Unterhaching:Das Stadion wird zum Freiluft-Tagungszentrum

Unterhaching: Fußball wird derzeit bei der EM und im Fernsehen geboten. Im Unterhachinger Stadion gab es am Samstag statt Fangesängen die Worte von CSU-Vorsitzendem Markus Söder zu hören. Die Gemeinde begrüßt solche Veranstaltungen, weil es kein Lärmproblem gibt.

Fußball wird derzeit bei der EM und im Fernsehen geboten. Im Unterhachinger Stadion gab es am Samstag statt Fangesängen die Worte von CSU-Vorsitzendem Markus Söder zu hören. Die Gemeinde begrüßt solche Veranstaltungen, weil es kein Lärmproblem gibt.

(Foto: Claus Schunk)

Im Sportpark Unterhaching halten während der Pandemie Politiker, Feuerwehrleute und bald der Ski-Verband ihre Veranstaltungen ab. Laute Groß-Events wie Konzerte soll es aber nicht geben.

Von Stefan Galler und Iris Hilberth, Unterhaching

Große Auftritte verlangen eine große Kulisse. Zumindest normalerweise. Seit mehr als einem Jahr ist aber nichts mehr normal, daher können auch Kleine manchmal ganz groß denken. Sportstadien, die sonst den Fußballern, den Leichtathleten, den Konzertveranstaltern und vielleicht noch großen Kirchentagen vorbehalten sind, rücken in der Pandemie in den Fokus für alle möglichen Treffen.

Vom Parteitag über die Feuerwehr-Versammlung bis hin zu Zeugnisvergaben. Auch das Unterhachinger Stadion wird aktuell für mehr genutzt als nur für die Balltreterei. Am Wochenende etwa war gerade wieder die Junge Union mit dem CSU-Parteichef und Ministerpräsidenten Markus Söder zu Gast. Ob das aber auch ein Modell für die Zukunft nach der Pandemie sein kann, ist eher fraglich.

Die ersten waren wohl die Abiturienten des Lise-Meitner-Gymnasiums Unterhaching im vergangenen Jahr, die gerne die Freiluftbühne der Ballsportler genutzt hätten. Sie wollten alle gemeinsam ihren Abschluss feiern. Platz genug wäre ja gewesen. Doch die damals geltenden Hygieneschutzregeln machten einen Strich durch die Rechnung. So viele Leute durften sich nicht treffen, auch nicht unter freiem Himmel. Der Jahrgang musste sich auf fünf Gruppen aufteilen und blieb auf dem Schulgelände. Auch der Weihnachtsgottesdienst, den die Unterhachinger Katholiken und Protestanten gemeinsam im Stadion geplant hatten, musste wegen zu hoher Inzidenzen im Dezember abgesagt werden.

Im Moment aber ist das Stadion der Ort der Wahl. Erst kamen die Freien Wähler zu ihrer Aufstellungsversammlung für die Bundestagswahl, dann die Freiwillige Feuerwehr zu ihrer Jahreshauptversammlung in der größten Sportstätte der Gemeinde zusammen. Im Rathaus geht man mit solchen Anfragen nach einer Nutzung der Liegenschaft aktuell recht großzügig um, wie Sprecher Simon Hötzl bestätigt.

Novo Sancti Petri, Spanien, 14.01.2020, Hotel Barrosa Palace, Fussball, Testspiel im Trainingscamp , SpVgg Unterhaching; Fußball

Für SpVgg-Präsident Manfred Schwabl ist das Stadion wichtig. Er will in Beine und Steine investieren.

(Foto: Claus Schunk)

"Aber das ist der Pandemie geschuldet, grundsätzlich heißt das nicht, dass das Stadion immer für andere Veranstaltungen als für den Fußball genutzt werden kann", betont er. Hötzl geht auch davon aus, dass das Interesse mit dem Ende der Pandemie wieder abflauen wird. Schließlich sei es doch sehr wetterabhängig, ob man sich im Stadion treffen könne oder wolle. "Da werden die Veranstalter sicher wieder Innenräume bevorzugen", vermutet er.

Derzeit ist das Stadion aber recht begehrt, "weil es eben die größte Liegenschaft ist, die in der Pandemie die Möglichkeit bietet, Präsenzveranstaltungen abzuhalten". Es gebe eben Vereine oder Parteien, bei denen Präsenzveranstaltungen vorgeschrieben seien, "und denen wollen wir aktuell solche Treffen ermöglichen", sagt Hötzl. Denn weder bei Aufstellungsversammlungen noch bei Feuerwehrtreffen muss die Gemeinde Probleme mit dem Lärmschutz befürchten. "Planungsrechtlich" sei dieses Zugeständnis jenseits von Pandemie-Zeiten aber kaum möglich, sagt Hötzl. "18 Heimspieltage mit 18 Mal Stadionsprecher reichen aus."

Vor Jahren ist die Idee zwar schon einmal aufgekommen, im Stadion auch Konzerte zu veranstalten, die Pläne wurden aber wegen der nahen Wohnbebauung auf der Stumpfwiese wieder zu den Akten gelegt. "Inzwischen sind die Bebauung und das Gewerbe ja noch näher ans Stadion herangerückt", sagt Hötzl. Peter Wagstyl, als Vizepräsident der Spielvereinigung Unterhaching unter anderem für Stadionbelange zuständig, sieht das ähnlich: "Klar könnte man im Stadion auch ein AC/DC-Konzert oder das Wacken-Festival stattfinden lassen, da wäre die Bude voll und es würde Kohle in die Kasse kommen. Aber für uns stellt sich immer die Frage, was wir den Anwohnern zumuten können. Da muss man das nötige Fingerspitzengefühl haben."

Noch gehört das Stadion offiziell der Gemeinde. Der Verkauf an die Spielvereinigung für 3,3 Millionen Euro ist schon vereinbart, der Vertrag jedoch noch nicht unterzeichnet. Dies verzögert sich derzeit, weil es sich als kompliziert herausstellt, "einen einzelnen Teil einer Liegenschaft herauszunehmen", so Hötzl. Denn dem Verein soll nur das Stadion verkauft werden; die Nebenplätze gehören nicht dazu.

In der Zukunftsplanung des Vereins spielt die Sportstätte eine wichtige Rolle, das hat Präsident Manfred Schwabl immer betont. Man wolle in "Beine und Steine investieren", also vor allem die eigenen Talente und das Nachwuchsleistungszentrum stärken, aber eben auch Geld in das Stadion stecken. Nun gilt es aber erst einmal, mit dem Abstieg aus der dritten Liga in die Regionalliga fertig zu werden - auch finanziell. "Unsere Pläne, das Stadion zu renovieren und hier auch, eingebettet ins Gewerbegebiet, Büro- und Tagungsräume zur Vermietung zu errichten, sind keineswegs vom Tisch, aber das ist noch ein weiter Weg", sagt Klubvize Wagstyl.

Bis dahin sei man allen Anfragen gegenüber aufgeschlossen, "immer in enger Abstimmung mit der Gemeinde", wie Wagstyl betont. Am 3. Juli veranstaltet der Deutsche Ski-Verband (DSV) im Stadion am Sportpark seinen alljährlichen Trainertag. Kein Grund zur Aufregung für die Nachbarschaft: Après-Ski steht nicht auf der Tagesordnung.

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