Unterschleißheim:Grüne halten Fällungen für überflüssig

Unterschleißheim: Im Bereich der Michael-Ende-Schule sind viele Schüler unterwegs. Die Grundschüler kommen bisher überwiegend aus dem Norden, nicht von Süden an den Münchner Ring.

Im Bereich der Michael-Ende-Schule sind viele Schüler unterwegs. Die Grundschüler kommen bisher überwiegend aus dem Norden, nicht von Süden an den Münchner Ring.

(Foto: Florian Peljak)

Jürgen Radtke und Tino Schlagintweit wollen die Bäume an der neuen Michael-Ende-Schule erhalten. Sie verlangen ein Verkehrskonzept und pochen auf Prüfungen zum Artenschutz.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Kommenden Montag könnten erstmals Motorsägen aufheulen, um Bäume zu fällen und Platz für die große Baustelle am Münchner Ring zu schaffen. Der Neubau der Michael-Ende-Grundschule soll beginnen. Dessen ungeachtet erhöhen die Grünen im nur 200 Meter entfernten Rathaus den Druck, die Planungen im letzten Moment noch zu ändern. Sie kämpfen mit Rückenwind aus der Bürgerschaft darum, den Wall an der Straße und dort zumindest einen Teil des Baumbestands noch zu erhalten. Am Montagabend ging Grünen-Stadtrat Jürgen Radtke im Bauausschuss mit einem Antrag und einem Fragenkatalog in die Offensive. Er stellte dabei im Kern die Notwendigkeit der Fällungen überhaupt infrage.

Die Debatte über den Schulbau lief über Jahre. Aber die Entscheidung, den Wall mit dem bis zu 40 Jahre alten Baumbestand komplett zu entfernen, fiel erst im vergangenen November und ging ganz anders aus, als es die Grünen erwartet und erhofft hatten. Seitdem laufen sie Sturm. Sie sammeln Unterschriften, eine Online-Petition für den Erhalt des Grünstreifens in der Stadtmitte fand bis Dienstag 770 Unterstützer. Einige davon verfolgten die Sitzung des Bauausschusses, wo Radtke zunächst nicht über Bäume, sondern über sichere Schulwege redete. Doch die Zielrichtung war klar - denn ein Hauptargument gegen den Wall ist der breitere Geh- und Radweg, der ohne diesen möglich wird.

Die Schule wird in Nachbarschaft zum bestehenden alten Gebäude neu hochgezogen. Doch während die Schule bisher zur Raiffeisenstraße ausgerichtet ist, soll der Haupteingang des Neubaus nach Süden zum Münchner Ring hin situiert werden. Die Grundschule bekäme einen ähnlichen öffentlichen Auftritt zur Straße hin wie das Gymnasium und die Realschule. Jürgen Radtke forderte nun aber Aufklärung darüber ein, ob die Mehrzahl der Schüler künftig überhaupt über den Münchner Ring zum neuen Schulhaus kommen würden. Denn bisher kämen 80 Prozent vom Norden, ganz sicher fußläufig über den Meschendörferweg. Sollte das weiterhin so sein, was Radtke wegen des sicheren Wegs auch sinnvoll fände, wäre der geplante Ausbau der Wege am Münchner Ring überflüssig. "Haben wir für die neue Planung jemals untersucht, wie die Schüler zur Schule kommen?", fragte er.

Unterschleißheim: So sähe der Schulbau nach einer Visualisierung der Grünen ohne Wall am Münchner Ring aus.

So sähe der Schulbau nach einer Visualisierung der Grünen ohne Wall am Münchner Ring aus.

(Foto: Visualisierung: Tino Schlagintweit)
Unterschleißheim: Und so mit Wall.

Und so mit Wall.

(Foto: Visualisierung: Tino Schlagintweit)

Bürgermeister Christoph Böck (SPD) widersprach deutlich. Man habe sich sehr wohl Gedanken gemacht. Der Münchner Ring werde in dem besagten Abschnitt insgesamt stark von Schülern genutzt werden, prophezeite Böck auch mit Blick auf den Weg von der S-Bahn zur Realschule und zum Gymnasium. Auch die Montessorischule werde am Münchner Ring bald errichtet. Es gebe dazu Berechnungen. Radtke forderte dennoch, ein Zählgerät aufzustellen. Ein Verkehrskonzept für die Michael-Ende-Schule habe man noch gar nicht beschlussmäßig behandelt.

Die Grünen haben am Dienstagabend im Umwelt- und Verkehrsausschuss in einem Antrag eine aus ihrer Sicht lückenhafte artenschutzrechtlichen Prüfung auf dem für den Neubau der Michael-Ende-Schule vorgesehenen Areal bemängelt. Die Verwaltung konnte dies aber weitgehend entkräften. Bürgermeister Christoph Böck (SPD) bestand im Anschluss darauf, dass Tino Schlagintweit (Grüne) der Verwaltung in der Sache ein rechtskonformes Vorgehen bestätigt, was letzterer auch tat.

Für eine von den Grünen im übrigen gewünschte Nutzung der alten Sporthalle während der Bauphase sieht das Rathaus keine Möglichkeit, weil wegen der Abläufe die Halle früh abgerissen werden müsse. Zum wünschenswerten Erhalt des naturnahen Pausenhofareals will sich das Rathaus noch äußern.

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