Unterhaching:Alles für Can

Unterhaching: Fair gespielt: Die Grund- und Mittelschule Unterhaching hat ein Gedächtnisturnier für den verstorbenen Can ausgerichtet.

Fair gespielt: Die Grund- und Mittelschule Unterhaching hat ein Gedächtnisturnier für den verstorbenen Can ausgerichtet.

(Foto: Claus Schunk)

Mit einem Gedächtnisturnier erinnern Unterhachinger Mitschüler an den beim Amoklauf in München getöteten Jungen

Von Nadja Tausche, Unterhaching

Die Grund- und Mittelschule Unterhaching hat vergangene Woche ein Gedächtnisturnier für ihren Mitschüler Can L. organisiert, der beim Amoklauf am Olympia-Einkaufszentrum in München im vergangenen Jahr getötet wurde. Organisiert haben das zweitägige Fußballturnier die Schüler der Leistungssportklasse 9c zusammen mit ihrem Klassenlehrer Bruno Matijevic.

Die Idee dazu kam schon recht früh auf, wie Matijevic sagt: Nach dem Amoklauf hatte es eine Trauerwoche an der Schule gegeben. "Wir haben uns schon damals gedacht, dass wir ein Turnier für Can veranstalten wollen." Am 22. Juli des vergangenen Jahres waren bei dem Amoklauf im Olympia-Einkaufszentrum und dem danebenliegenden Schnellrestaurant in Moosach neun Menschen und der Täter ums Leben gekommen. An der Schule in Unterhaching wurde damals der Musikraum zum Trauerraum umgestaltet und die Schüler wurden psychologisch betreut. "Cans Bild hängt heute immer noch im Klassenzimmer", sagt Matijevic.

Bei dem Turnier treten zunächst die Grundschüler gegeneinander an, am Tag darauf spielen die fünften bis neunten Klassen der Mittelschule. Gespielt wird auf dem Kleinfeld, vier Felder gibt es auf dem Sportplatz. Mitglieder des Elternbeirats haben zusammen mit Schülern Melonen und Äpfel aufgeschnitten und verteilen das Obst an die Spieler. Die Schüler der 9c tragen T-Shirts mit dem Aufdruck "Can": Sie sind ein Abschiedsgeschenk von Klassenlehrer Matijevic, weil die Klasse in diesem Sommer ihren Abschluss macht.

Der Verein, in dem Can L. Fußball gespielt hat, nimmt ebenfalls am Turnier teil. Die Spieler des TSV Moosach-Hartmannshofen sind in der Früh angereist und werden später gegen die achten und neunten Klassen der Mittelschule antreten. Auch sie tragen T-Shirts mit Cans Namen und einem Foto, der Vater von Can L. hat sie anfertigen lassen. Die Spieler finden es wichtig, sich zu erinnern: "Man hat gemischte Gefühle - aber es ist ein schönes Erlebnis, Can in Erinnerung zu behalten", sagt Benjamin, 14. Und sein Mitspieler, der 16-jährige Lukas, fügt hinzu: "Man versucht, den Spaß beizubehalten."

Auch die Eltern von Can und sein Bruder sind nach Unterhaching zu dem Turnier gekommen. Sie haben etwa 20 Verwandte und Freunde dabei, und später kommen noch einmal etwa 20 Kollegen von ihm dazu, wie der Vater des Verstorbenen sagt. Er finde die Idee zu dem Turnier sehr gut: Weil noch an Can gedacht werde. "Das ist ein Gefühl, das kann ich nicht beschreiben", sagt er. Die Mitschüler seines Sohnes hätten ihn gefragt, ob er mit einem solchen Turnier einverstanden sei, und er habe sofort zugesagt. Er habe ihnen auch Bilder seines Sohnes geschickt.

Aus den Fotos haben die Schüler dann eines herausgesucht und es auf jedem der Pokale anbringen lassen. Die Pokale wird der Vater von Can später bei der Siegerehrung überreichen. Einen Pokal bekommen dabei nicht nur die besten Mannschaften, sondern auch das fairste Team: Jede Mannschaft bewertet die Gegner mit grünen Punkten, die die Spieler auf eine Liste kleben. "Die Mannschaft mit den meisten Punkten war die fairste Mannschaft", erklärt Eren, 15, aus der 9c. Diese Idee kam auf, weil der Amokläufer ein vermeintliches Mobbingopfer war, wie Lehrer Matijevic sagt. Mit der Auszeichnung zur fairsten Mannschaft wolle man zeigen, dass man hier fair miteinander umgehe und dass man sich respektiere.

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