Corona und Schulen:Kommunen ringen um Luftreiniger

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Sie sind teuer und der Nutzen ist umstritten: Dennoch setzen Feldkirchen und Garching auf Raumluftreiniger und gehen teils kreative Wege.

Von Irmengard Gnau und Anna-Maria Salmen, Garching/Feldkirchen

Für die Schülerinnen und Schüler im Landkreis haben die Sommerferien begonnen, sie können nun hoffentlich ein wenig Abstand zu den leidigen Fragen gewinnen, wie Unterricht in Zeiten einer Pandemie auszusehen hat. Doch im Hintergrund dreht sich das Diskussionsrad um die beste Ausstattung der Klassenzimmer stetig weiter. Diese konzentriert sich vor allem auf die Frage: Sollen dort Luftfilter installiert werden? Auch die Kommunalpolitiker in Garching und Feldkirchen haben sich in ihrer letzten Zusammenkunft vor der Sommerpause zu einer Entscheidung durchgerungen - mit unterschiedlichen Ergebnissen.

Klar wurde in beiden Orten: Der Druck auf die Kommunen, etwas zu unternehmen, ist groß und hat sich durch das von der Staatsregierung angekündigte Förderprogramm noch verstärkt. In Feldkirchen machte zu Beginn der Sitzung eine Bürgerin ihrem Ärger darüber Luft, dass nicht bereits mobile Geräte für die Grundschule angeschafft worden seien. Auch in Garching hätten die Schulen Druck, im Herbst "etwas vorweisen zu können", berichtete Olga Stein von der Bauverwaltung. Gleichwohl wollen die Kommunen keine reine Symbolpolitik betreiben, die sie viel kostet, aber womöglich wenig nachhaltig ist. "Wir brauchen etwas, was auch im Winter Unterricht ohne Frieren ermöglicht", fasste der Garchinger SPD-Stadtrat Joachim Krause zusammen.

Die mobilen Luftreiniger ersparen das regelmäßige Fensteröffnen nicht, sondern sind nur ein ergänzender Baustein zur Bekämpfung der Pandemie. Mit fest verbauten Lüftungsanlagen müsse man hingegen seltener lüften, erklärte Feldkirchens Bürgermeister Andreas Janson (UWV); sie würden zudem die allgemeine Qualität der Raumluft verbessern und wären somit die nachhaltigere Lösung. Für den - weitaus teureren - Neueinbau von Raumlufttechnischen Anlagen (RLT) in Einrichtungen für Kinder unter zwölf Jahren gibt es zurzeit eine bundesweite Förderung. Gleichwohl bleibt auch hier ein großer Eigenanteil, den die Kommunen selbst zu tragen haben.

Laute Geräte werden abgeschaltet

In Feldkirchen wie auch in Garching betonten die Kommunalpolitiker, das Wohl der Kinder liege ihnen sehr am Herzen und daran wolle man auch nicht sparen. Dennoch bleibt Skepsis. "Wir sind bereit, Luftfilter anzuschaffen, auch wenn wir schon in Frage stellen, ob das wirklich die richtige Maßnahme ist", sagte Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD). Grünen-Vertreterin Daniela Ried verwies hingegen auf Studien, die eine gewisse Verringerung der Virenlast in der Luft durch Filtergeräte nachgewiesen haben. Unter diesen Gesichtspunkten sei die Anschaffung von Luftreinigern bereits als Gewinn zu sehen. Ihr Grünen-Kollege Tobias Schmitt aus Feldkirchen, selbst Lehrer, berichtete hingegen aus eigener Erfahrung, dass mobile Luftfiltergeräte im Unterricht so laut seien, dass konzentriertes Arbeiten nicht möglich sei - viele Lehrkräfte schalteten sie daher ab. Zudem würden die Geräte häufig verrutscht und verfehlten damit ihre Wirkung.

In Feldkirchen stimmte der Gemeinderat schließlich überein, an der einzigen gemeindlichen Grundschule fest verbaute Lüftungsanlagen zu installieren. Wie viel das kosten wird, ist noch unklar. In Garching fand das Gremium zu einem Kompromiss: Ein Ingenieurbüro soll den genauen Bedarf in allen Schulräumen, Horten und Kindertagesstätten erheben. Für die Grundschule West und die Mittelschule werden stationäre Luftreinigungsgeräte angeschafft, da diese Schulgebäude längerfristig absehbar in ihrem jetzigen Zustand bleiben werden. Für die Grundschule Ost und die Grundschule Hochbrück hingegen sind in naher Zukunft umfassende Sanierungen oder ähnliche Arbeiten geplant; diese beiden Schulen sollen daher mit mobilen Filtergeräten ausgestattet werden.

Vor einem Problem stehen freilich sowohl Feldkirchen wie auch Garching gemeinsam mit vielen anderen Kommunen im Landkreis: Bis zum Beginn des neuen Schuljahres 2021/22 im September werden die Anlagen noch nicht installiert sein. Angesichts der riesigen Nachfrage nach Luftfiltern derzeit ist absehbar, dass sowohl die mobilen Geräte als auch feste Anlagen erst in den folgenden Monaten geliefert werden können.

© SZ vom 31.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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