheim ist nicht Rothenburg ob der Tauber und nicht Dachau mit seiner attraktiven Altstadt. Die junge Stadt im Münchner Norden geizt mit natürlichem Charme. Doch vielleicht gibt man sich gerade deshalb besonders viel Mühe. Im Rathaus gibt es eine rührige Event-Abteilung, die sich darum kümmert, dass Plätze übers ganze Jahr bespielt werden: Der Wochenmarkt auf dem Rathausplatz ist eine Institution, das Lohhofer Volksfest nicht minder. Und auch der Christkindlmarkt zieht Menschen an. Traditionen gibt es dort mittlerweile auch.

So wie den offiziellen Auftakt mit dem Bürgermeister. Der eröffnet traditionell am Freitag vor dem ersten Advent um 17 Uhr die Weihnachtszeit. Mit einem Drücken auf einen roten „Buzzer“ entzündet Christoph Böck (SPD) 25 000 LED-Lichter – heuer an einer 35 Jahre alten und elf Meter hohen Nordmanntanne vor dem Rathaus, die im Wald zwischen Mainburg und Moosburg geschlagen wurde. Dieses Mal fällt die Eröffnung übrigens auf Böcks Geburtstag, den 58.. „Ich hab’ mir einen Christkindlmarkt gewünscht“, sagt der Bürgermeister schmunzelnd.

Silvia Herzog erwartet in Unterschleißheim einen regen Zulauf. Bei ihr gibt es statt Glühwein zur Abwechslung Glühbier. (Foto: Catherina Hess)

Silvia und Alexander Herzog aus München sind mit ihrer „Glühbier-Hüttn“ zum ersten Mal in Unterschleißheim. Einen Würstlstand haben sie auch noch. Am Tag vor der Eröffnung hängt Silvia Herzog noch einen Glitzer-Christbaum in ihren Stand und zieht rote und silberne Weihnachtsgirlanden aus einer Kiste. Es ist nasskalt, ein Mann fragt nach Glühbier und wird von Herzog vertröstet. Noch sei zu, sagt die Münchnerin. Ihr Mann schwärmt unterdessen vom Adventsmarkt in Bad Füssing. „Einer der schönsten Weihnachtsmärkte in Bayern.“ Dagegen habe man voriges Jahr in Altötting einen „totalen Reinfall“ erlebt: kaum Umsatz.

Unterschleißheim erwartet auf jeden Fall wieder einen belebten Markt mit insgesamt 44 Buden und einem Kinderkarussell. In der Vergangenheit drängelten sich die Besucher phasenweise durch die Marktgassen. Ein Bühnenprogramm lockt jeden Tag. Die Stadtkapelle spielt, ein andermal intonieren die Schlosspfeiffer aus Oberschleißheim Weihnachtslieder oder das Ensemble „Münchner Blechreiz“. Eine Rock- und Oldieband ist für den zweiten Advent angekündigt, ferner ein Austro-Pop-Konzert, ein Gospelchor und eine ukrainische Folkloregruppe. Die Singer-Songwriter Sophie Kompe und Benjamin Straßer präsentieren bei „Poetry meets Pop“ ihre selbst geschriebenen Songs. Schüler singen am dritten Advent und die Wendlsteiner Musikanten spielen am vierten. Zwischendurch mischt die Unterschleißheimer Krampusgruppe die Marktbesucher auf.

Kunst gegen all das grauslige Übel in der Welt: Stefanie Ihlefeldt und Carla Gruber von der Künstlerpalette an ihrem Stand. (Foto: Catherina Hess)

Viele örtliche Ensembles präsentieren sich. Etwa die Unterschleißheimer Künstlerpalette 1990. Theresia Maier schmückt mit Freunden vor dem Start noch deren Stand neben dem großen Christbaum, alle wärmen sich an Glühwein. „Wir sind hier zur Unterhaltung und zur Werbung“, sagt Maier. Man wolle die Besucher auf die Ausstellung der Künstlerpalette unter dem Titel „Kontraste“ hinweisen, die am 12. Dezember mit einer Vernissage im Bürgerhaus beginnt. Am Stand kann man ein kleines Büchlein mit 20 Bildern aus Oberschleißheim und Unterschleißheim und Texten erwerben. „Die Kunst geht in unserer grausligen Zeit etwas unter“, sagt Carla Gruber, die mithilft, damit der Stand der Künstergruppe vorweihnachtliche Wärme und Trost spendet.

Der Christkindlmarkt Unterschleißheim findet vom ersten bis vierten Adventswochenende immer freitags bis sonntags von 14 bis 21 Uhr auf dem Rathausplatz statt. Die Imbissbuden sind bereits von 12 Uhr an geöffnet. Das ganze Programm gibt es unter https://www.unterschleissheim.de

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