Unterhaching:Ganz oder gar nicht

Gemeinderäte wollen den Nutzen von Lärmschutzwänden nicht nur für die Giesinger Autobahn prüfen lassen, sondern auch für die A 8

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Wie laut lebt es sich tatsächlich im Jahr 2017 in Unterhaching? Immerhin liegt die Gemeinde zwischen zwei Autobahnen, und auch die Kreisstraßen, die durch den Ort führen, sind so stark frequentiert, dass sich die Bewohner inzwischen genervt an das Rathaus wenden und Lärmschutz fordern. Dort will man jetzt mit einer Machbarkeitsstudie nicht nur genaue Daten sammeln, wie viele Dezibel wo in Unterhaching gemessen werden. Auch soll berechnet werden, welcher Lärmschutz etwas für die Bevölkerung bringen könnte. Zudem sollen die Ingenieure von Müller BBM in dem Gutachten für 15 000 Euro eine Grobschätzung der möglichen Kosten mitliefern. Vorausgesetzt, der Gemeinderat folgt am Mittwoch, 19. Juli, den Empfehlungen von Bau- und Finanzausschuss, die sich in der vergangenen Woche einstimmig für dieses Vorgehen aussprachen.

Den Entscheidungen vorausgegangen war ein Antrag der FDP, die allerdings zunächst nur eine Machbarkeitsstudie zum Lärmschutz an der Giesinger Autobahn gefordert hatte. Dort gab bis vor drei Jahren eine Lärmschutzwand, doch die musste wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Inzwischen gibt es eine Unterschriftenliste für eine neue Wand, 700 Unterhachinger haben bereits unterzeichnet. Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) will in die Studie aber das gesamten Gemeindegebiet einbeziehen und auch einen Lärmschutz an der A 8 prüfen. "Entweder wir machen es ganz oder gar nicht", sagte er am Donnerstag in der Sitzung des Finanzausschusses. Er hält die Machbarkeitsstudie für notwendig, um zu wissen, welche Maßnahmen die Gemeinde ergreifen kann und welche Auswirkungen diese hätten. "Wir haben die Pflicht, uns umfassend zu informieren, und nicht nur Teile zu machen, die populär sind." Peter Hupfauer von der FDP hatte dafür plädiert, sich zunächst nur auf den Lärmschutz auf der einen Seite der Gemeinde zu konzentrieren. "Ich möchte das Ding ungern so aufblasen", sagte er, stimmte schließlich aber doch zu.

Uneinig sind sich die Mitglieder in den Ausschüssen über den Vorstoß der Verwaltung, bereits jetzt durch eine Rechtsanwaltskanzlei prüfen zu lassen, inwieweit die Kosten für den Bau einer Lärmschutzwand entlang der Autobahnen über einen Ausbaubeitrag finanziert werden kann oder muss. "Wir sollten, wenn wir zum Bau schreiten, offen und ehrlich damit umgehen und uns nicht nur mit dem technischen Teil beschäftigen", begründet Panzer den Vorschlag. Schließlich könne es ja sein, dass die Kosten doch umzulegen seien.

Die Rathausverwaltung hatte ausgeführt, dass eine Lärmschutzwand eine Verbesserung für die Anwohner darstelle und daher eine Finanzierung über einen Ausbaubeitrag geprüft werden müsse. Derzeit ist das zwar noch nicht möglich, da die Auswirkungen noch nicht feststehen. Da aber eine solche Prüfung sehr komplex sei, soll das nach Erstellung der Machbarkeitsstudie ein Rechtsanwalt erledigen. Die Verwaltung rechnet mit Kosten von 7000 Euro.

Während der Bauausschuss mehrheitlich dafür stimmte und nur die CSU sich dagegen aussprach, fiel der Vorschlag im Finanzausschuss mit sieben zu sechs Stimmen durch. "Das könnte auf den ersten Blick als Drohgebärde gesehen werden", sagte die Fraktionssprecherin der Grünen, Claudia Köhler, und sprach sich dafür aus "das jetzt nicht zu machen." Auch Tanja Günther von der CSU war der Ansicht, dass "dies zum jetzigen Stadium nicht betrachtet werden muss." Die CSU, Köhler und Hupfauer stimmten schließlich dagegen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: