Süddeutsche Zeitung

Unterhaching:Alles andere als schnell

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Der Breitbandausbau in der Gemeinde zieht sich hin

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Große Rollen mit dicken orangefarbenen und gelben Kabeln, Rohre, Bagger und Container - auf dem brach liegenden Grundstück am Bozaunweg lagert die Zukunft. Das Areal gehört der Gemeinde Unterhaching, sie hat es der Telekom zur Verfügung gestellt. Eigentlich sollten bis Ende des Jahres die Kabel unter der Erde und mit dem Anschluss der Ortsteile Stumpfwiese und Grünau ans Breitbandnetz der erste Schritt ins neue digitale Zeitalter abgeschlossen sein. Doch daraus wird wohl nichts. Die Sache zieht sich hin.

Vollmundig hatte die Telekom vor knapp einem Jahr versprochen, bis 2021 insgesamt 6500 Haushalte in den beiden dicht besiedelten Gemeindeteilen mit schnellem Internet zu versorgen. Die Gemeinde sollte das nichts kosten. Von tausend Megabit, also einem Gigabit war die Rede. Die Telekom sagte außerdem zu, flott zu arbeiten. "Wir graben morgens auf und machen abends wieder zu", so ein Telekom-Vertreter damals im Gemeinderat.

Davon kann nicht die Rede sein. Anwohner beklagen offene Gräben und Dauerbaustellen. "Bei uns wurde zweimal aufgegraben, da die Baufirma offensichtlich nicht wusste, dass im Bereich der Geothermieleitungen nicht gegraben werden darf. Erst auf Intervention der Gemeinde wurde wieder zugemacht und nochmals an anderer Stelle gegraben", schildert ein Anwohner der SZ. Tatsächlich klaffen auf den Gehsteigen des Neubaugebiets zahlreiche Löcher, aus denen Kabel heraushängen. Im Rathaus kennt man die Probleme. "In der Theorie hat sich das alles sehr leicht angehört, in der Praxis ist es das aber nicht", sagt Rathaussprecher Simon Hötzl.

Die Erdbauarbeiten, mit denen zwei Subunternehmen der Telekom beschäftigt seien, hätten sich als "hoch komplexe" Angelegenheit erwiesen, mit der auch die Verwaltung jede Menge Arbeit hat. Ganz kostenlos ist es für die Gemeinde also keineswegs. Nicht nur, dass man bei der Trassengenehmigung für jeden Meter auf öffentlichem Grund einen Nutzungsbescheid brauche; es habe sich auch herausgestellt, dass unter den Gehsteigen ein Sammelsurium an Leitungen und Kabeln liegt, das keiner vermutet hatte. "Zumindest war das in unseren Plänen nicht immer so vermerkt", sagt Hötzl. Einige Straßenzügen seien mehr als 50 Jahre alt, da kommt schon was zusammen unter der Erde: Strom, Gas, Fernwärme, Telefon. "Da müssen wir erst mal einen Platz für die Glasfaserverlegung finden", sagt Hötzl. "So ist das eben, wenn Plan auf Realität trifft." Es kann weit ins nächste Jahr hinein dauern, bis Teil eins des Zukunftsprojekts abgeschlossen ist.

Als nächstes soll das Gebiet westlich der Münchner Straße in Angriff genommen werden. Das ist noch älter als die Grünau und könnte so manche Überraschung im Untergrund verbergen.

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Quelle:
SZ vom 06.10.2021
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