Unterhaching:Wege aus dem Getümmel

Unterhaching: Radfahrer, Fußgänger, Bus und Autofahrer - die Unterhachinger Hauptstraße gilt als hoch frequentiert.

Radfahrer, Fußgänger, Bus und Autofahrer - die Unterhachinger Hauptstraße gilt als hoch frequentiert.

(Foto: Claus Schunk)

Unterhaching sucht nach Ideen, wie auf der belebten Hauptstraße der Verkehr entzerrt werden kann. Die einen fordern Platz für einen Radweg, die anderen pochen auf Parkplätze. Und dann ist da noch der Busverkehr

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Morgens früh um viertel vor acht wird die Unterhachinger Hauptstraße ihrem Namen gerecht. Vor allem Fußgänger und Radfahrer sind hier unterwegs in Richtung Kubiz, in dessen Nachbarschaft sich Grundschule und Gymnasium befinden. Noch müssen sie sich einen Weg teilen. "Hoch frequentiert" nennt die Verwaltung den Streckenabschnitt nach einer Verkehrszählung an einem durchschnittlichen Donnerstag im Mai vergangenen Jahres und ist froh, dass sich hier bislang noch kaum Unfälle ereignet haben, insbesondere auch, weil die Radfahrer gerne mal nebeneinander fahren. Ein Radweg könnte Abhilfe schaffen, so die Überlegung. Doch eine Umsetzung dieser Idee erweist sich als hoch kompliziert.

Fünf Varianten hat das Referat Ortsentwicklung dem Bauausschuss am Dienstagabend vorgelegt. Mit und ohne diverse Grünstreifen, teilweise mit reduzierter Fahrbahn. Angedacht ist ein gegenläufiger Radweg auf der Westseite, denn im Osten radeln die wenigsten, auch wenn sie das in Richtung Bahnhof eigentlich auf dieser Seite sollten. Alle diese Vorschläge eint allerdings, dass Parkplätze an der Hauptstraße wegfallen würden. Ob das wirklich eine gute Idee ist? Das Gremium reagiert gespalten. Die Grünen finden das schon, andere würden am liebsten die Radfahrer ganz aus der Hauptstraße verbannen und außenrum leiten.

Aber auch wenn man den Radfahrern Gutes tun will und Parkplätze nicht so wichtig findet, muss an dieser Stelle in Unterhaching einiges mehr bedacht werden, wie Thomas Portenlänger, Leiter des Referats Bürgerservice, erläuterte. Beschleunigt werden könnten die Radler durch einen eigenen Weg nur auf 300 Metern, dann gelangen sie sowohl bei der Schulstraße auf der einen Seite als auch vor dem Bahnhof am anderen Ende in Bereiche mit vielen Fußgängern. Dies mache eine Reduzierung der Geschwindigkeit notwendig, so Portenlänger. Und dann gebe es auf dem Streckenabschnitt auch noch 13 Ein- und Ausfahrten, ein Teil davon werde häufig genutzt, da sich dort Ärztehaus, Apotheke und Einzelhandel befänden, am Ende auch noch Kreissparkasse und Post. Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) gab zudem zu bedenken, dass am Bahnhof bislang vier Buslinien, mit den beiden neuen Expresslinien zukünftig sechs ihren Halt haben. "Das ist keine banale Geschichte", sagte er. Die Gemeinde müsse sich um diesen Verkehrsknotenpunkt kümmern, gerne wolle er aber Vorschläge sammeln, diese in einer Gemeinderatsklausur besprechen und dann die Bürger beteiligen.

Eine völlig andere Idee hat Franz Felzmann (CSU) jetzt schon parat: Man könnte parallel zur Hauptstraße entlang der S-Bahn eine Fahrradstraße errichten und die Radler direkt an der Schulstraße in eine Tiefgarage unter den Sportplätzen leiten. "Das wäre ein ganz anderes Lebensgefühl für die Radfahrer", findet er. Die Parkplätze zwischen Bahnhof und Kubiz blieben so zumindest erhalten, was Julia Mittermeier (Freie Wähler) ganz wichtig findet. "Sie wegzumachen, sehe ich wegen der vielen Geschäfte und Arztpraxen als großen Fehler", sagte sie. Nicht alle Leute kämen mit dem Fahrrad zum Arzt und man könne ihnen auch nicht vorschreiben aufs Rad zu steigen. "Was sollen wir dem 80-Jährigen sagen, der einen Termin beim Orthopäden hat?" Es gebe nun mal unterschiedliche Interessen, "und wir haben auch die Autofahrer". Es gebe dort sowieso nicht viele Parkplätze, pflichtete Bernard Maidment (FDP) ihr bei. Er denkt auch, man könnte die Fahrräder über die Schulstraße leiten. Auch die ehemalige Grüne, Gertraud Schubert von den Freien Wählern, findet: "Wir können nicht alles nach den Radfahrern ausrichten, damit die schnell fahren können."

Während die Grünen eine "nachhaltige Verkehrspolitik" anmahnten, zugleich aber betonten, den Leuten das Autofahren nicht verbieten zu wollen, fällt es Bürgermeister Panzer schwer zu glauben, dass die Radfahrer sich umleiten ließen: "Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und fährt die kürzeste Strecke."

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