Süddeutsche Zeitung

Ortsentwicklung:Wohin mit dem Handwerkerhof?

Lesezeit: 3 min

Die Gemeinde Unterhaching sucht seit Jahren nach einem geeigneten Standort für kleine Gewerbebetriebe. Jetzt hat sie einen gefunden - doch das Areal ist als Trenngrün ausgewiesen.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Schon seit vielen Jahren will die Gemeinde Unterhaching heimischen Handwerkern ein gemeinsames Areal anbieten, auf dem sie sich mit ihrer Firma niederlassen können, wo es genügend Platz für das Lager gibt und kein Wohngebiet eine spätere Expansion einschränkt. Das Problem dabei: Es gibt zwar etwa 100 000 Quadratmeter freien Grund in Unterhaching, der auch als Gewerbegebiet ausgewiesen ist. Doch gehören die Flächen nicht der Gemeinde und die Eigentümer winken beim Thema Handwerkerhof ab. Jetzt scheint sich doch eine Lösung nahe dem Gewerbegebiet Grünwalder Weg abzuzeichnen. Doch genau an dieser Stelle ist im Regionalplan ein Trenngrün festgelegt. Und das macht es schwierig.

Die Gemeinde wollte die schon so lange dauernde Suche nach einem Standort für den Handwerkerhof nicht mehr dem Zufall überlassen und gab daher im vergangenen Jahr eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Wirklich Überraschendes hat die aber auch nicht zu Tage gefördert. In Frage kommen demnach drei Gebiete: eine nördlich der Ottobrunner Straße, eine südlich der Ottobrunner Straße, wo sich das ehemalige Gelände des Tennisclubs Unterhaching befindet, und eben jenes Grundstück am Grünwalder Weg. Dort befindet sich gegenüber der Bahnlinie, kurz bevor die Straße in Richtung Taufkirchen eine scharfe Rechtskurve macht, ein Parkplatz, auf dem immer wieder auch illegal Müll entsorgt wird.

Bei den beiden Optionen am Ortsausgang Richtung Ottobrunn ist die Gemeinde nicht weiter gekommen. Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) berichtete in der Sitzung des Bauausschusses am Dienstagabend, dass die Gespräche mit den Grundstückseigentümern zu keinem Ergebnis geführt hätten. "Da gibt es Widerstände", sagt er. Die Gemeinderatsmitglieder beschlossen daher, den zunächst favorisierten Standort südlich der Ottobrunner Straße nicht weiter zu verfolgen.

Nun bestätigen aber alle Fraktionen in schöner Regelmäßigkeit, wie wichtig ein solcher Handwerkerhof für Unterhaching wäre. Auch findet sich die Idee in den Wahlprogrammen der Parteien wieder, doch seit der vergangenen Kommunalwahl 2020 ist nichts Konkretes vorangegangen. Außer, dass sich die Befürchtungen, Handwerker werden sich nach und nach aus der Gemeinde verabschieden und anderweitig unterkommen, mitunter tatsächlich bewahrheiten.

Nun ist das ehemalige TCU-Gelände neben dem Friedhof, das seit vier Jahren brach liegt, aus dem Rennen. Gegenüber würden die Grünen gerne weiterplanen, doch mahnt Wirtschaftsförderer Simon Hötzl, sich auf einen Standort zu konzentrieren, da die Rathausverwaltung nicht genügend Kapazitäten für beide habe. Auch ist das Gelände auf der anderen Seite der Ausfallstraße zwischen der Firma Develey und der Autobahn A 8 nicht ganz unproblematisch. Denn auch hier verläuft ein regionaler Grünzug. Zudem ist wohl angedacht, dort weitere Freiflächenphotovoltaik-Module zu installieren.

Die Freien Wähler hatten in der September-Sitzung des Gemeinderats das Gebiet am Grünwalder Weg noch einmal ins Spiel gebracht, um aufs Tempo zu drücken. "Eile ist geboten, um nicht noch mehr Unterhachinger Gewerbetreibende an die Nachbargemeinden zu verlieren", schrieben sie in ihrem Antrag, dem Konzept des Eigentümers an diesem Standort näher zu treten. Es erfülle "alle Kriterien hinsichtlich aktueller technischer und ökologischer Standards", betonte Fraktionsvorsitzender Alfons Hofstetter. Diese Woche wies er nochmal darauf hin: "Der Eigentümer will das Gelände auf eigene Kosten relativ schnell entwickeln."

Wäre da nicht das Trenngrün. Das soll verhindern, das in engen Siedlungsräumen die bebauten Gebiete der Gemeinden zusammenwachsen. Und dieses Trenngrün mit der Nummer 27 im regionalen Grünzug Nummer zehn soll Taufkirchen und Unterhaching auseinanderhalten. Da die Unterhachinger mit ihrem Gewerbegebiet am Grünwalder Weg dem Nachbarn Taufkirchen schon ziemlich auf die Pelle gerückt sind, soll nun wenigstens hier eine siedlungsfreie Fläche erhalten bleiben. Dort den Handwerkerhof zu platzieren sei nicht "trivial", sagte Hötzl. Da für den Regionalen Planungsverband kein Ausnahmetatbestand erkennbar sei, müsse eine zeitaufwendiges Zielabweichungsverfahren eingeleitet werden.

Die Rathausverwaltung hat dennoch drei Varianten vorgelegt, wie dort ein Handwerkerhof platziert werden könnte. Die Vorschläge reichen von einem kleinen Gelände ausschließlich auf dem Parkplatz bis hin zu einem Areal entlang der bestehenden Gewerbebauten bis zum zweiten Kreisverkehr. Welche Idee weiter verfolgt werden soll, werden zunächst die Baubeauftragten der Fraktionen diskutieren. Die Verwaltung soll unterdessen die Verfahrenseinleitung vorbereiten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5712161
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.