Sportförderung:Keine Butterbrezen, keine VIP-Karten

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Gemeinderäte müssen sich ihre Karten für Volleyball-Spiele in Unterhaching künftig selbst kaufen. Bislang zahlte das die Gemeinde. (Foto: Claus Schunk)

Die Unterhachinger Kommunalpolitiker halten trotz knapper Finanzen an den zugesagten Fördermitteln für die Sportvereine fest. Den Eintritt zu Spielen lassen sie sich aber nicht mehr von der Gemeinde zahlen. Denn der ist teurer als die bereits gestrichene Verpflegung bei Sitzungen.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Im Unterhachinger Rathaus hat man wieder einmal das Geld nachgezählt und ernüchtert festgestellt: Es ist weiterhin zu wenig in der Kasse. Also wurde erneut der Rotstift aus der Schublade geholt. Diesmal sollte es die Sportvereine und deren Förderung treffen.

Die Klubs bekommen zum einen kommunale Subventionen streng nach Förderrichtlinien – für 2024 wären das knapp 211 000 Euro. Außerdem kaufte die Gemeinde ihnen jedes Jahr ein paar VIP-Karten für Gemeinderäte ab, deren Preis sich für Volleyball, Fußball und Handball auf 19 000 Euro summieren.

Für den Ferienausschuss des Gemeinderats stellte sich nicht nur die Frage, ob man die Förderzusagen einhalten kann. Auch der Kauf der VIP-Karten bereitete vielen angesichts der knappen Haushaltslage Bauchschmerzen. Will man sich diese Eintrittsgelder zu Sportveranstaltungen noch leisten, wenn man sogar schon die Butterbrezen in den Sitzungen gestrichen hat?

Beide Entscheidungen haben nicht unmittelbar etwas miteinander zu tun. Außer, dass es ums Geld und um den Sport geht. Denn die Fördermittel für den TSV, die Fortuna, die Spielvereinigung, den Skiclub, den Schachclub und die Schützengesellschaft Unterhaching sind eine ausgemachte Sache, die Vereine kalkulieren mit dem Geld, das ihnen bei der Verabschiedung des Haushalts zugesagt wurde. Wie sich jetzt herausstellt, hatte man sich dabei im Rathaus gründlich verrechnet.

Die ursprünglich aufgrund der Richtlinien veranschlagte Summe betrug 320 000 Euro. Darin enthalten ist ein Sonderposten „Personalkostenzuschlag“ für den TSV, den der Gemeinderat so beschlossen hatte. Blieben also noch 220 000 für die normale Förderung. Das hätte so auch gereicht, wäre für den Haushaltsausgleich nicht die gesamte Fördersumme inklusive des Personalkostenzuschusses auf 260 000 gekürzt worden. Wodurch jetzt eben nur noch 160 000 Euro übrig sind und eine Lücke von 51 000 Euro klafft. Mit den Karten würden 70 000 Euro fehlen.

Die Rathausverwaltung hat also diverse Rechnungen angestellt, wie man sich dieses Geld sparen könnte, etwa indem man die Förderrichtlinien entsprechend anpasst und auf die Karten verzichtet. Vielleicht könnte man sich ja dann doch wieder die Butterbrezen stattdessen leisten, überlegte Zweite Bürgermeisterin Johanna Zapf (Grüne). Günstiger als die Karten für 19 000 Euro wären die allemal.

Unterdessen bekam der Vizepräsident des TSV, Robert Langwieser, auf der Zuschauerbank im Rathaus „Schnappatmung“, wie er hinterher zugab. Denn sein Verein wäre der große Verlierer dieser Streichung gewesen, ihm würden so 40 000 Euro aus dem Fördertopf fehlen, wenn die Richtlinien während des laufenden Spiel- und Trainingsbetriebs geändert würden.

Zunächst waren nicht alle im Gremium abgeneigt, das auch zu tun. „Wenn alle sparen müssen, dann auch die Sportvereine“, sagte etwa Max Heiland von den Grünen, sein Parteikollege Armin Konetschny betonte: „Die Botschaft an die Vereine muss sein: Leute, wir haben das Geld nicht mehr in diesen Dimensionen.“ Auch Bernard Maidment (FDP) und Christa Helming (Freie Wähler) sprachen sich für diesen Vorschlag aus.

„Wir können nicht auf Biegen und Brechen die Fördergrundlage ändern“

Da platzte SPD-Fraktionssprecher Peter Wöstenbrink der Kragen: „Was ist hier eigentlich los? Es geht um Planungssicherheit der Vereine. Wir können nicht auf Biegen und Brechen die Fördergrundlage ändern.“ So sah das auch die CSU. „Es kann nicht sein, dass hier ein Fehler passiert und das auf dem Rücken der Vereine ausgetragen wird“, sagte deren Fraktionssprecher Korbinian Rausch. Das sah der Ausschuss schließlich ein und genehmigte die 51 000 Euro überplanmäßigen Ausgaben. Das funktioniert deshalb, weil beim Haushaltsposten „Energiekosten Freibad“ noch etwas übrig ist. Im nächsten Jahr soll neu über die Förderrichtlinien verhandelt werden.

Anders entschied eine knappe Mehrheit über den Kauf der Eintrittskarten. Grüne, FDP, Freie Wähler und Neo-Fraktion strichen den Posten. Viele sahen darin eine indirekte Förderung der Sportvereine. Was Langwieser bestritt: Die „VIP-Karten“ seien durch die Bewirtung ein durchlaufender Posten, sagte er. Es sollte vielmehr die Kontaktpflege im Vordergrund stehen. Klar war – und darauf wies auch Amtsleiter Simon Höztl hin – schenken lassen darf man sich aus Compliance-Gründen die Karten nicht. So müssen die Gemeinderäte den Eintritt zukünftig eben selbst zahlen.

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