Unterschleißheim:Bloß kein Hochhaus

Der Unterschleißheimer Stadtrat befürwortet eine Verdichtung im Gewerbegebiet Hartwiesen, wenn sie in die Breite geht

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Könnte der Besitzer des Gewerbeareals Hartwiesen an der Kreuzstraße bauen, wie er es sich vorstellt, stünde hier, am südlichen Ortseingang, direkt am Waldrand, bald das höchste Haus der Stadt: ein Mehrzweckgebäude mit Büros, Restaurant und Zimmer für Langzeitgäste. Aber daran ist angesichts der Hochhaus-Phobie in Unterschleißheim nicht zu denken, und so hat sich im Bauausschuss des Stadtrates nicht mal jemand wirklich aufgeregt über die Bauvoranfrage, die kürzlich im Rathaus eingegangen ist.

Verändern wird sich das kleine Gewerbegebiet zwischen Bundesstraße 13 und Kreuzstraße trotzdem, mal wieder. Denn schon vor Jahren zog dort ein großer Nutzer ein: der Paketdienstleister DHL. Erst kam das Frachtzentrum an der Bundesstraße 13, dann folgte im vergangenen Februar eine neue, hochmoderne Zustellbasis ein Stück weiter westlich. Wo früher Pakete von Hand sortiert wurden, geschieht das jetzt automatisiert über Förderbänder und Rutschen bis zur Verladung in die gelben DHL-Fahrzeuge. 32 000 Pakete mit Ziel Unterschleißheim, Dachau, Karlsfeld, Bergkirchen, Oberschleißheim, Garching, Eching und Freising können dort täglich sortiert werden. Jetzt hegt DHL wieder Optimierungs- und Ausbaupläne.

Das Gewerbegebiet Hartwiesen besteht aus zwei Teilen, dem östlichen Teil an der B 13, und dem westlichen Teil im Besitz der Firma Hama, wo schon jetzt die mechanisierte Sortieranlage steht. Dort sind auch die neuen Logistikhallen für DHL geplant, eine davon wird 250 Meter lang. Einen Bebauungsplan gibt es bereits seit den Siebzigerjahren, das Baurecht wurde bislang nicht ausgeschöpft, somit steht einer Verdichtung nichts im Wege.

Auch nicht die Tatsache, dass der Grüngürtel entlang der Kreuzstraße verschwinden wird, damit die neuen Hallen die gewünschten Dimensionen erhalten. Immerhin: Das Biotop zwischen den beiden Gewerbegebietsteilen bleibt erhalten. Was, von dem Hochhaus abgesehen, die Stadträte für die Neubaupläne einnahm, war die Tatsache, dass der ebenfalls auf dem Hama-Grundstück ansässige Baustoffrecyclingbetrieb auch eine neue Halle bekommt, in der künftig die angelieferten Container ausgeschüttet und sortiert werden. Das bedeutet für die Anwohner auf der gegenüberliegenden Seite der Kreuzstraße, dass es weniger Lärm und Staub geben wird. Immer wieder kamen in der Vergangenheit Klagen aus Lohhof-Süd über derlei Belästigungen.

Das 50 Meter hohe Mehrzweckgebäude mit Büros, Gastronomie und integriertem Boardinghouse aber hat keine Chance auf Verwirklichung. Schon in der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung steht, dass bezüglich der anvisierten Wandhöhe von bis zu 50 Metern - also über der Hochhausgrenze - "noch einiger Klärungsbedarf" bestehe. Bislang ist im Bebauungsplan eine maximale Wandhöhe von 15,2 Metern vorgesehen.

Die städtebauliche Wirkung eines Solitär-Hochhauses, wie auch die Verschattung durch eines solches Gebäudes "würde sicher eine erneute Hochhausdiskussion herbeiführen", heißt es weiter. Die Höhenentwicklung müsse deshalb im Zuge der Bebauungsplanänderung weiter diskutiert werden. Aus Sicht der Verwaltung wäre es praktikabler, bei dem Gebäude die Grundfläche zu erhöhen und stattdessen die Wandhöhe auf ein Maß von beispielsweise 24 Meter zu senken, was den Höhen im Unterschleißheimer Gewerbegebiet entspräche.

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