"Hoffnung. Leben. Licht!" heißt die Kunstaktion der evangelisch-lutherischen Heilandskirche Unterhaching, die noch bis 27. Februar zwei kinetische Lichtinstallationen von Hans Schork zeigt. Vor ihnen kann man verweilen und findet, so hofft Pfarrer Fabian Ludwig, das weihnachtliche Licht, das immer noch für und in jedem leuchte. Bei der Vernissage-Andacht zu Lichtmess am Mittwochabend verriet der Künstler, wie er auf diese Kunstobjekte kam und was er damit verbindet.
Bei Schork bewegen sich Lichtpunkte auf einer schwarzen Fläche. Man könne sie "betrachten, zur Ruhe kommen, träumen und fantasieren", sagte der Künstler, ein Altmeister im Bereich kinetischer Kunst im Gespräch mit Pfarrer Ludwig. Dem 86-jährigen Schork geht es um das Konstruktive, weniger um religiöse Aspekte, doch wecken seine "Große Meditation - Blau" (1995, 140 mal 190 Zentimeter), die hinter dem Altar steht, und sein "Wolof Rot" (2002, 86 mal 100 mal 10 Zentimeter) im Kirchenraum viele Gedanken. Bei der Andacht regte die Musik des Vokalensembles Vox Nova zusätzlich an, bis Ende Februar sollen Aufnahmen des schwedischen Pianisten Martin Tingvall erklingen.
Bei der "Meditation - Blau" erscheinen weiße Lichtpunkte als Kreis. Doch die Punkte bewegen sich und der Kreis ändert langsam, aber stetig seine Gestalt. Mal zieht ein ovaler Schweif durchs Bild, dann fällt ein runder Lichtpunkt langsam herab, ganz wie eine Schneeflocke. Das Spiel der Lichter fesselt den Blick, doch es wirkt zugleich entschleunigend.
Schon 1997 war die "Große Meditation - Blau" in der Kirche in Bassano di Tevere in Italien ausgestellt und 2003 mit zwei Seitentafeln als Triptychon in der St. Petri Kirche in Lübeck. Dort wie hier bildete "Wolof Rot" einen aktiven Kontrast. Damals wollte Schork ein Objekt mit drei Motoren schaffen, "etwas Hektisches", sagt er. Tatsächlich bewegen sich in "Wolof", benannt nach der Sprache und größten ethnischen Gruppe im Senegal, die Lichtpunkte sehr viel schneller, ändern zügig ihre Formen und lassen bisweilen an abstrakte Gegenstände denken. Schork betont, er wisse nicht, was die Betrachter erleben, empfindet das Rot aber auch als Blut und aggressiv.
Er habe schon als kleiner Junge "Labyrinthzeichnungen" in den Sand vor dem Viehverladebahnhof von Aschaffenburg gemalt und wollte malen können wie Rembrandt. Bei seiner Arbeit als Vermessungsingenieur erkannte er Bewegungen, als er Fotonegative auf dem Leuchttisch hin und herschob. 1966 begeisterte er sich bei der Biennale in Venedig für den argentinischen Lichtkünstler Julio Le Parc: "Dass man malen kann ohne Farbe, faszinierte mich", so Schork. Ein Jahr später baute er sein erstes lichtkinetisches Objekt "Anfangen, wie es anfing" mit Acrylglas, Leuchtstoffröhre und Elektromotor.
Mehr Material benötigt er auch heute nicht: Anhand einer Skizze mit Linien und Punkten fertigt er im Siebdruck zwei schwarze Schablonen auf Plexiglas an. Dort, wo sich Lichter und Punkte bewegen sollen, bleibt das Plexiglas unbehandelt. Die Frontscheibe steht fest, die hintere rotiert langsam. Am Rahmen hinter den Scheiben befestigt Schork Leuchtstoffröhren, um die gewünschte Hintergrundfarbe zu erzeugen. Bei der großen Meditation hatte er sogar mehrere Schichten Folie um die Leuchtstoffröhre gewickelt, bis er das richtige Blau fand. Noch halte die Folie, sagte der Künstler lächelnd in Richtung Publikum.
Die Ausstellung "Hoffnung. Leben. Licht!" mit lichtkinetischen Objekten von Hans Schork in der Heilandskirche Unterhaching , Liebigstraße 22, ist täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Sie endet am Sonntag, 27. Februar, mit einem "Finissage-Gottesdienst" (Beginn 10 Uhr).
Das Vokalensemble heißt Vox Nova, in einer früheren Fassung stand fälschlich "von Nova".