Unterhaching:Liebeserklärung ans Theater

Raub der Sabinerinnen, Katharina Thalbach

Hält als Theaterdirektor Striese ein flammendes Plädoyer für die "Schmiere": Katharina Thalbach (r.) dürfte auch das Publikum im Kubiz begeistern.

(Foto: Oliver Fantitsch)

Vorstellungen mit Katharina Thalbach oder Jürgen Prochnow prägen Unterhachinger Kultursaison

Von Udo Watter, Unterhaching

Für das, was früher die durch die Lande tingelnden Wanderbühnen in ihren derb-komischen und possenhaften Vorstellungen inszenierten, hat sich das schöne Wort "Schmierentheater" etabliert. Proletarisch-kräftige Stoffe, limitierte Mittel und Schauspieler von zweifelhaftem Ruf sowie beschränktem Können - bekennende Freunde der Hochkultur ließen da nur verächtlich Luft durch die Nase aus. Im Unterhachinger Kubiz hingegen wird das Schmierentheater in der kommenden Spielzeit an einem Abend ausgiebig gefeiert - und die Vorfreude von Kulturamtsleiterin Ursula Maier-Eichhorn ist groß. "Das wird ein besonderes Highlight", sagt sie. Am 8. Januar 2017 wird "Der Raub der Sabinerinnen" aufgeführt, natürlich kein Schmierentheater im klassischen Sinne des Wortes, sondern eine Komödie, in der sich die Handlung um Turbulenzen und Verwicklungen rund um die "Schmiere" dreht und die besonders von Hauptdarstellerin und Regisseurin Katharina Thalbach lebt. Die große Berliner Schauspielerin, die seit vielen Jahrzehnten nicht nur auf der Bühne, sondern auch immer wieder im Kino zu sehen ist ("Die Blechtrommel", "Hände weg vom Mississippi", "Honig im Kopf") agiert hier als kugelrunder Theaterdirektor Striese, der einen berühmten Monolog über das Leben an der "Schmiere" hält. Es wird eine einzige Liebeserklärung an diese spezielle Form der Brettlkunst: "Eine Schmiere, Herr Doktor, das ist ein Platz, ein Plätzchen, wo auf wenigen Quadratmetern mehr Hingebung verlangt und gegeben wird als Sie es sich in Ihrem bürgerlichen Hochmut überhaupt vorstellen können." Die Komödie von Franz und Paul von Schönthan, die besonders von der famosen Bearbeitung von Curt Goetz lebt, ist in dieser Inszenierung seit vielen Jahren ein Publikumsmagnet und Thalbach wurde dafür auch mit dem Publikumspreis "Goldener Vorhang" vom Berliner Theaterclub ausgezeichnet. Für Maier-Eichhorn war es gar nicht so leicht, ein Engagement des Ensembles, zu dem auch Katharinas Tochter Anna Thalbach gehört, zu erwirken, aber schließlich hat es geklappt.

Im neuen Programm für die kommende Unterhachinger Kultursaison gibt es freilich noch weitere interessante Theatervorstellungen. Bernd Seidel, ein im Münchner Süden wohl bekannter Regisseur, zeigt seine neue Produktion "Zu spät! zu Spät! Zu spät!" am 14. Oktober, sechs Tage nach der Ottobrunner Premiere der schwarzen Komödie über das Unwesen der Coaching-Industrie. Neben der Inszenierung des dramatischen Gedichts "Peer Gynt" vom Landestheater Schwaben im November steht am 16. Dezember eine weitere Komödie mit prominenter Besetzung an: Eric Assous' "Ein Mann fürs Grobe" mit Verena Wengler und Jürgen Prochnow, einem der wenigen international erfolgreichen Schauspieler aus Deutschland, der in Filmen wie "Das Boot", "Dune - der Wüstenplanet" oder "Der Englische Patient" mitwirkte. Aber nicht nur ein Hauch von Hollywood oder Berliner Theaterflair wird das Kultur- und Bildungszentrum Unterhaching erfüllen, auch bayerisches Kolorit spielt traditionell in der 24 000-Einwohner-Gemeinde eine wichtige Rolle. Der "Komödienstadel", der zum ersten Mal auf Tournee geht, macht hier Station, die beliebten "Opern auf Bairisch" mit Gerd Anthoff, Conny Glogger und Michael Lerchenberg sind erneut zu erleben oder auch der grantelnde Volksschauspieler Sepp Schauer, der sein Programm "Sturmwarnung - die Siebte", zeigt. "Bei ihm freut es mich besonders, dass er immer wieder zu uns kommt", schwärmt Maier-Eichhorn. Ebenfalls ungebrochen beliebt sind viele Kabarettveranstaltungen, im Kubiz treten in der neuen Spielzeit Größen des Genres wie Thomas Freitag, Arnulf Rating, die Academixer oder die "Wellküren" mit ihrem Jubiläumsprogramm" auf. Comedian Rick Kavanian zeigt sein Programm "Offroad". Ähnlich gut laufen seit vielen Jahren auch die Ballettvorstellungen. Den "Nussknacker" gibt es diesmal sogar zweimal - in einer Version mit Solisten des Bayerischen Staatsballetts und in einer Variante speziell für Kinder. Eine besondere Ballett-Gala steigt zudem im Januar mit Startänzer Alen Bottaini und seinem Ensemble. Ansonsten gibt es wieder einige Klassikkonzerte im Rathausfoyer oder Kubiz mit teils etablierten, teils jungen, vielversprechenden Virtuosen, etwa den Auftritt des hoch interessanten Ensembles "Accademia di Monaco". Prominente Akteure wie Jörg Maurer, Jan Weiler oder Axel Hacke gestalten Lesungen. Darüber hinaus gibt es noch diverse weitere Angebote im Bereich Musik oder Kino, dazu Ausstellungen und wie immer ein umfangreiches Kinderprogramm, darunter das beliebte Musical von der "Kuh, die wollt ins Kino gehn" und Märchenstoffe wie "Des Kaisers neue Kleider " oder "Rapunzel".

Die aktuelle Spielzeit klingt in den kommenden Tagen und Wochen so langsam aus: diesen Samstag, 16. Juli, steht noch eine Inszenierung von Friedrich Dürrenmatts "Die Physiker" an. Und die Woche darauf finden einige Vorstellungen im Rahmen der 60. Theatertage der bayerischen Gymnasien - das Lise-Meitner-Gymnasium ist heuer Gastgeber des Festivals vom 24. bis 27. Juli - auch im Kubiz statt. Wovon man ausgehen kann: Schmierentheater wird das wohl nicht.

Neben dem Theaterabo und dem Kabarettabo ist es möglich, sich ein Wahlabo mit mindestens sechs Vorstellungen zusammenzustellen. Abonnements können seit dieser Woche im Kubiz, Jahnstraße 1 (Tel. 089/66 555 316), erworben werden. Einzelkarten gibt es von kommenden Montag, 18 Juli, an. Der Online-Verkauf beginnt am Freitag, 22. Juli.

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