Mobilitätskonzept in Unterhaching:Rathaus schiebt das Radeln an

Mobilitätskonzept in Unterhaching: An diesem Mittwoch diskutiert der Gemeinderat darüber, ob Unterhaching die Bürger beim Fahrradkauf finanziell unterstützen will.

An diesem Mittwoch diskutiert der Gemeinderat darüber, ob Unterhaching die Bürger beim Fahrradkauf finanziell unterstützen will.

(Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinde legt einen Zuschuss für die Anschaffung von Fahrrädern, E-Bikes und Lastenrädern auf. Bei 13 983 Pkw in der Gemeinde hält man Anreize für den Umstieg vom Auto dringend für geboten.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Wer sich in Unterhaching ein Fahrrad oder ein Pedelec kauft, soll künftig bis zu 30 Prozent der Anschaffungskosten von der Gemeinde bezahlt bekommen. Der Energieausschuss hat sich am Donnerstagabend mit einer Mehrheit von acht zu vier Stimmen für so ein Förderprogramm ausgesprochen, mit dem mehr Menschen im Ort der Umstieg vom Auto auf das Fahrrad schmackhaft gemacht werden soll. Unterhaching will von kommendem Jahr an zunächst 100 000 Euro dafür ausgeben, bei großer Nachfrage den Betrag gegebenenfalls erhöhen. "Der Trend in Unterhaching geht zum Drittauto. Wir wollen aber, dass er hin zum Zweitfahrrad geht", begründete Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) die Initiative.

Aktuell sind im Gemeindegebiet insgesamt 13 983 Pkw zugelassen. Bei 25 250 Einwohnern bedeutet das statistisch: Mehr als jeder Zweite besitzt ein Auto, Kinder eingeschlossen. Allerdings sind Dienstwägen und der Durchfahrtsverkehr noch nicht eingerechnet. Dass es auf Unterhachings Straßen eng geworden ist, weiß jeder, der hier unterwegs ist. Sowohl der fließende als auch der ruhende Verkehr ist an seine Grenzen gekommen. Das schränkt einerseits die Mobilität ein, hat vor allem aber auch gravierende Auswirkungen auf die CO₂-Bilanz und damit auf das Klima.

Bürgermeister sieht in Lastenrädern ein hohes Potenzial

Anna Lambrecht und Vivian Horngacher aus dem Fachbereich "Umwelt und Klimaschutz" im Rathaus haben daher ein Programm zur Förderung des Fahrradverkehrs erarbeitet, auch, weil sie darin die beste Möglichkeit einer Gemeinde sehen, tätig zu werden. Möglichkeiten zur Steigerung der Attraktivität des Fahrrads sieht die Verwaltung zum einen in der Verbesserung der Infrastruktur, vor allem bei Pedelecs und Lastenrädern, aber auch in der Unterstützung bei der Anschaffung. Denn bekanntlich sind solche Gefährte teuer. Liebäugelt man gar mit einem Lastenpedlec, kann das leicht so viel wie ein gebrauchter Kleinwagen kosten.

Aber gerade in solchen Fahrzeugen sieht Bürgermeister Panzer ein hohes Potenzial, zukünftig die Anzahl der Autos auf Unterhachings Straßen zu reduzieren. Die Gemeinde hat vor geraumer Zeit ein E-Lastenrad angeschafft, das von den Bürgern kostenlos ausgeliehen werden kann. Auch Panzer selbst hat kürzlich den Versuch unternommen, damit drei Wasserkästen aus dem Getränkemarkt nach Hause zu fahren. "Hat wunderbar funktioniert", stellte er fest, und einen Parkplatz habe er auch nicht suchen müssen.

Eine Einkommensgrenze ist nicht vorgesehen

Geht es nun nach SPD, Grünen und einem Teil der CSU, kann man für ein Lastenrad vom 1. Januar an 1000 Euro Zuschuss von der Gemeinde bekommen. Für normale Pedelecs liegt die maximale Förderhöhe bei 500 Euro, ein mit Muskeln betriebenes Lastenrad soll mit 500 Euro gefördert werden, ein normales Fahrrad mit 300 Euro, ein Fahrradanhänger mit 200 Euro. Auch für geleaste und gebrauchte Räder soll es Zuschüsse geben. Kommenden Mittwoch muss der Gemeinderat noch darüber entscheiden, ob ein solches Förderprogramm aufgelegt werden soll. In Anspruch nehmen können es laut Vorschlag alle Unterhachinger, sowohl Privatpersonen als auch Gewerbetreibende, gemeinnützige Organisationen und Vereine. Der Zuschuss soll einmal pro Haushalt alle drei Jahre gewährt werden. Eine Einkommensgrenze ist nicht vorgesehen.

Nicht alle im Ausschuss überzeugte jedoch dieses Konzept. Michael Durach (CSU) mahnte an, dass es für das Geld bessere Möglichkeiten gebe, den Co₂-Ausstoß zu reduzieren, als den Leuten neue Fahrräder zu finanzieren, etwa mehr Gebäude an die Geothermie anzuschließen oder 100 000 Bäume zu pflanzen. Er bezeichnete den eingeschlagen Weg gleichwohl als "sehr gut". Florian Riegel (FDP) kritisierte das "Gießkannensystem" und die Grüne Gertraud Schubert, die zwar dem Programm zustimmte, glaubt, dass die Förderung angenommen wird, befürchtet aber, dass damit ein Mountainbike gekauft werde, um durchs Isartal zu brettern. "Dass die Leute aufs Rad umsteigen, passiert noch lange nicht", sagte Schubert. Richard Raiser (CSU), der sich als leidenschaftlicher Radler bezeichnet, mahnte: "Ich bin überzeugt, dass die Leute das Geld nehmen und trotzdem Auto fahren."

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