Die Menschen im Landkreis München sind noch einmal glimpflich davongekommen: Die befürchtete Hochwasserkatastrophe ist im unmittelbaren Umkreis der Landeshauptstadt am Wochenende ausgeblieben. Im Gegensatz zu anderen Gegenden Oberbayerns, etwa Pfaffenhofen an der Ilm und den Landkreisen Freising und Fürstenfeldbruck, aber auch Isar-nahen Münchner Stadtvierteln wie Au, Untergiesing und Herzogpark, haben die anhaltenden und ergiebigen Regenfälle am Freitag und Samstag rund um München wenige Schäden und Behinderungen verursacht. Einsatzkräfte von Feuerwehren und Technischem Hilfswerk waren gleichwohl bis in den Sonntag hinein im Einsatz. Am stärksten betroffen von Hochwasser waren im Landkreis die Gemeinden Ismaning, Oberhaching, Schäftlarn, Taufkirchen, Unterföhring und Unterhaching. In Unterhaching trat der Hachinger Bach zeitweise über das Ufer.
Nach Erdrutschen zwischen Baierbrunn und Ebenhausen sowie zwischen Icking und Ebenhausen blieb die S-Bahn-Strecke der S7 zwischen Wolfratshausen und Höllriegelskreuth bis auf Weiteres gesperrt. Nach Angaben der Deutschen Bahn kommt es zu Zugausfällen, ein Ersatzverkehr mit Taxis pendelte am Sonntag zwischen Höllriegelskreuth und Wolfratshausen. Wann sich der Zugverkehr auf der Strecke normalisiert, war zunächst nicht absehbar.
Die Folgen der seit Freitagmorgen anhaltenden Regenfälle waren vom frühen Samstagmorgen an zu spüren: Von 4 Uhr an wurden Einsatzkräfte zu überfluteten Kellern und Tiefgaragen gerufen, wie der Krisenstab im Landratsamt mitteilte. Der Krisenstab behielt das ganze Wochenende über die Lage im Blick. Allein bis Samstagnachmittag zählte er rund 300 Einsätze im Landkreis München, zu denen rund 500 Einsatzkräfte ausrückten. Bis Sonntagnachmittag war von 600 Einsätzen die Rede. Von Feuerwehren und Rettungskräften hieß es, die Lage habe sich stabilisiert.
Ein Einsatzschwerpunkt lag zunächst am Hachinger Bach in Unterhaching, dessen Pegel infolge der massiven Regenfälle stark angestiegen war. Dort setzte der ABC-Zug München-Land eine Hochleistungspumpe ein, um das Wasser von angrenzenden Wohngebieten fernzuhalten und stattdessen auf Wiesen und Felder zu leiten. Die Hauptstraße musste ab der Kreuzung Waldstraße bis zum Heimatmuseum gesperrt werden, ebenso die Südstraße.
Der Landkreis reagiert auf ein Hilfeersuchen aus Pfaffenhofen
In Ismaning war die Feuerwehr nach eigener Darstellung seit dem frühen Samstagmorgen an knapp 100 Einsatzstellen, mehr als 50 Feuerwehrdienstleistende und alle verfügbaren Fahrzeuge waren demnach im Einsatz. Die Feuerwehren aus Unterföhring, Garching, Heimstetten und Grasbrunn halfen im Rahmen der Landkreisreserve mit Pumpen und Sandsäcken aus.
Im Laufe des Samstags wurde in einem Kieswerk im Würmtal mithilfe der Landkreisfeuerwehren eine Abfüllanlage für Sandsäcke in Betrieb genommen. Die Sandsäcke wurden anschließend über die Feuerwehren im Landkreis verteilt. In Unterföhring füllten 17 Feuerwehrleute kurzfristig innerhalb von zweieinhalb Stunden 750 Sandsäcke für den Ernstfall. Auf ein Hilfeersuchen des Landkreises Pfaffenhofen machte sich am Abend zudem ein Trupp mit 1850 Sandsäcken aus dem Landkreis München auf den Weg. Zwei Einsatzhilfsfahrzeuge begleiteten das Hilfeleistungskontingent.
Aufgrund der heftigen Regenfälle ist der Grundwasserpegel im Landkreis stark angestiegen. Durch den Dauerregen fielen laut Deutschem Wetterdienst (DWD) im Raum München bis zu 110 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden vom Himmel. Zuletzt hatte es im Raum München im Mai 2019 so viel geregnet. An der Isar wurde in der Nacht auf Sonntag ein Pegelhöchststand von 3,29 Meter gemessen, damit war die bereits am Vormittag erreichte Meldestufe 2 überschritten. Im Laufe des Vormittags fiel der Pegel wieder unter drei Meter.
Einsatz- und Rettungskräfte hatten sich frühzeitig vorbereitet
Nachdem der Deutsche Wetterdienst frühzeitig vor Starkregen gewarnt hatte, hatten sich Feuerwehren, Wasserwacht und andere Rettungskräfte im Landkreis München auf ein mögliches Hochwasser vorbereitet. Seit Mittwoch vergangener Woche liefen bei den Verantwortlichen für den Katastrophenschutz im Landratsamt und bei der Kreisbrandinspektion die Planungen. Mehr als 6000 gefüllte Sandsäcke und zusätzlich fast 10 000 noch leere Sandsäcke standen zur Verfügung. Außerdem Pumpen, Boote und anderes Gerät.
Vor Ausflügen an und auf der Isar wird von den Behörden nach wie vor ausdrücklich gewarnt. So musste die Feuerwehr am Samstagabend am Wehrbau in der Pupplinger Au südlich von Wolfratshausen drei Surfer abhalten, ins Wasser zu gehen. Allein das Treibgut in den Fluten könne Bootsfahrern wie Surfern schnell zum Verhängnis werden, so Stefan Kießkalt von der Feuerwehr. Das gelte auch noch Tage nach einem Starkregenereignis. Die Strömungen seien unberechenbar und im Falle des Kenterns sei es schier unmöglich, wieder zurück ins Boot zu kommen; die Kiesbänke sind überspült, die Uferböschungen durchweicht. Es bleibt also noch eine Weile extrem gefährlich an und auf den Flüssen.