Unterhaching:Freie Durchfahrt nur per Fernbedienung

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Radfahrer könnten auf der Hauptstraße in Unterhaching bald mehr Platz finden. Der Gemeinderat beschäftigt sich mit einer Fahrradstraße. (Foto: Claus Schunk)

Der Mobilitätsbeauftragte Götz Mahdi wartet mit dem Vorschlag auf, die Hauptstraße für den Autoverkehr mit Pollern zu versperren, die für Polizei, Feuerwehr und Müllabfuhr elektronisch wieder versenkt werden können

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Weil bis zum Fahrplanwechsel Ende kommenden Jahres die Bushaltestellen am Unterhachinger S-Bahnhof umgebaut werden müssen, will die Gemeinde gleich die gesamte Hauptstraße bis zum Kubiz optimieren. Denn hier drängeln sich täglich Radfahrer und Fußgänger auf dem Gehweg, insbesondere in der Früh vor Schulbeginn an Gymnasium und Grundschule an der Jahnstraße. Der Auftrag an die Kommunalpolitik, dieses Durcheinander irgendwie so zu sortieren, dass Radfahrer schnell fahren können, Fußgänger sicher sind und Autos trotzdem die Straße nutzen können, erweist sich als knifflige Aufgabe.

An Ideen, wie man die Verkehrsführung auf dieser Verbindung verbessern könnten, mangelt es dem Gemeinderat nicht. Sie reichen von einer Fahrradstraße über Umleitungen bis hin zu Sperrungen. Der neue Mobilitätsbeauftragte der Gemeinde, Götz Mahdi, stellte in der jüngsten Sitzung des Innovations- und Mobilitätsausschusses insgesamt zehn Varianten vor, zum Teil Vorschläge der Fraktionen, zum Teil aber auch Überlegungen, die die Verwaltung selbst angestellt hat.

Am meisten überraschte die Gemeinderäte wohl Mahdis Einfall, den Bahnhofsvorplatz inklusive der direkt davor befindlichen Hauptstraße mit Pollern für den Durchgangsverkehr zu sperren. Die Pfähle wären dann beweglich und könnten von Busfahrern, Müllabfuhr, Polizei und Feuerwehr per Fernbedienung elektronisch versenkt werden. Der Platz bekäme so eine bessere Qualität, der Autoverkehr würde reduziert, die Geschäfte könnten aber weiterhin angefahren werden. "Diese Version finden wir schon spannend", sagte Stefan König von den Grünen nach der Sitzung. Seine Fraktion hätte einen solchen Vorschlag nie wirklich in Erwägung gezogen, "wir hatten da mal kurz drüber nachgedacht, waren uns aber sicher, die anderen würden uns dafür steinigen", so König.

Schließlich hatten sich die Grünen bereits mit der Idee, aus der Hauptstraße eine Fahrradstraße zu machen, weit vorgewagt. Die Fahrräder dürften dann nebeneinander fahren und die Autos müssten sich unterordnen. Die Grünen finden, dass mit Fahrradstraßen bereits gute Erfahrungen in Unterhaching auf der Oskar-von-Miller-Straße und der Karl-Matthes-Straße gemacht wurden. Der finanzielle Aufwand für das Anbringen von wenigen Schildern wäre gering, Parkplätze und Bäume blieben erhalten. Am Kubiz, am Bahnhof und am Kreisverkehr Leipziger Straße müssten sichere Zu- und Abfahrten errichtet werden, wird in dem Konzept der Grünen erläutert.

Der Mobilitätsbeauftragte Mahdi bestätigte zwar den geringen Planungsaufwand, verweist jedoch auf die negative Stellungnahmen von MVG und Polizei. Kinder unter acht Jahren müssten weiterhin auf den Gehwegen bleiben und der Buslinienverkehr bekäme ein Problem mit der Pünktlichkeit. Bisher seien Fahrradstraßen eher selten bei intensivem Buslinienverkehr.

Die CSU würden den Radverkehr lieber über Schulstraße umleiten und Schüler dann direkt in eine mögliche Tiefgarage unter dem Schulsportplatz fahren lassen. Mahdi attestierte der Fraktion, dass dieser Vorschlag den Umbau der Bushaltestelle nicht beeinflussen, sondern eher noch entschärfen würde. Es gebe keinerlei Änderungen an der bisheriger Ausgestaltung der Hauptstraße, da das Problem ja nur zu Stoßzeiten existiere, wenn viele Schüler unterwegs sind. Allerdings würde sich ein eventueller Entlastungseffekt auf jene Radfahrer beschränken, die von der westlichen Seite des Bahnhofes kommen. Mahdi vermutet zudem, dass eventuell Schüler diese Route eh schon als kürzeste Verbindung nutzen. Weiter zur Diskussion stehen zudem die Verbreiterung der Straße plus Fahrradschutzstreifen, ein beidseitig befahrbarer Fahrradweg auf westlicher Fahrbahnseite, ein saisonaler Radweg, Radwege auf beiden Seiten und eine durchgezogene Linie auf der Hauptstraße mit Überholverbot. "Die Zusammenfassung von Herrn Mahdi ist eine Super-Grundlage, um weiterzuarbeiten", lobte CSU-Fraktionssprecher Korbinian Rausch.

Die Vorschläge müssen in ein Verkehrskonzept eingearbeitet werden, das Voraussetzung ist, um Zuschüsse für die Förderung des Radverkehrs zu erhalten.

© SZ vom 24.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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