Unterschleißheim:Anliegern stinkt es

AR Recycling, Ingolstädter Landstraße 89, Garching (Hochbrück)

Müll soweit das Auge reicht. Die Betriebe in Lohhof-Süd sind keine angenehmen Nachbarn.

(Foto: Florian Peljak)

Ein Aktionsbündnis aus Lohhof-Süd geht gegen Geruchsbelästigung, Staub und Lärm vor. Benachbarte Betriebe sollen künftig Vorgaben des Landratsamts einhalten. Ein Anwalt soll das durchsetzen.

Von Julian Weber, Unterschleißheim/Garching

Gestank, Staub und Lärm: Seit mittlerweile 20 Jahre beschweren sich die Bewohner des Unterschleißheimer Stadtteils Lohhof-Süd über die Beeinträchtigungen, die von der Firma AR-Recycling ausgehen. Nur ein paar hundert Meter entfernt - aber auf Garchinger Gebiet - entsorgt der Betrieb massenweise Altholz und Grünabfälle.

Der Konflikt zwischen den Anwohnern und dem Holzverwerter geht jetzt in eine neue Runde: Um ihre Interessen durchsetzen zu können, haben einige Bürger das "Aktionsbündnis Lohhof-Süd gegen Gestank und Krach" gegründet. Das Ziel der Bürgerinitiative ist, gegen die Belastungen durch Lärm und Immissionen wie Staub, Chemikalien und Gerüche vorzugehen.

"Die Häcksler für das Altholz laufen oft schon frühmorgens."

"Der Hauptgrund für das Bündnis ist der Gestank in unserem Stadtteil. Als wir uns in der Nachbarschaft umgehört haben, ist uns aber aufgefallen, dass viele Menschen auch einem unerträglichen Maß an Lärm ausgesetzt sind", sagt Eckhard Kirchner, Vorsitzender des neuen Vereins. Der Lärm komme vor allem von einem Logistik-Areal der DHL, auf dem bis spät in die Nacht noch Aufleger für Lkw rangiert würden. Zu der Belästigung würden aber auch AR-Recycling und die zweite Verwertungsfirma an dem Standort, BTU Hartmeier, beitragen: "Die Häcksler für das Altholz laufen oft schon frühmorgens an. Außerdem werden die Recyclingbetriebe von 1000 Lastern am Tag angefahren."

Eckhard Kirchner kennt sich mit Umweltthemen aus. Der ehemalige Stadtrat war Mitglied im Bau-, Umwelt- und Verkehrsausschuss. Später war er zwölf Jahre lang Referent für Umwelt und Verkehr. Laut Kirchner, der selbst Anwohner ist, gibt es für die Geruchsbelästigung zwei Ursachen. Beide gingen vom Gelände der Firma AR-Recycling aus: "Einerseits stinkt es nach den verrottenden Grünabfällen. Auf dem Gelände wird aber auch chemisch belastetes Altholz geschreddert. Dabei entsteht ein penetranter Gestank, der sich durch den Holzstaub verbreitet." Wenn der Wind aus Osten kommt seien die Anwohner erheblich beeinträchtigt.

"Wir haben in München nirgends Luft wie auf der Alm. Aber wenn der Gestank zu uns zieht, können wir nicht mehr im Garten sitzen und müssten alle Fenster schließen", sagt Kirchner.

Es gab schon viele Klärungsversuche

Die Geschichte der Beschwerden und Klärungsversuche ist lang: Es gab Gespräche im Landratsamt, eine Unterschriftenaktion, an der sich 289 Bürger beteiligten und einen runden Tisch im Rathaus. Auch im Landesamt für Umwelt und bei der Regierung von Oberbayern haben sie ihr Anliegen vorgebracht. Genutzt hat das aus Sicht der Bewohner aber nicht viel, erst in diesem Jahr habe sich die Lage etwas verbessert. Die sei aber noch lange nicht gut.

Für die Stadt Unterschleißheim ist der Fall klar: "Wir sind noch nicht mit allen Details des neuen Bündnisses vertraut, haben aber natürlich größtes Interesse daran, dass unsere Bürger nicht über Gebühr belastet werden. Außerdem müssen alle gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden", erklärt der Referent des Bürgermeisters, Thomas Stockerl. Für das Immissionsschutzrecht sei aber das Landratsamt zuständig, entsprechende Beschwerden würden weitergereicht.

Genau da liegt der Hauptkritikpunkt des neuen Bündnisses: Die Anwohner werfen den Betrieben vor, dass sie teilweise über 20 Jahre alte Auflagen des Landratsamtes nicht einhalten würden. "Zum Beispiel muss AR-Recycling beim Schreddern das Holz mit Wasser benetzen, damit der Staub nicht in die Luft gerät. Aber nasse Hackschnitzel lassen sich eben nicht so gut an Verbrennungsanlagen verkaufen", sagt Kirchner. Bewiesen werden könne das aber nicht.

Vereinsmitglieder wollen von Tür zu Tür gehen

"Wenn wir uns beim Landratsamt über etwas beschweren, dann wird kontrolliert und dann passiert auch was. Vor allem Landrat Christoph Göbel hat sich da sehr engagiert. Aber die Landratsmitarbeiter können auch nicht immer daneben stehen, spätestens nach ein paar Wochen stinkt es wieder", sagt Kirchner.

In den nächsten Wochen wollen die Vereinsmitglieder von Tür zu Tür gehen, um möglichst viele Anwohner von der Initiative zu überzeugen. Mit Mitgliedsbeiträgen und Spenden soll dann eine Anwaltskanzlei beauftragt werden, die die Interessen der Bewohner gegenüber den Behörden und den Betrieben vertreten soll. Mit dem Geld sollen dann auch Gutachter beauftragt werden, die Immissionen in Lohhof-Süd zu untersuchen.

Das genaue Vorgehen soll auf einer Mitgliederversammlung abgestimmt werden, aber das Ziel der Anstrengungen ist klar: "Wir wollen, dass die Betriebe die Auflagen des Landratsamts peinlichst genau einhalten und das auch kontrolliert wird. Wenn uns nichts anderes übrig bleibt werden wir auch versuchen, das gerichtlich durchzusetzen."

Weder das Landratsamt München noch die Firma AR-Recycling waren am Montag für eine Stellungnahme erreichbar.

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