Klima-Werkstatt:Altbürgermeister in Unterhaching unerwünscht

Klima-Werkstatt: Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer und sein Vorgänger Erwin Knapek auf einem alten Bild. Heute schenken sich die beiden keine Blumen mehr.

Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer und sein Vorgänger Erwin Knapek auf einem alten Bild. Heute schenken sich die beiden keine Blumen mehr.

(Foto: Schunk Claus/lks)

Das Rathaus untersagt Erwin Knapek die Teilnahme an der Konferenz, weil er in Oberhaching wohnt. Nun kommt er als Experte.

Von Michael Morosow, Unterhaching

Dicke Freunde werden der Unterhachinger Altbürgermeister Erwin Knapek und sein Nachfolger Wolfgang Panzer (beide SPD) wohl nicht mehr werden. Das Tischtuch zwischen ihnen zerrissen hat das Geothermie-Projekt der Gemeinde, von Knapek aufgebaut, von Panzer verkauft. Jetzt aber eskaliert der lange schwelende Konflikt. Nach einem Beschluss des Ältestenrates der Gemeinde, dessen Vorsitzender Panzer ist, wurde Knapek eine Beteiligung an der Klima-Werkstatt verwehrt, zu der am Dienstagabend Mitglieder von sechs Arbeitsgruppen zusammenkamen, um Vorschläge unter anderem zum Thema "Ausbau erneuerbarer Energien" und "Klimafreundliches Wohnen" zu erarbeiten. Offizielle Begründung für die Ausladung des ausgewiesenen Geothermie-Experten: Er wohnt nicht im Ort. Was für den amtierenden Rathauschef ein demokratisch herbeigeführter Beschluss des Ältestenrates ist, betrachtet der in Oberhaching lebende Knapek als einen gezielten Affront gegen einen missliebig gewordenen Kritiker. Er sei "völlig bestürzt und sehr traurig", wie Knapek mit ihm und seinen Mitarbeitern umgehe, sagt dagegen Panzer.

Der promovierte Physiker Erwin Knapek hatte am 11. Juni per Mail an Philipp Dürr von der Stabstelle 2030 Klimaresilienz im Rathaus seine Teilnahme an der Klima-Werkstatt im Kinderhaus Plus angemeldet und am 22. Juli von dort eine Absage erhalten: Aufgrund einer Entscheidung des Ältestenrates diese Woche müsse man ihm mitteilen, dass an Beteiligungen zur Ortsentwicklung und damit auch der Klima-Werkstatt nur aktuell in Unterhaching gemeldete Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreter von in Unterhaching aktiven Einrichtungen teilnehmen dürften.

Noch am selben Tag wandte sich Knapek per Mail direkt bei seinem Nachfolger mit der Einstiegsfrage: "Lieber Wolfgang, was soll diese Attacke?" Es sei schon sehr bemerkenswert, dass ein Altbürgermeister, Gründer der Lokalen Agenda 21 Unterhaching, Gründer und Erbauer der Geothermie Unterhaching und anerkannter Experte in Sachen Klimaschutz nicht mehr gerne in Unterhaching gesehen werde. "Bei aller möglichen Korrektheit der Entscheidung des Ältestenrates habe ich dafür kein Verständnis und wahrscheinlich auch nicht wenige Unterhachingerinnen und Unterhachinger", teilte er Wolfgang Panzer mit.

"Ich bin überzeugt, dass wir ohne Bevormundung aus anderen Gemeinden gute Ergebnisse erzielen", schreibt der Rathauschef

Die Retourkutsche folgte am Montag, einen Tag vor der Tagung der Arbeitsgruppen in der Klimawerkstatt, ebenfalls per Mail durch den amtierenden Bürgermeister: "Lieber Erwin, wir sind weder durchgeknallt noch gibt es irgendwelche Attacken gegen einzelne Personen." Man veranstalte auf Basis von Beschlüssen des Gemeinderates Bürgerwerkstätten, wie man in Unterhaching zukünftig mit den klima- und energierelevanten Herausforderungen umgehen möchte. Dabei sei die Meinung der Unterhachinger Bürger und Bürgerinnen gefragt! "Ich bin überzeugt, dass wir ohne Bevormundung aus anderen Gemeinden gute Ergebnisse erzielen", schreibt Panzer weiter. "Zudem sind wir uns wohl bewusst, dass im Laufe des Prozesses in einzelnen Fragen Experten dazu gezogen werden können. Ich gehe also davon aus, das Du als politisch aktiver Bürger von Oberhaching großes Verständnis für diese Vorgehensweise hast."

Nach Darstellung von Erwin Knapek haben die Mitglieder des Ältestenrates, der aus dem Bürgermeister, seinen beiden Stellvertretern und den jeweiligen Fraktionsvorsitzenden besteht, gar nicht gewusst, dass sie mit ihrer Abstimmung ihn ausgebootet haben. Panzer habe sie darüber abstimmen lassen, keine Ortsfremden mit in die Klima-Werkstatt zu lassen, und auf die Frage, wer damit gemeint sei, gesagt: "Das spielt keine Rolle." Die Gemeinde habe mehreren Ortsfremden eine Absage geschickt, das habe mit Knapek nichts zu tun, verteidigt Panzer seine Haltung. "Die Kenntnisse von Erwin Knapek stehen nicht in Frage, aber er ist seit 14 Jahren aus der Kommunalpolitik in Unterhaching und wir haben uns weiterentwickelt", sagte Panzer am Dienstag zur SZ.

Nach Überzeugung des Altbürgermeisters sind die Gründe andere. Sein Nachfolger ärgere sich am meisten darüber, dass er ihn wegen des Verkaufs der Unterhachinger Geothermie an die Gemeinde Grünwald kritisiert habe, sagt Knapek. Und Panzer arbeite schon lange daran, ihn aus dem Gedächtnis der Gemeinde zu verdrängen. Das habe bereits 2008 kurz nach seiner Amtsübernahme begonnen, als die Gemeinde bei dem Wettbewerb "Land der Ideen" der Deutschen Bank für ihr Geothermieprojekt einen Preis verliehen bekam und Panzer ihn in seiner Rede mit keinem Wort erwähnt habe.

Er werde am Abend trotzdem bei der Klima-Werkstatt dabei sein, kündigte Knapek am Dienstagnachmittag an. Er sei von Gemeinderätinnen der Grünen dazu als Experte eingeladen worden.

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