Finanziell ist Unterhaching gerade nicht auf Rosen gebettet. Das gilt sowohl für die Gemeinde als auch für den Fußball-Regionalligisten, die Spielvereinigung. Im Rathaus kratzt man gerade das Geld zusammen, um diesen Mittwoch bei der Gemeinderatssitzung einen möglichst ausgeglichenen Haushalt vorzulegen, da wird bekannt, dass auch den bekannteste Sportverein am Ort Geldsorgen plagen. Von nicht gezahlten Gehältern wird berichtet. Das schreckt insofern auch den Gemeinderat auf, da im Haushalt der Erlös aus dem Stadiondeal mit der Spielvereinigung eingeplant ist. Immerhin vier Millionen sollen das sein. Wann das Geld allerdings wirklich fließt und ob das Stadion tatsächlich irgendwann verkauft wird, ist weiterhin unklar.
Bereits vor drei Jahren sind sich die Gemeinde und der Fußballverein einig darüber geworden, dass das Stadion am Sportpark den Besitzer wechselt. Von einer "historischen Entscheidung" war damals die Rede, Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) freute sich, endlich den finanziellen Klotz am Bein los zu werden und dafür 3,3 Millionen zu kassieren. Manfred Schwabl, der Präsident der Spielvereinigung, schmiedete Pläne, was mit der Immobilie alles anzufangen wäre. Dazu gehört auch eine Partnerschaft mit dem American Football-Verein Munich Ravens. Denn die könnten das Stadion zu der Zeit nutzen, wenn die Fußballer in die Sommerpause gehen.
Diese Woche gaben die Footballer bekannt, dass es dieses Jahr nun so weit sei und die Ravens, die in der European League of Football (ELF) antreten, im Unterhachinger Sportpark ihre Heimspiele austragen werden. Ob aber der Deal mit dem Footballverein über eine Vermietung des Stadions an einzelnen Spieltagen hinaus gehen könnte und die Munich Ravens gar finanziell in Unterhaching einsteigen, hängt offenbar vom Stadiondeal mit der Gemeinde ab. Ohne Verträge keine Finanzierung und ohne Finanzierung keine weiteren Geschäfte mit etwaigen Partnern.
Abkommen mit den Footballern noch nicht endgültig
SpVgg-Vizepräsident Peter Wagstyl will sich zu derlei Details nicht äußern. "Wir finden Football geil, es wäre eine tolle Gelegenheit, den Sportpark alternativ zu nutzen, wenn im Fußball Saure-Gurken-Zeit ist", sagt er. Bei der Trendsportart handele es sich um eine Freizeitaktivität für Familien, die in einem friedlichen Umfeld stattfindet, so Wagstyl weiter. Allerdings könne der Verein das Abkommen mit den Ravens noch nicht als endgültig verkünden: "Das geht erst, wenn alle behördlichen Genehmigungen eingeholt sind und das ist bislang nicht der Fall", so Wagstyl. Dass sich Verantwortliche des Football-Klubs im Rahmen der Super-Bowl-Party am Sonntagabend im Audi Dome dazu hinreißen hatten lassen, den Sportpark bereits vor großem Publikum als ihre Spielstätte für die im Juni beginnende ELF-Saison anzugeben, schreibt Wagstyl der Euphorie rund um die Live-Übertragung des großen Football-Finales in voller Halle zu.
Doch zurück zum anvisierten Stadionverkauf, der offensichtlich seit mehr als einem Jahr nicht mehr recht vorankommt. Im Rathaus liegen die Verträge noch immer ohne Unterschriften, "der Deal liegt auf Eis", sagt Bürgermeister Wolfgang Panzer. Man sei sich damals bei einigen Details nicht einig geworden. So soll es etwa um die Flutlichtanlage gegangen sein, die die Spielvereinigung noch vor dem Kauf von der Gemeinde haben wollte. Doch da spielte der Gemeinderat damals nicht mit. Panzer wolle nun eigentlich im März oder April die Verhandlungen mit der Spielvereinigung wieder aufnehmen. Doch ist auch der Bürgermeister - nachdem er in den vergangenen Tagen die Berichte über die Liquiditätsprobleme der Spielvereinigung gelesen hat - zurückhaltend, ob das so schnell etwas wird.
Fakt aber ist, dass die Mittel für den Stadionverkauf unter dem Stichwort "Grundstücksverkäufe" im Haushalt eingeplant sind und die Kommune das Geld dringend bräuchte. Denn nach einer happigen Rückzahlung von Gewerbesteuern in Höhe von zwölf Millionen Euro ist das Gesamtwerk der Gemeindefinanzen sehr wackelig. Allein für den ausgeglichenen Verwaltungshaushalt fehlen aktuell noch 5,5 Millionen. Die Vereine und Institutionen müssen sich auf umfangreiche Kürzungen bei den Fördergeldern einstellen. Die Grünen, die damals gegen den Verkauf des Stadions gestimmt haben, weil sie vor allem das Grundstück in Gemeindehand halten wollen, reagieren entsetzt auf die Nachrichten über den Fußballklub. Grünen-Finanzbeauftragter Armin Konetschny sagt, er sei nach den Berichten skeptisch, ob die Spielvereinigung wirtschaftlich überleben könne. "Der Stadionverkauf steht auf tönernen Füßen. Das sind nur vage Hoffnungen. Es ist unverantwortlich, den Haushalt darauf aufzusetzen."
Eine Aussage, die die Spielvereinigung so nicht stehen lassen will. Auf Nachfrage teilt der Verein mit, dass "die Finanzierung steht, im Rahmen des abgegebenen Angebots". Wie aus Gemeindekreisen zu erfahren ist, hat der Klub im Namen seiner Stadion GmbH vier Millionen Euro für einen 40 000 Quadratmeter großen Umgriff geboten, zu dem nicht nur das Stadion, sondern auch Nebenplätze gehören. Da die jüngsten Liquiditätsprobleme bei der SpVgg dem Vernehmen nach ausschließlich die Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) betreffen, sollte die Finanzierung also stabil sein - sofern nicht die Gemeinde plötzlich einen höheren Kaufpreis aufruft oder das zu verkaufende Areal verkleinert.