Unterhaching:Freiheit auf vier Rädern

Unterhaching: Diesmal fährt Rüdiger Guthmann Erika Grubmüller zum Gedächtnistraining. Dabei geht es nicht nur um den Transport, sondern auch um die sozialen Kontakte. Ein kleiner Plausch mit dem Fahrer ist immer drin.

Diesmal fährt Rüdiger Guthmann Erika Grubmüller zum Gedächtnistraining. Dabei geht es nicht nur um den Transport, sondern auch um die sozialen Kontakte. Ein kleiner Plausch mit dem Fahrer ist immer drin.

(Foto: Claus Schunk)

Seit der Eröffnung des Kubiz in Unterhaching gibt es den Sozialen Fahrdienst. Er ermöglicht Senioren, die sonst nicht mehr mobil wären, am Leben teilzunehmen und ihre Selbständigkeit zu behalten

Von Sara della Malva, Unterhaching

Erika Grubmüller ist auf dem Weg zum Gedächtnistraining. Alleine würde es die 84-Jährige nicht mehr schaffen. So aber sitzt sie bequem im Seniorenmobil der Gemeinde Unterhaching - Rüdiger Guthmann fährt. Fast ein Drittel der Einwohner in Unterhaching sind älter als 60 Jahre. Einige sind nicht mehr gut zu Fuß. Für Erika Grubmüller und viele andere bedeutet der soziale Fahrdienst der Gemeinde die Erhaltung ihrer Mobilität.

Rüdiger Guthmann fährt seit mehr als vier Jahren das Seniorenmobil der Gemeinde. Er bringt seine Passagiere zum Arzt, zur Physiotherapie, zum Friseur oder einfach nur zum Kaffeekränzchen mit Freunden. Montag bis Freitag ist er unterwegs. Der 53-Jährige ist nicht nur Fahrer, er ist auch Vertrauter und Gesprächspartner. Ein kleiner Plausch, ein kleiner Flirt - er sorgt für eine sichere und bereichernde Fahrt.

"Man muss ja schick bleiben, auch im Alter."

"Dieses Angebot ist super, ich will es nicht missen. Wir haben den Rüdiger und darüber sind wir sehr froh", sagt Liselotte Taverner auf der Heimfahrt von ihrer Physiotherapiesitzung. Auch die 91-jährige Brunhilde Christokat ist voll des Lobes für das Angebot. "Ich lobe selten, aber wenn, dann ist es absolut berechtigt."

Der Fahrdienst ermögliche Freiheiten, die man sonst nicht hätte, sagt die Seniorin. Mit seinem Rollstuhllift ist der Kleinbus auch für Brunhilde Christokat perfekt ausgestattet. Heute geht es zum Friseur. "Man muss ja schick bleiben, auch im Alter", sagt die 91-Jährige und schmunzelt.

Der soziale Aspekt des Berufes habe ihn damals gereizt, sich auf die Stelle zu bewerben, sagt Rüdiger Guthmann. "Man kann den Leuten etwas Gutes tun. Wir ermöglichen den älteren Menschen länger in ihren eigenen vier Wänden zu bleiben, mobil zu sein, sich zu verabreden", sagt der 53-Jährige. Seine Passagiere mögen ihn. Seinen Humor, seine zupackende Art. Er nimmt jeden wie er ist und fordert, ohne zu überfordern. "Wir wollen eine Möglichkeit bieten, dass Menschen sich frei bewegen können. Das macht Mut und bereichert den Alltag", sagt Guthmann.

Es ist Mittag und Irene Wech steht schon an der Straße und schaut dem Seniorenmobil entgegen. "Ich wollte in keiner anderen Ortschaft wohnen wollen, es ist hier einsame Spitze", sagt die Rentnerin. Es geht zum Schmankerlessen in das Seniorenzentrum im Kubiz. Was es zu essen gibt, sei jedes Mal eine Überraschung.

Auf der Fahrt dorthin werde immer fleißig geraten, sagt die Rentnerin. Rüdiger Guthmann gibt Tipps. "Etwas, dass es mit 'S' anfängt". Die Rentnerin zwinkert. "Immer für einen Spaß zu haben, der Rüdiger", sagt sie. Die 82-Jährige nutzt den Fahrdienst meistens zweimal die Woche. Vier Euro kosten Hin- und Rückfahrt. Vier Euro für Mobilität, Freiheit und ein gutes Gefühl nach einem netten Gespräch.

Der Fahrdienst hat auch eine soziale Funktion

Mit der Eröffnung des Kubiz in Unterhaching startete das Angebot des sozialen Fahrdienstes 1989. "Selbstständigkeit und Flexibilität können durch dieses Angebot bewahrt werden", sagt Erdmute Albat, Seniorenbeauftragte in Unterhaching. Neben der Mobilität habe der Fahrdienst auch eine soziale Funktion. "Wir wollen gegen die Vereinsamung der Menschen angehen", sagt Albat. Über hundert Senioren nutzen den Fahrdienst, einige davon auch, um eines der Angebote im Kubiz wahrzunehmen. So wie Erika Grubmüller zum Gedächtnistraining und Irene Wech zum Schmankerlessen ins Kubiz kommen.

Gleichzeitig sei es auch eine Sicherheit für alleinstehende Menschen, sagt die Seniorenbeauftragte. Ist ein Arzttermin vereinbart und jemand öffnet bei der Abholung die Türe nicht, so ist das Team um Rüdiger Guthmann sofort alarmiert. Sie kümmern sich darum herauszufinden, was passiert ist. Ob es dem Betreffenden gut geht oder nicht. Keiner werde vergessen, man habe ein Auge aufeinander, sagt Albat.

Erika Grubmüller ist fertig mit ihrem Gedächtniskurs. Nun geht es wieder nach Hause. Probleme, dorthin zu gelangen hat sie nicht. Das Auto steht bereit, Rüdiger Guthmann wartet schon.

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