Unterschleißheim:Baupläne der Stadt sprengen den Rahmen

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Die Stadt Unterschleißheim will das bisherige Tankstellengrundstück an der Bezirksstraße bebauen. (Foto: Robert Haas)

Ein Einkaufsmarkt und Generationenwohnen passen kaum auf das Grundstück an der Bezirksstraße

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Einkaufsmagnet, Wohnungen, Generationenwohnprojekt: Bei der künftigen Nutzung des bisherigen Tankstellen-Grundstücks an der Unterschleißheimer Bezirksstraße kriegt die Stadt nicht alle ihre Absichten unter einen Hut, zumindest nicht innerhalb der gültigen Rahmenbedingungen. Der Stadtrat hat sich jetzt vertagt, um Schwerpunkte zu setzen - oder die Spielregeln zu ändern.

Das Grundstück an der Ecke zur Buchenstraße soll von der Stadt selbst bebaut und zum Entrée der Bezirksstraße ausgebaut werden. Dazu soll es einen attraktiven Einzelhandelsmarkt beherbergen, um Kunden in die Einkaufsmeile zu ziehen, und darüber üppig Wohnraum bieten, im Idealfall für ein Generationenwohnprojekt. Und attraktiv soll es an der exponierten Stelle auch noch ausschauen. Unter den Vorgaben des Bebauungsplans kann das Rathaus diese Pläne allerdings vergessen. Eine Machbarkeitsstudie hat aufgezeigt, dass für einen Vollsortimenter mit etwa 1500 Quadratmetern Platzbedarf, wie er stets Überlegungsgrundlage war, nicht ausreichend Raum zur Verfügung steht. Lediglich gut 850 Quadratmeter Fläche könnten für Gewerbe freigeschlagen werden, was für einen Drogeriemarkt beispielsweise ausreichen würde. Und ein kleines Café ginge sich auch noch aus.

Wohnungen könnten laut Studie etwa 17 entstehen. Im Sozialausschuss des Stadtrats hatte ein Experte vergangene Woche darauf hingewiesen, dass sich ein Mehrgenerationenwohnen aber erst ab 20 bis 25 Wohnungen trage und dazu auch noch Gemeinschaftsräume nötig seien. Soll man auf den Einkaufsmarkt verzichten oder auf das Generationenprojekt? Im Bauausschuss des Stadtrats wurden unterschiedliche Schwerpunkte erkennbar. Die Grünen setzen ihren Fokus auf das Generationenwohnprojekt, für dessen Realisierbarkeit mehr Raum geschaffen werden sollte. Die SPD dagegen rückte davon ab. "Die Kombination passt so nicht", sagte ihre Stadträtin Annegret Harms. Lieber solle mehr Wohnraum geschaffen werden, ohne flankierendes Projektkonzept, das die Planung einenge. Brigitte Weinzierl (CSU) und Thomas Breitenstein (SPD) plädierten dafür, ein attraktives Gewerbeangebot weiter als Grundlage aller Gedankenspiele zu bewahren. Stefan Diehl (CSU) erinnerte daran, dass eben dieser Gewerbemagnet einst die Motivation der Stadt gewesen sei, das Grundstück überhaupt zu kaufen und selbst zu entwickeln.

Martin Reichart (Freie Bürger) forderte hingegen, sich weder im Gewerbe- noch im Wohnansatz zu beschränken, sondern stattdessen den Bebauungsplan so zu ändern, bis es passt. An der zentralen Stelle seien Ausnahmeregeln vertretbar, argumentierte er. Als Entscheidungsgrundlage soll jetzt eine weitere Studie erstellt werden, die auf die derzeit baurechtlichen Vorgaben keinerlei Rücksichten mehr nimmt, sondern die Planung von den gewünschten Inhalten her denkt.

Architektonisch war der Neubau in der Studie mit einem eingeschossigen Markt und darüber zwei separaten Baukörpern skizziert worden. Fünf Maisonettewohnungen sollten auf dem Marktdach Platz finden und daneben zwölf weitere Wohnungen in einem fünfstöckigen Turm, der als gestalterische Marke den Beginn der Bezirksstraße signalisieren sollte.

© SZ vom 11.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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