Die beiden Schränke hinter dem Wertstoffhäuschen am Unterhachinger Friedensplatz sind noch nicht mal vollends aufgebaut gewesen, da stand davor schon der erste Umzugskarton. Darin: Kindersachen, Inlineskates und weiteres Spielzeug – alles noch funktionstüchtig und größtenteils gut erhalten. „Es ist unglaublich, wie viel die Leute wegwerfen“, sagt Sabine Spieler und schüttelt den Kopf. Die Vorsitzende des Vereins für Lebensmittelrettung und gegen Ressourcenverschwendung hat den Karton vorerst mit nach Hause genommen, wird ihn aber schon am Mittwoch wieder bringen. Denn dann werden am Friedensplatz die ersten zwei Tauschschränke der Gemeinde offiziell eröffnet.
Die Idee dahinter ist simpel: In die zwei Schränke können Menschen aus dem Ort Haushaltsgeräte, Vasen, Gläser, Kleidung und sonstige Dinge hineinlegen, die noch gut erhalten sind, aber nicht mehr gebraucht werden. Zugleich darf sich daraus jeder kostenlos bedienen. Derlei Tausch- oder Kreislaufschränke gibt es inzwischen in etlichen Städten und Gemeinden. Auch in Unterhaching wird eine alte englische Telefonzelle am Rathausplatz auf diese Weise genutzt, jedoch ausschließlich für Bücher. Über die zwei Tauschschränke am Friedensplatz – einer ist mit „Bücher, CDs, DVDs“ beschriftet, der andere mit „Kleine Gegenstände aller Art“ – sollen nun auch andere Dinge neue Besitzer finden. „Wichtig ist nur, dass die Sachen reinpassen“, sagt Sabine Spieler. „Es soll nichts daneben gestellt und der Tauschschrank nicht für Sperrmüll missbraucht werden.“
Für Sabine Spieler ist ihr neuestes Projekt ein weiterer Baustein zu mehr Nachhaltigkeit in der Gemeinde. Bereits seit 15 Jahren rettet sie ehrenamtlich Lebensmittel, die andernfalls weggeworfen würden. Inzwischen ist aus diesem Engagement ein Verein mit 300 Mitgliedern geworden, der mit circa 30 Supermärkten, Kantinen und Restaurants kooperiert und jede Woche mehr als 1500 bedürftige Menschen mit Essen versorgt. Als Sammel- und Verteilzentrum dient dabei ein Gartenhäuschen vor Spielers Haus, wo wiederum eine Tauschkiste vor der Tür steht. Über sie geben die Vereinsmitglieder Kleidung, Babysachen, Bücher und sonstige Dinge an andere weiter. „Das geht immer erstaunlich schnell weg“, sagt die Vereinschefin. „Und das hat mich auf die Idee gebracht, so eine Tauschbörse auch in Unterhaching anzubieten.“
Die Pilotphase ist auf sechs Monate angelegt
Die Tauschschränke selbst hat Sabine Spieler im Internet erstanden, natürlich aus zweiter Hand. Ihr Ehemann Peter Brecht – „mein MacGyver“, wie sie ihn wegen seines Basteltalents nennt – hat sie dann zusammengebaut und wetterfest gemacht. Schließlich stehen die Tauschschränke im Freien vor der Wertstoffsammelstelle und nicht im Innern des Häuschens, wie es Sabine Spieler anfangs geplant hatte. „Doch das hat mit der Genehmigung leider nicht geklappt.“ Geht es nach ihr, dann wird über die zwei Schränke von Mittwoch ein reger Tauschhandel in Fahrt kommen – wider die Wegwerfmentalität. „In unserer schnelllebigen Gesellschaft werden Dinge viel zu schnell weggeschmissen“, findet Sabine Spieler. „Das hat auch mit Bequemlichkeit zu tun.“
Das Pilotprojekt mit den Tauschschränken ist vorerst auf sechs Monate angelegt. Sollte sich die Einrichtung bewähren, dann wolle man nach weiteren potenziellen Standorten in Unterhaching suchen, sagt Sabine Spieler. „Es geht einfach darum, Sachen, die noch gut sind, länger zu nutzen – und sie nicht einfach wegzuwerfen.“
Der Tauschschrank am Friedensplatz wird an diesem Mittwoch um 13 Uhr mit einer kleinen Feier offiziell eröffnet. Dabei werden Kuchen und Marmelade gegen Spenden für das Projekt verkauft.