Unterhaching:Effiziente Tüftler

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Stephan Lee, Matthias Weirich und Florian Baader (von links) haben mit ihrem Programm Stand-Bye schon mehrere Preise gewonnen. (Foto: Claus Schunk)

Schüler optimieren Energiesparmodus für Windows-Computer

Von Nadja Tausche, Unterhaching

Als sie auf den Nachwuchswettbewerb der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz hingewiesen wurden, waren es noch zwei Tage bis zum Anmeldeschluss. Die drei Schüler waren auf einem Unternehmertreffen, als ihnen ein Teilnehmer vorschlug, sich doch für den Wettbewerb anzumelden. Sie haben sich hingesetzt, eine Präsentation vorbereitet und Lebensläufe mit einem Aufsatz über ihr Projekt eingereicht - und schließlich den ersten Preis gewonnen, den Energieeffizienz-Nachwuchspreis Perpetuum 2017.

Florian Baader, 18, Stephan Le, 17, und Matthias Weirich, 18, gehen auf das Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching und haben ein Programm entwickelt, das den Energiesparmodus von Computern verbessert. Wenn Windows-Computer eine Weile nicht genutzt werden, schaltet sich nach einer Weile automatisch der Stand-by-Modus ein; lädt der Computer gerade Programme herunter oder laufen Druckvorgänge, werden diese Vorgänge abgebrochen. Um das zu verhindern, schalten viele Nutzer die Energiesparfunktion komplett aus. "So kann es eigentlich nicht sein", dachte sich Florian Baader, als er sich einen neuen Computer kaufte. In der Pause fragte er seine Mitschüler Stephan Le und Matthias Weirich, ob sie mit ihm an einer Lösung für das Problem arbeiten wollen.

Heraus kam das Programm "Stand-Bye". Damit haben die drei 2016 den Regionalwettbewerb München von "Jugend forscht" gewonnen, beim Landeswettbewerb erreichten sie den dritten Platz. Hierbei wurden sie von der Schule unterstützt, eine Betreuungslehrerin erinnerte sie an Termine und half auch sonst weiter. Am Wettbewerb der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz nahmen sie dann ohne Hilfe der Schule teil. Den ersten Preis nahmen sie Anfang März auf der Jahresauftaktkonferenz in Berlin entgegen, bei der Politiker und Unternehmer die besten Wege zur Energieeinsparung suchen. Dort kam das Projekt der drei Schüler gut an: "Bemerkenswert, dass Schüler auf Lösungen kommen, die großen Software-Herstellern seit Jahren nicht eingefallen sind", sagt Carsten Müller, CDU-Bundestagsabgeordneter und Vorstandschef der Unternehmensinitiative. Als Gewinn durften die drei ein Wochenende in der Hauptstadt verbringen.

Bei der Bewerbung für den Wettbewerb gab es damals ein Feld mit der Frage: Wie viele Leute erreichen Sie mit Ihrem Projekt? Die drei haben einfach mal 1,25 Milliarden Menschen angegeben. Das sind alle Windows-Nutzer weltweit. Bis jetzt wurde "Stand-Bye" allerdings erst etwa 15 000 Mal heruntergeladen, die meisten Downloads liefen über die Webseite des Programms. Was die Leute zum Download bewege, erklärt Matthias: "Man schafft mehr Komfort, nicht nur mehr Umweltschutz." Denn es sei ärgerlich, wenn jemand eine Präsentation halte und auf einmal der Stand-by-Modus angehe oder wenn der Computer 20 Minuten lang laufe und der Nutzer so umsonst Strom zahle, bevor sich der normale Energiesparmodus von Windows einschalte. "Stand-Bye" misst die Auslastung des Computers und geht genau dann in den Ruhemodus, wenn die Auslastung unter einem vom Nutzer festgelegten Grenzwert liegt. Wem das zu kompliziert ist, der kann auch bestimmte Programme festlegen, bei denen der Computer sich nicht in den Stand-by-Modus verabschiedet. Wie viel Geld Nutzer mit dem Programm sparen können, wollen die drei mit dem "Ersparnisrechner" auf ihrer Webseite beweisen. Ein Beispiel: Ein Desktop-PC mit einem Verbrauch von 150 Watt läuft täglich zwei Stunden umsonst. Installiert der Nutzer das Programm, spart er bei einem Strompreis von 25 Cent pro Kilowattstunde immerhin etwa 27 Euro im Jahr. Und er schont die Umwelt, auch das ist den drei Entwicklern wichtig.

Wie es in Zukunft weitergeht, haben sie genau im Kopf. Momentan arbeiten sie an einem Update, um das Programm zu verbessern. Außerdem planen sie ein Start-up: Bei Praktika in Unternehmen hätten sie bemerkt, wie sinnvoll ihr Programm zum Beispiel sein könnte, wenn während der Mittagspause alle Computer weiterlaufen. Sie wollen ihr Programm an Firmen verkaufen, um ihren Aufwand zu entschädigen: Fünf bis sieben Stunden pro Woche stecken sie in das Projekt. Geld sei aber nicht ihr Hauptantrieb, sondern die Erfahrung.

© SZ vom 22.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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