Unterhaching:Von einer Traglufthalle in die nächste

Unterhaching, Oberbibeger Straße, Errichtung von zwei Traglufthallen für Flüchtlinge,

Neben der bereits bestehenden Traglufthalle sind zwei neue Hallen errichtet worden, die am Dienstag besichtigt werden können.

(Foto: Angelika Bardehle)

Weil die Genehmigung ausläuft, wird die provisorische Unterkunft für Asylbewerber in Unterhaching bald abgebaut. Dafür stehen nun zwei kleinere unmittelbar daneben. Denn noch immer gibt es nicht genug feste Häuser.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Traglufthallen gehören im Landkreis München seit bald einem Jahr zum gewohnten Erscheinungsbild in gleich sieben Gemeinden. Doch läuft die Genehmigung für diese sogenannten fliegenden Bauten nach zwölf Monaten aus. Denn es gibt keine Verlängerung der als Notunterkunft von Asylbewerbern genutzten elastischen Hallen, spätestens Ende August muss bei vier Exemplaren die Luft raus.

Das mag im Falle Unterhaching etwas erstaunen. Sind doch direkt neben der seit vergangenen Sommer stehenden Traglufthalle an der Biberger Straße gerade erst zwei kleinere Hallen aufgebaut worden, die an diesem Dienstag von 17 bis 18.30 Uhr besichtigt werden können.

Diese zusätzliche Notunterkunft ist entgegen den ursprünglichen Planungen des Landratsamts von vor einem Jahr nun notwendig geworden, weil es in dieser Zeit nicht gelungen war, ausreichend Plätze in festen Unterkünften zur Verfügung zu stellen. Auch der von der Regierung von Oberbayern verhängte Baustopp machte das Vorhaben, demnächst ganz auf Traglufthallen zu verzichten, zunächst einmal zunichte. Zwar gab es wenig später dann doch noch grünes Licht für immerhin zehn Objekte. Eine ganze Reihe hängt aber noch immer in der Warteschleife. Derzeit hofft der Landkreis auf die Freigabe weiterer geplanter Unterkünfte. Acht bis zehn stehen laut Landratsamt ganz oben auf der Prioritätenliste von ursprünglich einmal anvisierten 200 Unterkünften, unter denen sich allerdings auch ganz kleine private Wohnungen befanden.

1265 Menschen leben derzeit in Traglufthallen

Insgesamt 2153 Asylbewerber leben derzeit im Landkreis noch in Notunterkünften, 1 265 von ihnen in den Traglufthallen, 688 in Containern. Dazu gerechnet wird der Platz für 200 Personen in der Erstaufnahmeeinrichtung in dem ehemaligen Gebäude des Musikkorps der Bundeswehr in unmittelbarer Nachbarschaft zu den derzeit drei Traglufthallen.

Dass nun auf diesem Areal die eine Halle abgebaut wird und zugleich zwei neue in Betrieb genommen werden, ist offenbar hauptsächlich den Vorgaben geschuldet, dass ein solches Bauwerk nur ein Jahr lang stehen kann. "Die Genehmigung läuft aus", begründet eine Sprecherin des Landratsamt das Vorgehen. Auch weist sie darauf hin, dass in der alten Halle nur etwa 300 Personen Platz haben, während in den beiden Nachfolgemodellen insgesamt 437 Asylbewerber wohnen könnten.

Auch im Unterhachinger Rathaus versucht man, die Sache positiv zu sehen: "Das zeigt, dass die Prognosen des Landratsamt zutreffen und die erste Halle nach einem Jahr abgebaut wird", sagt Rathaussprecher Simon Hötzl. Er weist zudem darauf hin, dass die nun errichteten Hallen der zweiten Generation besser zur Unterbringung geeignet seien als das Vorjahresmodell. Statt alles unter einem Dach zu positionieren, hat man nun die Gemeinschaftsräume, den Sanitärbereich und die Essensausgabe in Container ausgelagert, die sich zwischen den beiden eigentlichen Hallen befinden.

Das Konzept der Hallen wurde weiterentwickelt

Unter dem aufblasbaren Dach sind nur noch die Schlafkabinen eingebaut. "Das Konzept wurde weiterentwickelt", sagt Hötzl und spricht sogar von einem "Quantensprung". Unterhaching habe sich aber vor allem auch zum Aufbau neuer Traglufthallen auf dem Gemeindegebiet bereit erklärt, um zu vermeiden, dass erneut Turnhallen im südlichen Landkreis für die Unterbringung von Flüchtlingen benötigt würden.

Ob nun die Leute aus der alten direkt in die neue Traglufthalle in Unterhaching übersiedeln, konnte das Landratsamt noch nicht sagen. Derzeit erscheint es ohnehin etwas kompliziert, wer, wann in welche Unterkunft wechselt. Denn sobald die Asylbewerber anerkannt sind, dürfen sie eigentlich nicht mehr in den Gemeinschaftsunterkünften wohnen. Allerdings werden sie meist dort weiterhin geduldet, da sie sonst obdachlos wären, weil die Gemeinden aber meist nicht genügend Unterkünfte für diesen Personenkreis zur Verfügung haben.

So leben derzeit insgesamt 445 sogenannte Fehlbeleger in den Unterkünften, ein Teil eben auch in den Traglufthallen. In die fertiggestellten Wohnstätten wie die Feel-Home-Häuser konnten sie bisher nicht umziehen, weil die bislang nur den Flüchtlingen zur Verfügung stehen, die noch auf die Entscheidung über ihren Asylantrag warten.

Eine Ausnahme macht das Landratsamt in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, wo anerkannte Asylbewerber derzeit in Wohnwagen leben. Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) hat die Zusage, dass die dort lebenden sieben Männer sowie eine Frau mit ihren beiden Kindern umziehen dürfen. Wenn bald die Traglufthallen abgebaut werden, muss auch für die dort derzeit geduldeten anerkannten Flüchtlinge eine Lösung gefunden werden.

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