Süddeutsche Zeitung

Unterhaching/Haar:Medaillengewinner unter sich

Kultusminister Michael Piazolo ehrt diese Woche auch zwei Mannschaften aus dem Landkreis, die Turner vom Lise-Meitner-Gymnasium aus Unterhaching und die Tennisspieler vom Ernst-Mach-Gymnasium Haar für ihre Erfolge bei "Jugend trainiert für Olympia"

Von Iris Hilberth

Einmal im Jahr trifft man Schulsportler und -sportlerinnen im Sakko oder Kleid an, statt in Trikot und Trainingsanzug. Dann nämlich lädt der Kultusminister Mannschaften der verschiedensten Sportarten aus ganz Bayern in die Residenz ein, um sie im Kaisersaal für ihre Erfolge beim Wettbewerb "Jugend trainiert für Olympia" zu ehren. An diesem Mittwoch steht dieser Termin wieder bei Michael Piazolo (Freie Wähler) sowie 24 Teams im Kalender. Mit dabei sind in diesem Jahr gleich zwei Mannschaften aus dem Landkreis München: Die Turner des Lise-Meitner-Gymnasiums Unterhaching haben vergangenes Jahr im Frühjahr das Bundesfinale in Berlin gewonnen. Die Tennisspieler des Ernst-Mach-Gymnasiums Haar holten im Herbst die Bronzemedaille.

Für die Geräteturner aus Unterhaching scheint die Fahrt nach Berlin und dort ein Platz auf dem Treppchen fast schon so etwas wie Routine zu sein. Seit Sportlehrerin Christine Franzlik gemeinsam mit ihrem Kollegen Andreas Pixner vor einigen Jahren die Teilnahme an "Jugend trainiert für Olympia" am LMGU reaktivierte, sind die Unterhachinger Stammgäste beim Bundesfinale. Ganz so einfach, wie es scheint, ist es aber nicht, hier auch ganz vorne zu landen. Denn die Teams wechseln natürlich jedes Jahr, weil der Wettbewerb nur für die Unterstufe ausgeschrieben ist. Dennoch hat das LMGU offensichtlich ein unerschöpfliches Reservoir an guten Turnern. Kein Wunder: Hier ist immerhin der erfolgreiche TSV mit aktuell gleich drei Nationalturnern beheimatet. Die Berlin-Fahrer des LMGU trainieren auch im Verein.

Allerdings sind beim Schulwettbewerb ein paar andere Disziplinen gefragt als die Leistungssportler in ihren Wettkämpfen normalerweise zu absolvieren haben. Synchronturnen wie bei "Jugend trainiert für Olympia" kommt da nicht vor. Auch kein Stangenklettern, Staffellauf oder Standweitsprung. All das haben die fünf jungen Gymnasiasten aus Unterhaching aber nach intensivem Üben im Stützpunkttraining des Schulsports neben den turnerischen Disziplinen im vergangenen Mai in Berlin mit Bravour gemeistert, sodass das gemischte Team mit Pascal Mayser, Felix Buchner, Jakob Stolle, Hanna Reichwald und Lucia Laubmeier den Titel aus dem Jahr 2018 verteidigte. Zweiter wurde mit deutlichem Abstand Sachsen vor Baden-Württemberg.

Solch geübte Berlin-Fahrer sind die Tennisspieler aus Haar noch nicht. In Gegenteil: Zum ersten Mal gelang es einer Sportmannschaft des Ernst-Mach-Gymnasiums, sich als Landessieger einer Sportart für das Bundesfinale des Schulsportwettbewerbs zu qualifizieren. Dass es dann sogar noch eine Medaille wurde, freute die Haarer um so mehr. Erst im Jahr 2018 waren Niclas Nädele und seine Schulkameraden, die sich auch aus dem Tennisverein kennen, auf die Idee gekommen, als Schulmannschaft zu starten. So einfach wie die Jungs sich das zunächst vorgestellt hatten, war das aber nicht. Denn Tennis zählt nicht zu den Grundsportarten, die der Lehrplan im Schulunterricht vorsieht. Entsprechend mäßig soll zunächst die Begeisterung im Kollegium für diese Idee gewesen sein. Nachdem sich kein Sportlehrer für dieses Projekt gefunden hatte, erklärte sich schließlich der Geschichtslehrer bereit, die jungen Tennisspieler zu unterstützen.

Im ersten Jahr waren die Schüler noch zu jung, um sich für Berlin zu qualifizieren. 2019 hingegen wollten sie ihr Ziel Bundesfinale endlich angehen. Mit Geschichtslehrer Christian Holz schlugen sich Max und Leo Pade, Niclas Nädele, Leopold Schäfer, Matus Zelonka und Oliver Hößl wacker durch die Qualifikationen. "In Oberbayern ging es noch recht einfach", berichtet Niclas Nädele, das Landesfinale gegen Aschaffenburg war da schon ein härterer Brocken: Die Partie ging mit 3:3 Punkten, 13:13 Sätzen und 38: 36 Spielen knapp an die Haarer Siebt- bis Neuntklässler. In Berlin hatten sie mit Sachsen zunächst einen leichten Gegner (6:0), im Viertelfinale gegen das Saarland wurde es schon schwieriger (4:2) und im Halbfinale mussten sie sich dem späteren Silbermedaillengewinner Nordrhein-Westfalen mit 2:4 geschlagen geben. Bei Spiel um Platz drei setzte sich die Haarer Mannschaft dann gegen ein Team aus Rheinland-Pfalz durch.

Am EMG hat man mittlerweile wohl Gefallen am Tennis gefunden. Inzwischen, so Niclas Nädele, hätten sich weitere Teams zusammengefunden, die bei Jugend trainiert für Olympia starten wollten.

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SZ vom 07.01.2020/pa
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