Jetzt haben sie gut zu tun. Die Rede ist von den mehr als 200 Freiwilligen, die sich in den vergangenen Monaten dem Helferkreis Asyl in Unterföhring angeschlossen und gewartet haben, dass sie loslegen können. Seitdem die Traglufthalle an der Ottostraße zu zwei Dritteln mit Schutzsuchenden belegt ist, kümmern sich die Frauen und Männer in vielfacher Hinsicht um die Flüchtlinge in der Notunterkunft.
Die Resonanz von Helfern und Betreuten ist durchweg positiv, wie Susanne Skuballa sagt. Sie leitet zusammen mit Thomas Weingärtner die Unterföhringer Flüchtlingshilfe.
So werde zum Beispiel der offene Treff, ein Gesprächskreis für Flüchtlinge und Helfer, immer montags in der evangelischen Rafaelkirche sehr gut angenommen. Dieser sei zwar schon in der Vergangenheit ein großer Erfolg mit den schon vorher hier lebenden Flüchtlingen gewesen - seit dem Bezug der Traglufthalle Anfang Januar aber "wächst er noch weiter". Als besonders beliebtes Angebot bei den Schutzsuchenden in der Notunterkunft haben sich nach den Worten von Skuballa die Ortsführungen entwickelt. Diese finden regelmäßig statt und werden von verschiedenen Mitgliedern der Flüchtlingshilfe geleitet. Die Asylbewerber erfahren dabei, wo was in Unterföhring zu finden ist - und: "Hier werden gleichzeitig viel lokale Kultur und Gepflogenheiten erklärt, aber auch Verhalten im Straßenverkehr eingeübt."
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Bei der ersten Sightseeing-Tour waren 60 Flüchtlinge dabei
Bei der ersten Sightseeing-Tour mit Alfons Renner waren gleich 60 Flüchtlinge dabei, die bei Kälte und Schnee durch Unterföhring spazierten. Von der Unterkunft aus ging es zum S-Bahnhof, wo die Helfer von Fragen bestürmt wurden. Welches Ticket für welche Strecke? Wo gilt die Monatskarte? Was für Einheimische oft nicht einfach ist, kann für Menschen aus Syrien, Eritrea oder Pakistan ein Buch mit sieben Siegeln sein. Vom Feuerwehrhaus über Rat- und Bürgerhaus und Kirchen bis zu den Sportplätzen, alles interessierte die jungen Flüchtlinge und bot Gelegenheit, gleichzeitig einige Standards und Regeln zu besprechen, wie der Helferkreis berichtet.
Bei dem eineinhalbstündigen Rundgang durch Unterföhring wurde auch viel gelacht, wie Teilnehmer berichteten - und zum Beispiel eine Frage geklärt, die für die Flüchtlinge ein Rätsel ist: das Glockengeläut am Ort. Ob denn in Unterföhring so viele Menschen sterben würden, fragte ein junger Mann aus Eritrea, weil die Kirchenglocken viertelstündlich läuten. Er sei sehr beruhigt gewesen zu erfahren, dass es sich dabei nur um das Schlagen der Uhrzeit handelt, so der Helferkreis.
Sport und Musik lenken vom Alltag ab
Die Sprachbarriere ist zum Erstaunen der Unterföhringer Helfer viel geringer als gedacht: Ein Großteil der Neuankömmlinge spricht Englisch und die meisten bemühen sich sehr, schnell Deutsch zu lernen. Die Tatsache, die Zeit untätig verbringen zu müssen und nicht zu arbeiten, bekümmere die meisten Flüchtlinge. Gern würden sie sich freiwillig einbringen, um ihre Dankbarkeit zu zeigen. Auch hier bemühe sich der Helferkreis, Ideen und Aktionen zu entwickeln, sagt Skuballa. Sport und Musik sind die am häufigsten genannten Lieblingsbeschäftigungen für die Freizeit. Jetzt sei man dabei, eine Gruppe zum gemeinsamen Musizieren zu etablieren und sammelt Musikinstrumente.
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Und man wolle den Flüchtlingen auch die Möglichkeit bieten, etwas zu arbeiten: So werden in der Traglufthalle Schneider gesucht, die im Sachspendenlager zu bestimmten Zeiten eine Änderungsschneiderei mit gespendeten Nähmaschinen betreiben. So könnten diese zunächst für die anderen Flüchtlinge Kleidung flicken und ändern. Als Belohnung ist laut Skuballa geplant, dass die Schneider und Schneiderinnen sich selbst mit Kleidung und anderen Dingen aus den Beständen versorgen dürfen und vom symbolischen Einkaufpreis befreit sind.
Schon seit geraumer Zeit läuft in der Unterkunft täglich Deutschunterricht: Die offiziellen Kurse würden zwar erst demnächst anlaufen, berichtet die Helferkreis-Sprecherin, "aber die Flüchtlinge gieren nach deutschen Vokabeln, also haben wir einfach sofort mit improvisiertem Unterricht losgelegt". So habe Dagmar Hoffmann, die Leiterin des Teams Sprache, jüngst 90 Leute gleichzeitig unterrichtet. Auch sonst sei der Unterricht immer sehr gut besucht. Oft säßen mehrere Gruppen verschiedener Leistungsstufen parallel in der Unterkunft - "und alle machen eifrig mit". Außerhalb des Unterrichts werde das neue Wissen untereinander und mit jedem, den man trifft, ausprobiert: "So wundern sich manche Bürger, dass sie von Flüchtlingen gegrüßt werden, obwohl man sich noch gar nicht kennt."
Das Team von der Medizinischen Beratung ist täglich in der Traglufthalle
Neben den ehrenamtlichen Sprachlehrern sind auch alle anderen Gruppen der Unterföhringer Flüchtlingshilfe sehr aktiv: So sei das Team Medizinische Beratung täglich in der Traglufthalle anzutreffen - unterstützt vom Sohn einer afghanischen Flüchtlingsfamilie, der seit einigen Jahren in der Gemeinde lebt und fleißig beim Dolmetschen hilft. Der junge Mann sei auch beim Erklären von deutschen Gepflogenheiten sehr wertvoll für den Helferkreis, "weil er in der Heimatsprache schon eine Menge über Deutschland erklären kann", bevor die Sprachkenntnisse der Flüchtlinge ausreichten, um den Ehrenamtlichen Fragen über Land und Leute zu stellen.
Sport wird bei Helfern und Asylbewerbern gleichermaßen groß geschrieben: Regelmäßig sei man mit Flüchtlingen in einer der Sporthallen und bei anderen sportlichen Aktivitäten unterwegs. Das Team Sport sucht daher noch händeringend nach ehrenamtlichen Übungsleitern. Benötigt werden nach den Worten von Susanne Skuballa zudem Räume, die der Helferkreis für verschiedene Aktivitäten von kleineren Gruppen nutzen könnte. "Wir möchten den Flüchtlingen möglichst viele Möglichkeiten geben, der Enge der Unterkunft zu entkommen und in Kontakt mit den Einwohnern Unterföhrings zu kommen, damit Integration schnell und gut gelingt."
Weitere Informationen zum Helferkreis gibt es per E-Mail (info@fluechtlingshilfe-unterfoehring.de) oder im Internet (www.fluechtlingshilfe-unterfoehring.de).