Wenn Grundschüler eines Förderzentrums und Mittelschüler einer Fußball-Leistungssportklasse gemeinsam auf dem Platz stehen, können beide Seiten profitieren. Das beweist ein Konzept, das in diesem Schuljahr in Unterhaching erstmals erprobt worden ist. Die Siebtklässler der Mittelschule brachten den Zweit- und Drittklässlern der Hachinger-Tal-Schule Tricks und Kniffe zu Koordination und Wendigkeit im Fußball bei und lernten dabei selbst, wie man sich als Trainer fühlt. Dass die Grundschüler immer wieder fragten, wann das nächste Training ist, dürfen die Älteren als schönstes Lob für ihren Einsatz ansehen. Zum Abschluss des Projekts wartet auf alle Klassen ein gemeinsamer Besuch in der Fröttmaninger Fußball-Arena.
Die Grundschüler der Hachinger-Tal-Schule haben Förderbedarf beim Sprechen, Lernen oder in ihrer emotional-sozialen Entwicklung. So waren die Älteren gefordert, mit viel Einfühlsamkeit, Wiederholen, Gesten und Zeigen klarzumachen, wie eine Übung ablaufen soll.
Das gelang gut. Florian Schuller, Sportlehrer an der Mittelschule und seit Februar 2022 Fachberater Sport im Landkreis München, hat seine Leistungsfußballer auf die besonderen Anforderungen vorbereitet und zeigt sich von deren Empathie begeistert. Zum ersten Mal in ihrem Leben seien sie Trainer gewesen und hätten sich mit viel Einsatz Übungen ausgedacht. Da galt es für die Grundschüler, einbeinig auf einer Langbank zu balancieren und dabei weiche Bälle hochzuwerfen oder bei kleinen Wettkampfspielen um farbige Kegel zu dribbeln und dann aufs Tor zu schießen.
Die Siebtklässler überdachten ihre Übungen nach einem Training und erweiterten oder vereinfachten sie für die nächste Stunde. Bei allen fünf Treffen hätten sie Aufgaben auch spontan schnell den Fähigkeiten eines Schülers angepasst, betont Schuller. Wichtig sei seinen Schülern gewesen, dass Schüsse aufs Tor dabei waren, weil auch die Jüngeren sich als fußballbegeistert zeigten.
„Wir dachten, es ist schwieriger mit Förderschülern als mit normalen Grundschülern zu arbeiten“, sagt einer der Fußballer. Aber sie hätten versucht, alles richtigzumachen, es habe keinen großen Unterschied zu anderen gegeben, befinden die Siebtklässler im Rückblick. Vor allem aber seien die Förderschüler sehr motiviert gewesen.
Das Projekt sollte die ganzheitliche Entwicklung der Kinder, insbesondere ihre koordinativen Fähigkeiten und den Teamgeist fördern. Das ist gelungen und so steht für Silke Höhn vom Mobilen Sonderpädagogischen Dienst des Unterhachinger Förderzentrums fest, es nächstes Jahr zu wiederholen. Mit welchen Schulen, ist noch offen.