Süddeutsche Zeitung

Unterhaching:Attraktiver Dreiklang

Die zehnten Kulturtage Sankt Birgitta stehen unter dem Motto "Spaß, Kultur und dabei Gutes tun"

Von Udo Watter, Unterhaching

Ob ihrer bildhaften Schimpfwörter genießt die bairische Mundart zu Recht einen exzellenten Ruf. Manche wie "Kniabiasla" (Kniebiesler), "Sprichbeitel" (Sprücheklopfer) oder "Muhackl" (unfreundliche Person) sind eher was für Insider, andere wie "Saupreiß" oder "Zipfelklatscher" haben es dank historischer Tradition oder Bully Herbigs Komödie "Der Schuh des Manitu" zu überregionaler Bekanntheit gebracht.

"Treibauf" ist kein klassisches Schimpfwort, sondern die bildhaft-bairische Bezeichnung für einen besonders umtriebigen Menschen - einer, der nie still sitzen kann. Wenn sich eine Band aus dem Freistaat so nennt, dann weckt das durchaus positive Erwartungen: an diesem Freitag, 17. Mai, eröffnet das Münchner Quintett Treibauf die Kulturtage Sankt Birgitta in Unterhaching. Die Band ist freilich nicht auf weiß-blauen Sound limitiert, sondern kombiniert bayerische Musik, Ska, Balkanklänge und irischen Folk zu einem Traditionsmix, der - so versprechen sie - "auf der Bühne explodiert". Die jungen Wilden spielen alte Tänze und Lieder begleitet von treibenden Ska und Polkarhythmen: punkige Volksmusik, die zum Tanzen animiert.

Und damit passt Treibauf auch gut zum Motto der Kulturtage Sankt Birgitta, die heuer zum zehnten Mal statt finden: "Spaß, Kultur und dabei Gutes tun". Alle Künstler treten an dem dreitägigen Festival ohne Gage auf, der Eintritt ist frei, die Besucher werden freilich gebeten, für einen guten Zweck zu spenden.

Dennoch, so betonen die Organisatoren, wollen die Kulturtage eins nicht sein: ein reiner Spenden-Marathon: "Die Veranstaltung will die Besucher vor allem begeistern." Diesen Anspruch erhebt sie nun bereits zum zehnten Mal, aus einer fixen Idee wurde quasi eine Erfolgsgeschichte. "Bei der ersten Auflage 2010 war es nicht mehr als ein zögerlicher Versuch, das künstlerische und musische Potenzial unserer Pfarrei in einer mehrtägigen Veranstaltung mit einem abwechslungsreichen Programm zu bündeln", erklärt Kulturtage-Initiatorin Steffi Trinker. Die Intention, mit den Einnahmen soziale Projekte zu unterstützen, gab es auch von Beginn an.

Nun, inzwischen ist es ein langes Wochenende - vollgepackt mit Musik aller Stilrichtungen, Tanz, Theater und Angeboten zum Mitmachen. Hinzu kommen kulinarische Angebote sowie Biergarten- und Barbetrieb. Neben Treibauf werden an den drei Tagen weitere Bands wie Zwoa Bier (bayerische Singer-Songwriter) am Freitag, Spectre (Pop, Funk, Hardrock) oder The Movement (Soul, Blues) am Samstag, Bittenbinder (Funk, Hip-Hop) oder Lost in Bavaria (Country, Westcoast) am Sonntag aufspielen. Darüber hinaus gibt es Theater für Kinder und Erwachsene, einen Salsa-Workshop, Jazz- und Gospelkonzerte, gemeinsames Singen und einen Auftritt der Blaskapelle Sankt Korbinian sowie am Sonntag einen Festgottesdienst, Beginn 10 Uhr. Die diesjährigen Spendenzwecke werden ebenfalls vorgestellt: Heuer kommen die Erlöse dem Projekt Wünschewagen und der Martin-Gruber-Stiftung zugute, beide Einrichtungen kümmern sich um kranke oder benachteiligte Kinder. Zusammen mit den Sponsorenbeiträgen ist in den vergangenen neun Jahren 77 000 Euro Überschuss erzielt worden, erklären die Veranstalter. Das Geld kam ausnahmslos sozialen Zwecken zu Gute. Ein schöner Erfolg, den auch die Politik zum Jubiläum mit Besuchen würdigt. Am Samstag ist die Bayerische Sozial- und Familienministerin Kerstin Schreyer zu Gast (angekündigt für 18.30 Uhr), und Bürgermeister Wolfgang Panzer wird am Sonntag ein Grußwort sprechen, Beginn 12.30 Uhr. Bairische Schimpfwörter wird er dabei vermutlich nicht artikulieren, aber vielleicht ja ein "Herzliches Vergelt's Gott" für das soziale Engagement und ein "Ois guade" zum Jubiläum.

Die 10. Kulturtage Sankt Birgitta beginnen am Freitag, 17. Mai, um 19.30 Uhr und enden am Sonntag, 19. Mai gegen 17.30 Uhr, Sankt Birgitta, Parkstraße 11, Unterhaching. Das Programm kann online unter www.kulturtage.net angesehen werden.

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Quelle:
SZ vom 16.05.2019
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