Süddeutsche Zeitung

Nahverkehr:Der Bus wird schon kommen

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Unterhaching verzichtet aus Kostengründen auf weitere digitale Anzeigen an den Haltestellen.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Um zu wissen, wann der Bus kommt, sollte eigentlich ein Blick auf den ausgehängten Fahrplan an der Haltestelle reichen. Jeder weiß allerdings, dass diese Information nicht immer ganz zuverlässig ist, weil Busse mitunter Verspätung haben. Früher blickte man ungeduldig in die Richtung, aus der er nun endlich kommen sollte, will man die S-Bahn noch erreichen oder pünktlich beim Termin sein. Der Fahrgast blieb im Ungewissen, ob das noch was wird in absehbarer Zeit. Heute aber gibt es digitale Anzeigen mit dem vielversprechenden Namen "dynamische Fahrgastinformationssysteme". Eine flotte Sache, wie es scheint, aber ganz schön teuer. Zu kostspielig für eine Gemeinde wie Unterhaching, die gerade auf jeden Cent schaut.

Dabei wollte Unterhaching eigentlich genauso modern werden wie andere Gemeinden, in denen die elektronischen Anzeigen, wie man sie von der S-Bahn her kennt, auch an Bushaltestellen die verbleibenden Warteminuten verraten. Das solle die "Nutzerfreundlichkeit" verbessern, heißt es aus dem Rathaus. Und vor zwei Jahren, als der Gemeinderat beschloss, den Unterhachingern diesen Service zu gönnen, war man in dem Gremium auch noch mehrheitlich davon überzeugt, sich das leisten zu wollen. Immerhin: Über ein Förderprogramm der Regierung von Oberbayern werden 80 Prozent der Investitionskosten in Höhe von insgesamt 125 000 Euro übernommen.

An drei Standorten ist der Einbau der dynamischen Fahrgastinformationssysteme auch bereits in vollem Gange. An der St.-Alto-Straße und der Biberger Straße sollen die Anzeigen noch in diesem Jahr eingebaut werden, am Fasanenpark fehlt noch der Stromanschluss, doch auch hier soll im kommenden Jahr die tatsächliche Ankunft des Busses aufleuchten. Nun sollten aber fünf weitere Stationen mit den Errungenschaften moderner Technik ausgestattet werden. Neun Säulen mit mittleren und kleinen Anzeigen waren am Sportpark, am Friedhof, an der Ottobrunner Straße, der Sommerstraße und an der Schule am Sportpark geplant. Diese Installationen hat der Gemeinderat allerdings mit knapper Mehrheit erst einmal gestoppt. Denn trotz hoher Förderung hätte die Gemeinde etwa 50 000 Euro zuschießen sollen, weil auch noch ein paar zusätzliche Masten notwendig wären. Und das war es vielen in dem Gremium eben nicht wert.

"Das ist eine nette Sache, aber dadurch kommt der Bus auch nicht schneller", begründete Richard Raiser, Dritter Bürgermeister von der CSU, sein Nein zu diesem Haltestellen-Ausbau. Alfons Hofstetter von den Freien Wählern stellt die Frage: "Wenn ich auf der Anzeige am Friedhof sehe, dass der Bus zehn Minuten Verspätung hat und ich die S-Bahn nicht mehr erreiche, was habe ich davon? Außer dass ich mich ärgere?" Auch Peter Hupfauer (FDP) erkennt den Sinn in einem dynamischen Fahrgastinformationssystem nicht: "Besser wir lassen die Busse pünktlich fahren, als dass wir den Leuten anzeigen, wie viel zu spät sie kommen", sagte er und meinte mit Blick auf die Haushaltslage, irgendwann müsse die Gemeinde ja anfangen, die nicht notwendigen Ausgaben zu schieben.

Vor allem sind die meisten im Gemeinderat davon überzeugt, dass sich die Fahrgäste ohnehin über die MVV-App informieren, ob ihr Bus pünktlich kommt. Doch das wollten vor allem die Grünen so nicht akzeptieren. Den Bus nutzen auch viele ältere Leute, die nicht unbedingt locker sagen: "Ich schaue mal in der App nach", sagte Claudia Köhler. Die Grünen stellten die Frage, ob Unterhaching weiter auf die Straße setzen wolle oder lieber auf den ÖPNV. Ohne dynamische Fahrgastinformationssysteme sehen sie die eigene Gemeinde hinter andere zurückfallen.

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