Bei der Suche nach dringend notwendigen Plätzen für die Betreuung von Grundschülern hat sich der Gemeinderat vorerst alle Optionen verbaut. Am Mittwoch lehnte das Gremium in einer Kampfabstimmung mit 14 gegen 13 Stimmen die Pläne von Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) und der Verwaltung ab, die Volkshochschule ins Kinderhaus Plus am Oberweg zu verlegen und durch einen baulichen Eingriff im zweiten Stock des Kultur- und Bildungszentrums (Kubiz) Platz für die Kinderbetreuung zu schaffen. Nachdem der Gemeinderat im November 2023 bereits gegen den Neubau einer Betreuungseinrichtung auf einem gemeindeeigenen Grundstück an der Jahnstraße gegenüber der Grundschule gestimmt hat, unter anderem wegen der zu erwarteten Kosten in Höhe von geschätzt zwölf Millionen Euro, geht die Suche jetzt von vorne los.
Die Gemeinde befinde sich nun in einem Dilemma, erklärte Rathaussprecher Simon Hötzl. Denn zur ungelösten Raumfrage kommt auch die Zeitnot hinzu, muss sie doch bis September 2026 ihr Angebot einer nachschulischen Betreuung nachweisen, weil von da an in Stufen für jedes Grundschulkind ein Rechtsanspruch auf einen Ganztagesplatz besteht. Und dazu fehlen laut der stellvertretenden Leiterin des Referates Betreuung und Bildung im Rathaus, Astrid Abou El Ela, im Sprengel der Jahnschule aktuell 200 Plätze.
In ihrer Not sucht die Gemeinde jetzt in der ohnehin ausgelasteten Jahnschule ihr Heil, überlegt jedenfalls, dort Platz für die Nachmittagsbetreuung zu schaffen. „Damit hätten wir eine Standortlösung, die pädagogisch nicht optimal ist, denn Kinder am Vormittag und Nachmittag in der Schule zu halten, ist nicht gut", sagte Hötzl am Donnerstag zur SZ.
Claudia Töpfer von der Neo-Fraktion fand für diese sich anbahnende Notlage schärfere Worte: „Wenn wir bis 2026 keine Lösung finden, wäre das eine Katastrophe für die Kinder und Eltern“, sagte sie. Töpfers Vorschlag, über den Tagesordnungspunkt in drei Wochen erneut zu diskutieren und beschließen, wurde mit 17 gegen zehn Stimmen abgelehnt, ebenso wie der Antrag, den Evi Karbaumer (Grüne) anschließend stellte, erst im September eine Entscheidung darüber herbeiführen, um zuerst ein pädagogisches Konzept zu erarbeiten.
Erst das Konzept, dann die Standortfrage, lautete die Forderungen der Gegner der Kubiz-Lösung. Eben dieses Fehlen eines pädagogischen Konzeptes für eine Nachmittagsbetreuung in den jetzigen VHS-Räumen war denn auch der Kernpunkt einer wiederum sehr heftig und persönlich geführten Debatte. Insbesondere Korbinian Rausch (CSU) und Peter Hupfauer (FDP) gerieten sich dabei in die Haare.
Die zweifellos weitreichendsten Folgen hätte die Kubiz-Lösung für die Volkshochschule gebracht. Deren Leiterin Barbara Sporrer zeigte sich am Donnerstag „extrem entsetzt und sehr irritiert“ über Vorwürfe, die gegen sie gerichtet worden seien. So etwa den, sie habe keine Belegungspläne abgegeben. „Das kann man alles entkräften“, sagte die VHS-Leiterin, für die das Kinderhaus Plus kein adäquater Ersatz für das Kubiz gewesen wäre. Und die VHS habe auch ein Konzept erstellt, wie sie den zweiten Stock im Kubiz für die Gemeinde hätte frei machen können.
Dass nun alles wieder am Anfang sei, nahm Sporrer dennoch erleichtert auf. Jetzt könne man alles neu überlegen, sagte sie. Das wäre aus Sporrers Sicht auch besser als ein Umzug ins Kinderhaus Plus – auch wenn Abou El Ela diesen Vorschlag als nachhaltig, tragfähig und finanzierbar bezeichnete und Peter Wöstenbrink (SPD) in Richtung VHS sagte, sie bekäme mit dem Kinderhaus „das Nobelste, was wir anbieten können“. Dagegen sagte Johanna Zapf von den Grünen, mit den Umbauten im Kubiz solle davon abgelenkt werden, dass der Gemeinde das pädagogische Konzept fehle. „Wenn ich kein Wo habe, fällt es schwer, ein Wie zu finden“, sagte dazu Bürgermeister Panzer.