Unterhaching:Ausgerechnet Silber

Unterhaching: Das erfolgreiche Mathe-Genie Alexander Armbruster mit seiner gewonnenen Trophäe.

Das erfolgreiche Mathe-Genie Alexander Armbruster mit seiner gewonnenen Trophäe.

(Foto: Claus Schunk)

Alexander Armbruster vom Lise-Meitner-Gymnasium schneidet bei der Matheolympiade in Rio von den Deutschen am besten ab

Von Anna Hordych, Unterhaching

Die Olympischen Spiele erlebten in diesem Monat ein Revival: Dort, wo noch 2016 Sportwettkämpfe ausgetragen wurden, fanden sich vom 12. Juli bis vorigen Sonntag sechshundert Jungmathematiker zusammen, um den Geist Olympias aufleben zu lassen und sich - nicht weniger sportlich - im Rechnen zu messen. Der 17-jährige Alexander Armbruster aus Unterhaching war mit von der Partie, als sich Schüler aus mehr als 100 Ländern in Rio de Janeiro trafen und die brasilianische Spielstätte zu einer Arena des mathematischen Kalküls und des analytischen Wettstreits machten.

"Aus der Sportübertragung im Fernsehen kannte ich die Christusstatue oder den Zuckerhut", berichtet Alexander, der das Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching besucht, "trotzdem hat es sich gelohnt, Highlights wie das Maracana-Fußballstadion in Rio aus der Nähe zu sehen." Immerhin fast zwölf Stunden Flug legten die sechs Schüler aus Deutschland zurück, um an der Internationalen Mathematikolympiade teilzunehmen, die dieses Jahr zum 58. Mal stattfand. "Die Flüge nach Südamerika waren für einige Teams aus Afrika und Asien wohl kompliziert, deshalb sind wir am Flughafen in Frankfurt schon auf sechs Tunesier und eine Gruppe aus Israel gestoßen, die mit uns gemeinsam nach Brasilien geflogen sind." In Rio angekommen, ging es wie in einem Olympischen Dorf ziemlich international zu: Alle Teilnehmer seien in ein- und demselben Hotel untergebracht worden, dort hätten Aufenthaltsräume und Tischkicker ihr Übriges getan, damit man sich auch abseits des Rechnens und Knobelns begegnete. Sowieso blieb um die zentralen beiden Wettbewerbsklausuren herum "noch genug Zeit übrig, um auch mal runter zum Strand zu gehen", - der lag glücklicherweise nur wenige Meter vom Hotel entfernt.

Folgt man der Erzählung des Elftklässlers, könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Tage in Rio entspannter abliefen, als die vorhergehenden Auswahlseminare. Denn um es als begabter Matheschüler zur Olympiade zu schaffen, gilt es, einen langen Parcours zu durchlaufen; insgesamt fünf deutschlandweite Trainingscamps musste Alexander absolvieren, schließlich setzte er sich in der letzten Runde als einer von sechs der insgesamt sechzehn Teilnehmenden für die Matheolympiade durch. Der Alltag dieser Vorrunden strukturiere sich nach dem "Üben und Trainieren von Strategien", meint Alexander rückblickend. In Rio hingegen gab es allein zwei Klausuren à drei Aufgaben zu bewältigen.

Aber ohne Zweifel liegt eine gewisse Spannung auf diesen Prüfungen, die "jeweils viereinhalb Stunden" in Anspruch nehmen. Schließlich werden die Endergebnisse gestaffelt und die Leistungen mit einer lobenden Erwähnung, einer Bronze-, Silber- oder sogar mit einer Goldmedaille belohnt. Die Vertreter der Republik Korea haben sich 2017 als absolute Spitzenreiterhervorgetan und je eine Goldmedaille nach Hause getragen. Alexander hat in Brasilien als bester Deutscher eine Silbermedaille gewonnen. Gab es Konkurrenzdenken im Team?

Vehement wehrt sich Alexander gegen diese Vorstellung: An der Olympiade nehme man "als Gruppe" teil, die Einzelleistung stehe zurück; "eigentlich kennt man sich auch schon untereinander, zum Beispiel von der bayerischen Matheolympiade oder dem Bundeswettbewerb für Mathematik". Gerade in diesem Jahr hatten sich mit Branko Juran, Sebastian Meyer, Martin Drees und Manfred Paul vier Schüler qualifiziert, die schon 2016 bei der Olympiade dabei gewesen waren. Es leuchtet ein, dass so schon Ende Juni beim Intensivtraining in Bonn ein gewisser Zusammenhalt bestand. Die sechs Kandidaten, von denen die Hälfte aus Bayern stammt, hatten sich dort getroffen, um vorher gemeinsam an Lösungswegen zu feilen. Die Wahl der Stadt Bonn ist kein Zufall; hier sitzt nicht nur das Max-Plack-Institut für Mathematik, sondern auch eine der renommiertesten Mathe-Universitäten Deutschlands.

Das war auch der Grund, warum Alexanders Schwester Susanne im vergangenen Jahr beschloss, Mathe in Bonn zu studieren. Schon 2016 nahm die Abiturientin an der Internationalen Matheolympiade in Hongkong teil. Damals verfehlte ihr Bruder nur knapp die Qualifikation. Sonst wären die Geschwister gemeinsam angetreten. Dafür nutzten sie heuer Skype, als Alexander die Olympiade besuchte. Wenn der 17-Jährige seine mit Susannes Erfahrung vergleicht, dann "hat sich ihr Eindruck von meiner Wahrnehmung des Wettbewerbs nicht großartig unterschieden. Außer," räumt er ein, "dass sie die Klausuren in einer Uni geschrieben haben und in einem Studentenwohnheim untergebracht waren. Wir dagegen waren in Hotels". Dort ist ihm "das exotische Essen" in Erinnerung geblieben, außerdem zeigt sich Alexander erstaunt, "wie unpünktlich alle waren. Wenn acht Uhr ausgemacht war, kamen die anderen so um zwanzig nach".

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