Süddeutsche Zeitung

Unterhaching:Die Junge Union hat ausgedient

Weil die Gemeinde selbst die Christbäume einsammelt, fühlt sich der CSU-Nachwuchs ausgebootet.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Das Fest ist längst vorbei, der Christbaum muss raus. Die meisten Leute schmücken ihn schon zum Dreikönigstag ab, nur in einigen katholischen Haushalten steht die Nordmanntanne auch mal bis Maria Lichtmess am 2. Februar. Doch wohin damit, wenn das gute Stück bereits zu nadeln beginnt und sich so einfach nicht entsorgen lässt, weil es ohne Verpackungsnetz sehr ausladend ist und sich schlecht transportieren lässt? Eine gute Adresse war in Unterhaching jahrelang die Junge Union. Der CSU-Nachwuchs holte die Christbäume gegen eine Spende für gemeinnützige Zwecke ab. Doch damit ist es jetzt vorbei. Unterhaching braucht diesen Dienst nicht mehr.

Für die JU ist die Ansage aus dem Rathaus, sie solle sich zukünftig nicht mehr um ausgediente Christbäume kümmern, eine Mitteilung wert. Denn sie wittert hinter der Entscheidung, die sie als Chefsache in der Verwaltung einstuft und direkt Bürgermeister Wolfgang Panzer von der SPD zuschreibt, "wahlkampftaktische Überlegungen". Der Rathauschef mache eine soziale Spende unmöglich, argumentieren die Nachwuchspolitiker von der JU. Sie hoffen, dass sie im kommenden Jahr wieder für die Bürgerinnen und Bürger tätig werden können. Danach sieht es aber nicht aus.

"Es ist nicht verboten worden zu sammeln, schon gar nicht vom Bürgermeister."

Im Rathaus weist Sprecher Simon Hötzl die Vorwürfe zurück. "Es ist nicht verboten worden zu sammeln, schon gar nicht vom Bürgermeister", sagt er. Vielmehr sei es so, dass die Aktion der Jungen Union seit zwei Jahren obsolet sei, da die Gemeinde die Christbäume selbst einsammle und entsorge.

Das Problem bei der Einsammelaktion des CSU-Nachwuchses war laut Hötzl nämlich folgendes: Die JU hob die Bäume zwar auf ihren Anhänger, fuhr sie dann aber allesamt zum Baubetriebshof der Gemeinde und lud sie dort ab. Die Mitarbeiter hätten ziemlich viel Arbeit gehabt, weil sie nicht nur alles kleinhäckseln, sondern auch teilweise die Bäume noch abschmücken mussten, bevor das Grüngut in eine Verbrennungsanlage transportiert werden konnte.

So entschied man sich vor zwei Jahren im Rathaus dazu, die Christbaumentsorgung gleich selbst zu übernehmen und die Zwischenlagerung im Baubetriebshof zu umgehen. Seither ist es möglich, die biologischen Überbleibsel der Feiertage zu den üblichen Öffnungszeiten am Wertstoffhof abzugeben oder in dieser dritten Kalenderwoche bei der Grüngutannahme an den vier Wertstoffsammelstellen Wallbergstraße (Montag), St.-Alto-Straße (Dienstag), Zwergerweg (Donnerstag) und Finsinger Weg (Freitag).

Dass die Leute schon seit Tagen ihre Tannen einfach neben den Wertstoffhäuschen ablegen, ist zwar so eigentlich nicht vorgesehen, wird von der Gemeinde aber stillschweigend akzeptiert. Die Bäume werden von den Mitarbeitern des Baubetriebshofs einfach mit eingesammelt und anschließend gleich in die Verbrennungsanlage geschafft. Das Angebot werde gut angenommen, berichtet der Rathaussprecher.

Für die Angestellten der Gemeinde sei diese Lösung die weitaus zeitsparendere, sagt Hötzl. Vor allem brauche man die Leute vom Baubetriebshof im Januar hauptsächlich für den Winterdienst. Nicht abgelegt werden können die ausrangierten Tannen neben der Wertstoffsammelstelle an der Biberger Straße. Die ist Ende Dezember vollständig abgebrannt. Die Polizei geht laut Hötzl von Brandstiftung aus und ermittelt. Ob das Häuschen saniert oder neu errichtet wird oder die Sammelstelle aufgegeben werde, müsse noch entschieden werden.

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SZ vom 14.01.2020
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