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Unterhaching: Kerstin Schreyer-Stäblein fand die Karikatur "einfach witzig", hätte sie aber nicht gepostet, wenn sie auf die Quelle geachtet hätte.

Kerstin Schreyer-Stäblein fand die Karikatur "einfach witzig", hätte sie aber nicht gepostet, wenn sie auf die Quelle geachtet hätte.

(Foto: Claus Schunk)

Kerstin Schreyer-Stäblein postet versehentlich eine Karikatur aus einer rechten Postille - und bezeichnet das hinterher als Fehler

Von Martin Mühlfenzl, Unterhaching

Ob der Rechtschreibfehler Absicht und eventuell ein Seitenhieb auf die "etablierte Presse" in Deutschland ist oder vielleicht doch nur peinlicher Fauxpas, ist gar nicht so wichtig. "Flüchtlinge. Horst Seehofer attakiert Merkel", lautet die Schlagzeile einer Zeitung, die ein mittelalter Mann in Händen hält. Neben ihm steht der bayerische Ministerpräsident auf dem Podium vor einer riesigen Menschenmenge, aus der Schilder und Plakate hochgehalten werden. "Bitte Asyl!" steht darauf geschrieben, oder "Hilf uns Horst. Nimm uns auf". Seehofer fragt den Mann neben ihm: "Sind die alle aus Syrien?" Der Angesprochene antwortet: "Nein, aus der CDU!"

Man kann diese Karikatur sicherlich witzig finden. Man kann sie aber auch total bescheuert finden. Dem Werk selbst sieht man auf den ersten Blick nicht an, dass es in der sehr rechten Wochenzeitung Junge Freiheit erschienen ist - und dann per Mausklick den Weg auf die Facebook-Seite der CSU-Landtagsabgeordneten Kerstin Schreyer-Stäblein gefunden hat. Dort erhält der Post viele Likes und wird rege kommentiert. Nicht nur wohlwollend, auch kontrovers, denn Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

Die stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende Schreyer-Stäblein gehört ohnehin zu den sehr fleißigen Postern in dem sozialen Netzwerk. Sie nutzt sogar zwei Facebook-Accounts: Den offiziellen als Landtagsabgeordnete und ihren "privaten" als Kerstin Schreyer-Stäblein. Auf ihrer staatstragenden Seite befasst sie sich derzeit gerne mit dem 70. Geburtstag der Bayerischen Verfassung, auf ihrer außerdienstlichen präsentiert sie auch mal private Fotos oder sinnentleerte Sprüche: "Ein Apfel und ein von Mama aufgeschnittener Apfel sind zwei vollkommen verschiedene Obstsorten!"

Ihr Assistentin wirft die Zeitung gleich in den Müll

Aber sie wird auf dieser privaten Seite, deren Inhalte auch von Personen eingesehen werden kann, die nicht mit ihr befreundet sind, ab und an politisch. Wie mit der an sich harmlosen Seehofer-CDU-sucht-Asyl-Karikatur, auf der als Quelle die Junge Freiheit angegeben ist. Nun ist diese Wochenzeitung aber nicht der Bayernkurier, dessen Meinung, Haltung und Inhalte sich eine hochrangige CSU-Vertreterin bedenkenlos zu eigen machen kann. Vielmehr wird das Blatt aus Berlin nach Meinung vieler Publizisten und Experten wahlweise als "Sprachrohr der Neuen Rechten", sogar als "rechtsextrem" oder auch nur als "nationalkonservativ" eingestuft.

Schreyer-Stäblein sagt, sie habe die Karikatur gepostet, weil sie "einfach witzig" sei "und auch Politiker Humor zeigen dürfen und sollen - und auch über sich selbst lachen sollen". Und die Quelle? "Ich habe, ehrlich gesagt, gar nicht hingesehen, woher die Karikatur stammt", sagt die Abgeordnete und betont: "Wenn ich es gleich überprüft hätte, wäre sie nicht auf meiner Seite gelandet."

Denn zur Zeitung Junge Freiheit hat sie eine sehr klare Haltung: Zwar bekomme auch ihr Landtagsbüro das Blatt ins Haus geliefert, ihre Sekretärin habe aber die Anweisung, das "Ding gleich wegzuwerfen", sagt Schreyer-Stäblein. "Ich will mit dieser Zeitung nichts zu tun haben."

Auf der Maus ist Schreyer-Stäblein also nicht ausgerutscht, sie sagt vielmehr: "Das war ein Fehler." Die passierten eben im schnelllebigen Internet-Zeitalter. Man müsse darüber auch lachen können, sagt sie sehr locker.

Der Post befindet sich aber noch auf der Facebook-Seite von Schreyer-Stäblein. Samt zahlreicher Likes und einigen Kommentaren ihrer "Freunde".

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