Mitten in Unterhaching:Haarsträubende Statistiken

Die Bewohner der Gemeinde werden besonders oft nach ihrer Meinung gefragt - mit erstaunlichen Ergebnissen.

Kolumne von Iris Hilberth, Unterhaching

Umfragen haben normalerweise vor allem kurz vor Wahlen Hochkonjunktur. In Unterhaching ist das ein bisschen anders. Da sind Befragungen fast schon etwas Alltägliches. Zu wissen, wie der Bürger tickt, ist für Kommunalpolitiker ganz wichtig, für die Unterhachinger offenbar ganz besonders. Die Ergebnisse von diversen Jugendumfragen stapeln sich im Rathaus und über die Gestaltung einer Freifläche auf der Stumpfwiese konnten Anwohner schon so oft auf Fragebögen und an Mitmachtafeln ihre Meinung kundtun, dass wohl keiner mehr mitgezählt hat.

Unvergessen ist auch der Vorstoß der SPD im vergangenen Jahr, die Jugendlichen über ihre Beziehung zu den Wertstoffsammelstellen zu befragen. Es war natürlich eine etwas skurrile Idee, von Schülern wissen zu wollen, an welchen Tagen sie die Müllhäuschen nutzen und wie sie dort hinkommen. Die Umfrage kam dann auch nicht zustande, weil selbst die Mehrheit der Kollegen im Gemeinderat das seltsam fand. Dafür startete das Rathaus im selben Jahr eine Biomüllumfrage, bei der es sogar etwas zu gewinnen gab, nämlich den Erlass der Abfallgebühren für ein Jahr. Auch wenn in Unterhaching Spielplätze umgestaltet werden, wird erst mal gefragt: Welche Rutsche hättet ihr denn gerne?

Nun scheinen die Unterhachinger offenbar keineswegs genervt von der ständigen Fragerei zu sein, sodass sie bereits selbst Erhebungen starten. So wollte kürzlich jemand in einer Facebook-Gruppe wissen: "Sagt doch mal, was liebt ihr an Unterhaching?" Zur Auswahl standen Freibad, Hachinger Bach, Landschaftspark, Gewerbegebiet und der "Gemeindecharakter". Das Rennen hat bei 634 Teilnehmern der Bach gemacht, die meisten anderen Vorschläge haben auch ein paar Prozent bekommen. Leer ausgegangen sind hingegen "Friseure und Apotheken".

Null Prozent für diese beiden Berufsgruppen, die Unterhaching so lebens- und liebenswert machen. Leute! Schon vergessen, wie das war, als nach dem ersten Lockdown alle zum Haareschneiden wollten? Nicht an die vielen Senioren gedacht, für die eine hohe Apothekendichte wichtig ist? Tatsächlich gibt es in der Gemeinde acht Apotheken und laut Google 20 Friseure. Übrigens ist durch eine Umfrage mal herausgekommen, dass 72 Prozent aller Menschen an wahllos aufgestellte Statistiken glauben. Und noch etwas: 96 Prozent der Leute, die sich ein Erdnussbutter-Marmelade-Sandwich machen, schmieren als erstes die Erdnussbutter aufs Brot und 40 Prozent der Menschen bügeln ihre Klamotten in ihrer Unterwäsche oder komplett nackt.

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