Unterschleißheim:Augen zu und durch

Obwohl die Kreuzung an der Le-Crès-Brücke zum Engpass wird, hält Unterschleißheim an Plänen fürs Stadtzentrum fest

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Mit den anstehenden Entwicklungen von Business Campus und "Koryfeum" in Unterschleißheim wird die Kreuzung des Münchner Rings mit Raiffeisen- und Robert-Schumann-Straße künftig zu Stoßzeiten zum Engpass. Und über diesen überlasteten Knoten soll jetzt auch noch das neue Stadtzentrum erschlossen werden, in dem 300 neue Wohnungen entstehen und die Ladenkapazität verdreifacht wird. In der Planung des neuen Rathausplatzes geht der Stadtrat dennoch davon aus, dass sich das Problem irgendwie lösen lässt.

Rund 4000 zusätzliche Verkehrsbewegungen pro Tag über die Le-Crès-Brücke sind jetzt schon prognostiziert, wenn die beiden neuen Gewerbeareale am Nordende des Münchner Rings in Vollbetrieb sein werden. Dann erhält die Kreuzung am Fuß der Brücke im morgendlichen Berufsverkehr auf der Skala von A bis F die Bewertung D und in der abendlichen Stoßzeit F - schlechter geht es nicht mehr. Tolerabel ist gerade noch D.

Wenn nun aber auch noch das Einkaufszentrum IAZ und das Postgelände am Rathausplatz in den geplanten Dimensionen umgebaut werden, kommen noch einmal mehr als 4000 Auto- und Lkw-Fahrten täglich dazu. Die Zufahrt zu den Tiefgaragen der Wohn- und Ladenkomplexe ist ebenso wie der Lieferverkehr ausschließlich über die Robert-Schumann-Straße möglich.

Als Sofortmaßnahme hat der Bauausschuss des Stadtrats am Montag beschlossen, dass die Kreuzungskapazität durch zwei weitere Fahrspuren aufgebessert werden soll. Sowohl von der Robert-Schumann-Straße in den Münchner Ring als auch vom Ring in die Raiffeisenstraße werden Rechts-Abbiegespuren angestückelt. Mittelfristig soll die Robert-Schumann-Straße zur Einbahnstraße in Südrichtung werden und östlich des Münchner Rings ein Pendant in Nordrichtung erhalten.

Und versucht soll auch werden, die Tiefgaragen der IAZ- und Post-Nachfolger mit den bestehenden Tiefgaragen unter dem Platz so zu vernetzen, dass eine Alternativzufahrt über Raiffeisen- und Robert-Koch-Weg erfolgen kann. Als andere Option sahen die Verkehrsplaner nur einen zusätzlichen Durchstich vom Münchner Ring in die Tiefgaragen ohne Umweg über die Robert-Schumann-Straße - aber für diese Lösung müsste eine Unterführung unter der Raiffeisenstraße gebaut werden, was neben den Kosten einen immensen Eingriff in das Grundstück des Kindergartens "Arche" an der Ecke Raiffeisenstraße/Münchner Ring bedeuten würde. Theoretisch denkbar wäre auch ein Kreisverkehr anstelle der Kreuzung, der angesichts der Belastung dann aber zweispurig geführt werden und einen Durchmesser von etwa 40 Metern haben müsste.

Ohnehin haben die Verkehrsgutachter bei ihrer Prognose schon einen maximalen Anteil an Rad- und Fußgängerverkehr für das neue Einkaufszentrum am Rathausplatz angenommen. Ansonsten wäre die Verkehrsbelastung des Knotens noch deutlich stärker ausgefallen und die Lösungsansätze noch kniffliger. Diese Annahme sei angesichts der maximal zentralen Lage des Rathausplatzes inklusive der S-Bahn-Anbindung vor der Ladentüre freilich vertretbar, versicherte Gutachter Christoph Hessel vom Büro Gevas.

Dann müsse diese Annahme aber unterfüttert werden, mahnten Grüne, ÖDP und SPD. Von Anfang an müsse in die Erschließungspläne ein Fahrradkonzept integriert werden, forderte Thomas Breitenstein (SPD), nicht nur Autostraßen geplant und dann Radwege angefügt. Jürgen Radke (Grüne) rügte, die Konzeption folge nur "den ganz alten Mustern": Verkehrsanstieg werde prognostiziert, Straßen werden erweitert. "Wir setzen nirgends darauf, den Kfz-Verkehr zu vermeiden", klagte er.

Theo Pregler (CSU) fasste die Situation so zusammen, "dass wir keine Lösung haben, aber so tun als ob". Die CSU hatte freilich zuvor bei der Neugestaltung des Rathausplatzes auch noch die Ansiedlung von Fachmärkten gefordert, die angesichts des überregionalen Einzugsgebiets den Verkehr dann noch einmal wachsen hätten lassen. "Für einen Media-Markt ist ganz sicher kein Platz mehr", merkte Bürgermeister Christoph Böck (SPD) angesichts der Prognosezahlen an.

Gegen die Stimmen von Jürgen Radke und Bernd Knatz (ÖDP) entschied der Ausschuss mit zehn zu zwei Stimmen, die Ansätze einer zweiten Erschließung über Raiffeisen- und Robert-Koch-Straße weiter zu verfolgen und ein Rad- und Fußwegekonzept mit einzubeziehen. Sollten so keine akzeptablen Prognosen erreicht werden, müsse über die Dimension der Neubauten am Rathausplatz neu nachgedacht werden.

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