Mitten in Unterhaching:Annalena festkochend

Warum Kartoffeln nach Politikerinnen heißen und der mehlige Olaf nicht auf dem Markt ist.

Kolumne von Iris Hilberth, Unterhaching

Wenn man durchs Oberland fährt, kommt man häufig an Schildern vorbei, auf denen Landwirte ihre Erzeugnisse feilbieten. Frische Eier, Milch oder Äpfel. Ganz oft auch Kartoffeln. Nicht selten steht da allerdings "Kartoffel zu verkaufen". Es liegt dann der Gedanke nahe, dass es sich um ein so dickes Exemplar handelt, dass davon die ganze Familie satt wird. Daraus Rückschlüsse auf die Intelligenz des Landwirts zu ziehen, wäre allerdings unfair, auch wenn es ein Sprichwort nahelegt. Oder aber die Ernte ist so schlecht ausgefallen, dass der arme Bauer nur eine Kartoffel verkaufen kann.

Am Glonner Hof in Unterhaching hingegen waren ordentlich viele Potaten in der Erde, sodass im dortigen Hofladen jede Menge "Kartoffelsorten" bereit stehen, wie der Betreiber auf Facebook schreibt, der gleich auch noch ein Foto von den gut gefüllten Tüten postet. Da wäre die Goldmarie festkochend neben der Gala überwiegend festkochend. Im Sortiment hat er außerdem noch Laura, Axenia und: Annalena.

Nun gehört Deutschland zu den größten Kartoffel-Exporteuren. Im weltweiten Ranking liegt es mit etwa zwei Millionen Tonnen im Jahr hinter Frankreich und den Niederlanden auf dem dritten Platz. Aber ein bisschen Werbung von der Außenministerin kann trotzdem nie schaden. Ob Frau Baerbock die Vorzüge der neuen Kartoffelsorte Annalena kennt, ist nicht bekannt. Aber der Grünen-Politikerin sei versichert: Die Knolle Annalena hat einen großen Speisewert, ist schön gelbfleischig, mittelfrüh, festkochend und modern, hat eine glatte und feine Schale, ist sehr unempfindlich gegen Schorf und Fleckigkeit. Das klingt schon mal sehr vielversprechend, um sich gegen die anderen Kartoffeln wie Linda, Gerlinde, Agnes, Vitelotte und Marabel zu behaupten.

Politikerinnen mit Kartoffelnamen sind übrigens gar nicht so selten. Es gibt auch eine frühe Sorte "Angela". Nur den mehligen Olaf, den gibt es nicht. Das hat aber damit zu tun, dass fast alle Sorten weibliche Namen tragen. Wohl, weil einst der Bauer seine Kartoffeln immer nach seiner schönsten Tochter benannt hat. Ausnahme ist der Blaue Schwede. Eine Petition für eine Männerquote hat im Jahr 2016 das nötige Quorum nicht erreicht, um im Ausschuss des Bundestags diskutiert zu werden. Aber vielleicht sollte man doch mal in Unterhaching über einen festkochenden Robert nachdenken, bevor Habeck im Wahlkampf ins Kubiz kommt. Es würde ja auch der Anbau einer einzigen Kartoffel reichen.

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