Corona-Maßnahmen:Der Protest flaut ab

Corona-Maßnahmen: Die wenigen Demonstranten, die am Montagabend in Unterhaching gegen die Corona-Maßnahmen protestierten, waren zum Teil schneller wieder weg, als die Polizei da sein konnte.

Die wenigen Demonstranten, die am Montagabend in Unterhaching gegen die Corona-Maßnahmen protestierten, waren zum Teil schneller wieder weg, als die Polizei da sein konnte.

(Foto: Claus Schunk)

Nur noch wenige kommen zum unangemeldeten Marsch gegen Corona-Maßnahmen in Unterhaching. Politiker von Grünen, CSU und SPD demonstrieren bei der Gegenkundgebung Einigkeit.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Die Befürchtungen aus dem Unterhachinger Rathaus, die Gemeinde am südlichen Stadtrand Münchens könnte sich zum großen Anziehungspunkt für unangemeldete Protestmärsche entwickeln, hat sich so nicht bewahrheitet. Zwar sind am Montagabend erneut Gegner von Corona-Maßnahmen unangekündigt auf die Straße gegangen, nahezu gleichzeitig gab es eine angemeldete Gegendemonstration von Grünen, CSU und SPD auf dem Rathausplatz. Doch wer ein lautstarkes Aufeinandertreffen der beiden Gruppen erwartete, hatte sich geirrt. Es blieb friedlich im Ortszentrum und in den Straßen drumherum - auch ohne Allgemeinverfügung, welche unangemeldete Proteste verbot.

Anders als noch in den Wochen zuvor, in denen Hunderte durch die Straßen marschierten, waren diesmal kaum mehr als 30 bis 40 Leute bereit, zum Ausdruck ihrer Kritik an Impfung, Maskenpflicht und Abstandhalten in der Kälte herumzulaufen. Die lautstarken Proteste derer, die sich Spaziergänger nennen, sind weitgehend verstummt, die Trillerpfeifen offenbar zu Hause geblieben. Einmal rund um das Ortszentrum, flotter als die Polizei das von den Münchner Protestmärschen gewohnt ist, hin und wieder verteilt auf verschiedenen Routen, um die Beamten zu verwirren - das war's.

Corona-Maßnahmen: Mit seinem Lied "A Weißbier in da Sunn" setzte Musiker Roland Hefter nicht nur den Corona-Protesten, sondern auch der Kälte auf dem Rathausplatz etwas entgegen.

Mit seinem Lied "A Weißbier in da Sunn" setzte Musiker Roland Hefter nicht nur den Corona-Protesten, sondern auch der Kälte auf dem Rathausplatz etwas entgegen.

(Foto: Claus Schunk)

Während die etwa 150 bis 200 Zuhörer der Solidaritätskundgebung nach zahlreichen Reden von Politikern, Medizinern und Wissenschaftlern noch Musiker Roland Hefter lauschten, der mit seiner Teilnahme nicht nur den Impfgegnern etwas entgegensetzte, sondern mit seiner Zugabe "A Weißbier in da Sunn" schließlich auch den frostigen Temperaturen und kalten Füßen trotzte, liefen die Teilnehmer des Protestmarschs fast unbemerkt vorüber.

Vor dem Rathaus hatte sich zuvor bereits zum zweiten Mal ein überparteilicher Schulterschluss vollzogen, um Solidarität mit Medizin und Wissenschaft auszudrücken und zum Impfen aufzurufen. Und es ist wohl neben den verbalen Bekundungen als ein Zeichen echter Kooperation zu werten, dass die Grünen-Landtagsabgeordnete Claudia Köhler anschließend das Grußwort von CSU-Ministerin Kerstin Schreyer überbrachte. Beide Politikerinnen aus Unterhaching hatten schon bei der ersten Demo im Januar gesprochen, um ein Zeichen gegen die Protestmärsche zu setzen. Schreyer war diesmal terminlich verhindert, aber sie ließ in ihrer verlesenen Rede ausrichten: "Es geht darum, gegen Hass und Hetze vorzugehen und sich davon klar abzugrenzen!"

Schreyer teilte aber auch mit, dass die Leute wieder aufeinander zugehen und ins Gespräch kommen müssten. "Wir leben in einer Pandemie und sitzen alle in einem Boot - wir kommen nur gemeinsam aus dieser Lage raus. Und auch nach der Pandemie werden wir als Bürgerinnen und Bürger von Unterhaching, des Landkreises München, Bayerns und Deutschlands im selben Boot sitzen," so die Ministerin. Auch dann werde es nur gemeinsam gehen. "Abgrenzung ja - aber wir müssen auch offen aufeinander zugehen und helfen, gemeinsam die Spaltung in unserer Gesellschaft zu verkleinern", mahnte sie.

Corona-Maßnahmen: Bei der Kundgebung für Wissenschaft, Solidarität, Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt sprach unter anderem der Grüne Toni Hofreiter.

Bei der Kundgebung für Wissenschaft, Solidarität, Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt sprach unter anderem der Grüne Toni Hofreiter.

(Foto: Claus Schunk)

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Toni Hofreiter rief zu globaler Impfgerechtigkeit auf, um dauerhaft aus der Pandemie zu kommen. "Die Pandemie wird erst zu Ende sein, wenn sie in jedem Land der Welt zu Ende ist", sagte Hofreiter, der dabei Deutschland in der Pflicht sieht. SPD-Landtagsabgeordnete Natascha Kohnen gab zu, dass auch sie müde sei von 23 Monaten Corona. "Aber es gibt Menschen, die können diese Müdigkeit nicht zulassen", sagte sie mit Blick auf die Ärzte und Pflegkräfte. "Wir arbeiten am absoluten Limit", bestätigte der Unterhachinger Hausarzt Klaus Straßburg. 1800 Menschen habe er in seiner Praxis geimpft, bislang ohne Nebenwirkungen. Ein erneuter Ausbruch in einem Unterhachinger Pflegeheim habe zudem gezeigt, dass die Impfung wirke. "Wir haben keinen Patienten verloren", so Straßburg. Kohnen warb noch einmal dafür, zum Impfen zu gehen, "damit diese Pandemie ein Ende findet". Auch die Grünen-Abgeordneten Köhler und Markus Büchler mahnten, bei aller Diskussion stets Fakten aus wissenschaftlichen Erkenntnissen als Basis zu nehmen und demokratisch zu debattieren.

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