Unterschleißheim:Business Campus geht vor

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Hotel-Pläne sollen Gewerbegebiet nicht beeinträchtigen

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

In eine knifflige Situation ist die Planung des Unterschleißheimer "Business Campus" geraten. Die Pläne, südlich des gerade entstehenden Gewerbegebiets an der Landshuter Straße ein Hotel und ein Boardinghaus zu errichten, hätten die Lärmkontingente für die Firmen dort deutlich limitieren können. Ein Vertreter des Investors formulierte drastisch, mit dieser Reglementierung wäre "das Konzept des Business Campus gestorben". Auch Gutachter Rudolf Liegl kam zum Ergebnis, dass die Einschränkungen "erhebliche Auswirkungen" auf den Campus hätten. Der Bauausschuss des Unterschleißheimer Stadtrats hat sich nun entschieden, den Lärmkonflikt auf dem Nachbargrundstück zu regeln und die Entwicklung des Business Campus unangetastet zu lassen.

Als der Gewerbestandort unter der Flagge von EADS und später Siemens entwickelt wurde, wurden die südlich angrenzenden Parzellen nach und nach in die Objektplanung einbezogen, sogar als Unterpunkt unter gleicher Nummer des Bebauungsplans. Letzter gültiger Baurechtsstand ist die Widmung als Parkplatzanlage. Jedenfalls war die Nutzung stets ein Gewerbegebiet.

Für die Neuentwicklung des Business Campus hieß das, dass sich die Planung an der Südseite des Areals keine Einschränkungen auferlegen musste. Während an der Nord- und der Ostseite wegen der anliegenden Wohnbebauung bauliche Maßnahmen zur Schalldämmung vorgesehen werden mussten, konnten die lärmintensiven Teile der Anlage nach Westen und Süden konzentriert werden. In den Auflagen für das neue Gebiet sind die zulässigen Lärmwerte in diese beiden Richtungen um neun Dezibel höher als zur Wohnbebauung, in der Lärmskala ein drastischer Wert.

Nun hat aber der Eigentümer der südlich angrenzenden ehemaligen Parkplatzfläche Pläne vorgelegt, dort Beherbergungsbetriebe in großem Stil errichten zu wollen. Damit verändert sich die Bewertung der Lärmauflagen für den nördlich angrenzenden Business Campus, auch wenn das Hotel-Vorhaben noch nicht formell Planreife erlangt hat. Im laufenden Genehmigungsverfahren für den Business Campus haben die südlichen Anlieger folglich Einspruch eingelegt.

Nach intensiver Debatte und bewehrt mit einem 70-seitigen Lärmgutachten wies der Bauausschuss den Einspruch mit neun zu vier Stimmen ab. Stattdessen muss nun der Lärmbelastung durch das Gewerbegebiet auf dem Nachbargrundstück Rechnung getragen werden. So muss dort ein 40 Meter breiter Grenzstreifen von sogenannter "schützenswerter" Bebauung freibleiben, also sind beispielsweise keine Schlafräume mit nach Norden zu öffnenden Fenstern möglich. Dass sich die seit Jahrzehnten auf eine unlimitierte südliche Nachbarschaft stützende Planung auf den letzten Metern nun plötzlich ändere, könne nicht der plankonformen Entwicklung angelastet werden, so die mehrheitliche Lesart; verändern müsse sich stattdessen die Planung, die auch ihre Inhalte geändert habe. Als Geste wurde den Planern des Business Campus auferlegt, die Lärmwerte nach Süden um ein Dezibel zu reduzieren. Dies sei "eine zumutbare Beschränkung", sagte der Gutachter.

"Wir verkehren unsere Absichten völlig, wenn wir dem Business Campus jetzt auferlegen, mit einem Wohngebiet als Nachbar zu planen", fasste Thomas Breitenstein (SPD) die Mehrheitsmeinung zusammen. Martin Reichart (Freie Bürgerschaft) regte an, den Konflikt in der konkreten Baugestaltung zu lösen. Die Zufahrt zu dem Einkaufsmarkt und das Parkhaus, die auf dem Campus nach Süden orientiert sind, könnten mit deutlich besserem Lärmschutz ausgestattet werden und würden so den Konflikt mit dem Nachbargrundstück real aufheben. SPD und CSU schlossen sich dem mit einem Appell an die beiden Grundeigner an, die Grenzprobleme auf dem Verhandlungsweg zu beheben. Die formale Festlegung wurde gleichwohl mit den Stimmen von SPD, ÖDP und drei Stadträten der CSU gegen Grüne, Freie Bürgerschaft und zwei CSU-Stadträte in den Bebauungsplänen verankert.

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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