Unterschleißheim:Ausweg aus einer verfahrenen Situation

Lohhof-Süd kann vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Die Umsetzung der Pläne hängt an der Zustimmung mehrerer Behörden - und am Geld

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Wer am Vor- oder frühen Nachmittag durch den Unterschleißheimer Ortsteil Lohhof-Süd fährt, kann sich kaum vorstellen, welche Szenarien sich im Berufsverkehr auf den Durchgangsstraßen des ruhigen Wohnviertels abspielen. Dann stehen die Autos bisweilen Stoßstange an Stoßstange, wo sich die Fahrbahn durch parkende Autos verengt, Anwohner kommen nicht auf ihre Grundstücke, Busse stecken fest. Seit Jahren klagt man über die Autofahrer, die sich die Ampeln und den Stau auf der Bundesstraße 13 sparen, auf dem Weg in und zum Hauptort Unterschleißheim und quer durch Lohhof-Süd abkürzen.

Jetzt haben die Anwohner Maßnahmen erarbeitet, Kostenpunkt: 400 000 Euro; doch es ist nicht der hohe Preis, der eine sofortige Realisierung unwahrscheinlich macht, birgt sie doch noch ganz andere finanzielle Risiken.

Vor allem die Mallertshofer und Haimhauser Straße in Lohhof-Süd werden vom Durchgangsverkehr belastet. Zu Stoßzeiten macht er 80 Prozent der Autos aus, durchschnittlich ist es gut die Hälfte. Das Problem: Jede spürbare Verkehrsmaßnahme schneidet die Lohhof-Südler selbst von den umgebenden Hauptverkehrsadern ab und wird entsprechend kritisch gesehen. Eine Umgehungsstraße ist nicht möglich, denn sie würde durch das Naherholungsgebiet Berglwald verlaufen. In diesem Dilemma startete die Stadt vor einigen Jahren die Suche nach Lösungen gemeinsam mit den Betroffenen, ein Beispiel gelungener Bürgerbeteiligung sollte es werden. Eineinhalb Jahre lang trafen sich die Bewohner in Arbeitskreisen, um gemeinsam mit Vertretern des von der Stadt beauftragten Verkehrsplanungsbüros Dorsch verkehrliche Maßnahmen aufzutun. Im Sommer vergangenen Jahres fand die abschließende Bürgerversammlung statt, bei der sich die Anwesenden für drei Maßnahmen aussprachen.

Erstens eine optimierte Ampelschaltung an der Kreuzung B 13 und Staatsstraße 2053 am Kreuzhof, weitere Abbiegespuren am Kreuzhof in beide Richtungen, nach München und nach Unterschleißheim, und schließlich eine Verkehrsinsel auf der Staatsstraße 2053 vor der Einmündung der Mallertshofener Straße, die das Abbiegen für aus Richtung Oberschleißheim kommende Fahrzeuge nach Lohhof-Süd verhindert. Seither prüfte Dorsch Consult die Vorschläge, kürzlich stellte ein Mitarbeiter den Stadträten das Ergebnis vor.

Machbar, wirkungsvoll und etwa 400 000 Euro teuer; so lautete das Fazit der Verkehrsplaner. Doch weil die Staatsstraße nicht im Verantwortungsbereich der Stadt liegt und die Bundesstraße schon gar nicht, sind vorab noch eine Reihe von Gesprächen mit anderen Behörden nötig. Das freilich stellt nicht das Hauptproblem bei der Umsetzung der Verkehrsinsel oder Abbiegespuren in die Bundesstraße dar. Vielmehr werden sich an der Kreuhof-Kreuzung die Verkehrsströme in absehbarer Zeit massiv verändern und zunehmen. Dann nämlich, wenn die Gaststätte Kreuzhof abgerissen, die dort geplante Tankstelle gebaut und auch das angrenzende Gewerbegebiet voll belegt ist. Verbindliche Aussagen dazu, wie die Einmündung von dort in die Staatsstraße einmal aussehen soll, etwa mit einer zusätzliche Ampel, gibt es aus dem Staatlichen Bauamt bislang laut Rathaus nicht. Dazu kommt, dass das Gebiet, auf dem sich der Gewerbepark und das Gaststättengrundstück befinden, zu Oberschleißheimer Flur gehört. Bastian Albrecht aus der Unterschleißheimer Stadtverwaltung erklärte den Stadträten die Problematik so: "Es besteht die Gefahr, dass der, der an der Leine reißt, der ist, der alles bezahlen muss." So einigte man sich im Verkehrsausschuss darauf, zuerst die Behördengespräche zu führen und die Sache erneut dem Stadtrat vorzulegen.

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