Kindergartengebühren:Teurer als alle anderen

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Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer vor einigen Jahren beim Vorlesetag in einem Gemeindekindergarten. Jetzt hat er Eltern gegen sich aufgebracht, weil die Kindergartengebühren erhöht wurden. (Foto: Claus Schunk)

Unterhaching bittet die Eltern für die Kinderbetreuung kräftig zur Kasse, um das Defizit zu verringern. Die sind wütend und werfen dem Bürgermeister vor, mit ihrem Geld Haushaltslöcher zu stopfen.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Die drastische Erhöhung der Kindergartengebühren in Unterhaching schlägt in der Gemeinde weiter hohe Wellen. Aufgebrachte Eltern haben sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung direkt an den Bürgermeister gewandt, weil sie die Familien als Zahlmeister für die leere Haushaltskasse sehen. Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) wehrt sich gegen den Vorwurf, mit den Elternbeiträgen würden Haushaltslöcher gestopft und stellt klar: "Jeder Kindergartenplatz wird von der Gemeinde subventioniert."

Bekanntermaßen pumpt jede Kommune jährlich Millionen in die Kinderbetreuung, für Personal und für den Unterhalt sowie Instandhaltung der Gebäude. Um Fachleute zu bekommen und diese auch zu halten, legen sie meist Zulagen drauf und wie in Unterhaching wird der Betreuungsschlüssel möglichst so gehalten, dass der Arbeitsplatz attraktiv ist. Die Kosten sind dadurch in den vergangenen fünf Jahren enorm gestiegen. 2019 zahlte die Gemeinde ein Defizit von knapp 6,2 Millionen Euro, 2021 waren es bereits fast acht Millionen und im vergangenen Jahr 8,5 Millionen Euro. Runtergerechnet auf jeden einzelnen Platz, heißt dies nach Angaben aus dem Rathaus: In kleinen Einrichtungen wie dem Kindergarten Glockenblume legt die Gemeinde 450 Euro pro Monat und Kind drauf, in großen Kindergärten wie dem Regenbogen 340 Euro. Dazu kämen ganz grob gerechnet durchschnittlich 50 Euro Gebäudekosten pro Monat und Kind.

Im vergangenen Herbst aber brachen die Gewerbesteuereinnahmen in Unterhaching ein, eine Rückzahlungen an Unternehmen in Höhe von zwölf Millionen Euro wurde fällig und die Gemeinde begann, das Geld für den neuen Haushalt zusammenzukratzen. Auch die Kindergartengebühren wurden auf den Prüfstand gestellt und die Verwaltung stellte fest: Die haben wir ja schon lange nicht mehr erhöht. Also schlugen sie kräftig was drauf. Ein Platz etwa von sechs bis sieben Stunden wurde von 135 auf 215 Euro im Monat erhöht, wobei 100 Euro der Freistaat zahlt. Der Gemeinderat rang sich mehrheitlich dazu durch, zuzustimmen, überzeugt davon, das Unterhaching im Vergleich zu Nachbarkommunen viel zu günstig ist.

Die empörten Eltern aber, die dem Bürgermeister nun vorhielten, für zwei Kinder im Monat jetzt 200 Euro mehr für die Betreuung zahlen zu müssen, sehen das anders. Sie haben eine Liste vorgelegt, aus der hervorgeht, dass Unterhaching jetzt sogar die teuerste Gemeinde im Landkreis ist. Das örtliche Rathaus habe bei seinem Vergleich Privatkindergärten und Einrichtungen kirchlicher Träger mit eingerechnet, so der Vorwurf. Und dass die Gebühren in die Qualitätssicherung der Kinderbetreuung fließen, können die Eltern auch nicht feststellen. Im Gegenteil: Ein Vater berichtete, dass in einer Einrichtung regelmäßig Eltern für die Betreuung einspringen müssten.

In der Verwaltung räumt man inzwischen ein, dass Unterhaching nun zu den teuersten Kommunen zähle. "Wir liegen tatsächlich ziemlich weit oben", sagt Rathaussprecher Simon Hötzl. Doch gehe er davon aus, dass die anderen Gemeinden im Laufe des Jahres auch aufgrund der Tariferhöhungen nachziehen werden. Für Eltern, die sich das in Unterhaching nicht leisten können, hat der Bürgermeister Gespräche angeboten.

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