Unterhaching:Schöner Scheitern

Theaterabend im Kubiz widmet sich Ringelnatz

In einer erfolgsfixierten Leistungsgesellschaft wie der unseren ist das Scheitern eigentlich nicht vorgesehen - außer, wenn man es in Anlehnung an Samuel Becket ("Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better") zu einem hippen Start-up-Slogan umformulieren kann.

Einer, der wirklich großartig zu scheitern vermochte - ohne an den Kosten-Nutzen-Effekt zu denken - war Joachim Ringelnatz. Bevor der 1883 in Wurzen bei Leipzig geborene Dichter, in den 1920ern als Künstler spürbare Resonanz erfuhr, war sein Leben von einer Vielzahl von Tätigkeiten geprägt, die - zumindest aus ökonomischer Sicht - meist wenig Erfolg zeitigten. Er war schlecht entlohnter Hausdichter im Münchner Künstlerlokal "Simplicissimus", seinen Tabakladen in der Schellingstraße musste er bald wieder schließen, er arbeitete in einer Schlangenbude, machte als Seemann und Vagabund vieles mit, landete auch kurz im Gefängnis. Davon inspiriert haben es sich Heike Feist und Andreas Nickl auf die Fahne geschrieben, "überaus stilvoll zu versagen". Sie begeben sich am Sonntag, 8. August, im Unterhachinger Kubiz unter anderem mit Papierkostümen und Papierrequisiten auf eine Reise durch das Leben von Ringelnatz, einem Mann mit großer Nase und noch größerer Fantasie. "Schöner Scheitern mit Ringelnatz" heißt ihr Bühnenabend, der freilich auch das Wiederaufstehen beinhaltet. Feist und Nickl sehen in jedem Scheitern zugleich eine Chance, hinter jeder verpassten Ausfahrt könne auch ein Lächeln lauern. Die beiden Schauspieler schlüpfen in hohem Tempo in verschiedene Rollen, sind Ringelnatz als Kind, sind Mutter, Geliebte, Militärarzt, Kellnerin und vieles mehr.

Der biografische Theaterabend im Kubiz beginnt um 19 Uhr. Karten zu 17, ermäßigt 14 Euro gibt es unter anderem über https://kubiz-tickets.reservix.de.

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