Lärmschutz an der A995:Ein verdächtig günstiges Angebot

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An der Giesinger Autobahn gibt es derzeit nur an einer Stelle kurzeLärmschutzwände. (Foto: Angelika Bardehle)

Eine erste Prüfung nährt in Unterhaching Zweifel, dass eine Schutzwand an der Giesinger Autobahn für drei Millionen Euro zu haben ist.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

In diesen ersten Novembertagen will die Gemeinde Unterhaching auf dem kleinen Wall entlang der Giesinger Autobahn Probebohrungen vornehmen. Damit soll die Tragfähigkeit des Untergrunds für den Bau einer Lärmschutzwand geprüft werden. Das hat Rathaussprecher Simon Hötzl in der Gemeinderatssitzung angekündigt. Allerdings bedeutet das noch lange nicht, dass ein solches Bauwerk hier auch errichtet wird, sollte der Boden geeignet sein. Vielmehr ist die Bohrung Teil der Überprüfung eines Angebots für eine begrünte Lärmschutzwand, das die Unterhachinger Vorkämpferin für den Lärmschutz an der A 995, Catia Hilgart, bei der Firma Rau-Geosysteme eingeholt und deren nähere Betrachtung die CSU im Sommer im Gemeinderat beantragt hat.

Hötzls Zwischenbericht fällt bislang wenig positiv für das vorliegende Angebot aus, in dem ein Komplettpreis von 2,9 Millionen Euro genannt wird. Bislang war die Gemeinde von Kosten in Höhe von etwa zehn Millionen Euro für ein Lärmschutzbauwerk ausgegangen. Daher hatte der Gemeinderat die Pläne vor gut einem Jahr zunächst zu den Akten gelegt. Im Juli war die CSU dann umgeschwenkt und wollte doch noch mal genauer berechnet haben, ob eine Wand nicht - wie von ihren Parteimitglied Hilgart propagiert - kostengünstiger zu haben ist.

Die Gemeinde müsste das Bauwerk selbst zahlen

Klar ist nach wie vor: Die Wand darf nach Ansicht der Autobahndirektion errichtet werden, finanzieren muss sie aber komplett die Gemeinde. Laut einem Schreiben der Behörde, aus dem Hötzl zitierte, müsste Unterhaching auch den laufenden Unterhalt sowie die regelmäßigen technischen Überprüfungen zahlen sowie eine Rückbauverpflichtung übernehmen, schließlich könne es ja sein, dass die Autobahn irgendwann einmal verbreitert werden soll.

Auch in dem konkreten Angebot der Fachfirma sieht die Verwaltung einige Punkte nicht oder mit zu geringen Kosten berücksichtigt. So bezeichnete Hötzl die verkehrsleitenden Maßnahmen mit 50 000 Euro als zu niedrig angesetzt. Die Autobahndirektion gehe von mehreren hunderttausend Euro aus. Auch die Zufahrten für Baustelle und Unterhalt seien nicht ausreichend berücksichtigt. Zudem fehle die Anbindung an die bestehenden Brückenbauwerke und der Wasseranschluss für die Begrünung der Wand. Für Hötzl alles Gründe, "um das Angebot kritisch zu hinterfragen". Bis zur November- oder Dezember-Sitzung des Gemeinderats soll die Prüfung des vorliegenden Angebots abgeschlossen sein, dann werde sich das Gremium damit befassen, versprach Höztl.

Initiatorin Catia Hilgert ist empört

Catia Hilgart zeigte sich empört über den Zwischenbericht der Verwaltung. "Aus der Errichtung einer ganz normalen und in Deutschland überall zu besichtigenden Lärmschutzwand macht die Gemeinde einen Verwaltungsaufwand, als ob es um den Wiederaufbau der Chinesischen Mauer ginge", sagt sie. In einer Stellungnahmen verteidigt sie die aufgeführten Kosten im vorliegenden Angebot. Sie beruhten auf Gesprächen mit den Straßenbaubehörden und Erfahrungen der Fachfirma.

Hilgart kritisiert vor allem, dass die Gemeinde nicht direkt in den Dialog mit den Herstellern trete, um Informationen einzuholen. Stattdessen werde Steuergeld für "uferlose" Prüfungen verschwendet. Es würden aus dem Angebot Punkte extrahiert, ohne sich für das Baukonzept der Firma zu interessieren. So verhalte man sich nur, wenn man etwas partout verhindern wolle, findet Hilgart. Sie glaubt, dass die Gemeinde alle Hebel in Bewegung setze, um die Kosten "künstlich nach oben zu treiben" und Zeit bis nach der Kommunalwahl 2020 zu gewinnen.

© SZ vom 07.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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