Unterföhring:Zurück auf den Boden

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Die Kommune sucht nach Einsparmöglichkeiten beim Sportpark, der 125 Millionen Euro kosten könnte. Möglich wäre etwa, das Hallenbad vom Dach ins Erdgeschoss zu verlegen. Aber das reicht lange noch nicht aus

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Die Kosten für den neuen Unterföhringer Sportpark sollen offenbar unter 100 Millionen Euro gedrückt werden. Ob das gelingt, ist fraglich, wie in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend deutlich wurde. Denn im Gremium herrscht weiterhin keine Übereinkunft darüber, welche Änderungen am Entwurf erforderlich sind, um diese Marke erreichen zu können. Nach den Worten von Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) haben die beteiligten Planer durch Einsparungen die Summe auf 110 Millionen Euro heruntergerechnet. Der Gemeinderat hat in einem nicht-öffentlichen Workshop weitere Vorschläge eingebracht, um die Kostenexplosion beim Sportpark abzufedern.

So könnte zum Beispiel das laut Entwurf im ersten Stock eines lang gezogenen Gebäudes liegende Hallenbad ins Erdgeschoss verlegt werden. Die Gastronomie ebenfalls. Auch das Fußballstadion soll verkleinert werden - von den ursprünglich 2500 Plätzen in der Arena sollen nur 500 bleiben. Die in der Ausschreibung verankerte "Regionalliga-Tauglichkeit" wird gestrichen, nicht zuletzt deswegen, weil der FC Unterföhring eben jene Spielklasse nach nur einer Saison wieder verlassen musste.

Bei den Stellplätzen in der Tiefgarage wird ebenfalls der Rotstift angesetzt, und auch bei der Überdachung der verbleibenden Zuschauerplätze im Stadion. Überlegt wird darüber hinaus, die Zahl der Stockschützenbahnen zu reduzieren ebenso wie die der Laufbahnen auf der Schulsportanlage. Die Rasenheizungen für die Fußballplätze und die Flutlichtanlagen beim Beachvolleyballplatz und der Leichtathletikanlage sollen ebenso gestrichen werden.

Im Mai hatten die Kommunalpolitiker auf Antrag der SPD-Fraktion die Planungen für das Großprojekt mehrheitlich gestoppt, nachdem sich die Ausgaben auf mehr als 125 Millionen Euro addiert hätten, was eine Verdopplung der geschätzten 60 Millionen Euro bedeutet hätte. Seitdem ruht das Vorhaben. Bürgermeister Kemmelmeyer nannte es den "Fluch der ersten Zahl", die schon kurz nach der Entscheidung für den Siegerentwurf im Wettbewerb für den Sportpark nicht mehr zu halten gewesen sei. So habe man es zum Beispiel durch den erforderlichen Austausch von Erdreich und nach Einrechnungen der Baunebenkosten auf einen Betrag von rund 77 Millionen Euro gebracht, sagte er. Kemmelmeyer räumte jedoch ein, dass die jetzt auf dem Tisch liegenden 125 Millionen Euro viel zu hoch gegriffen seien. Die von der Gemeinde beauftragten Projektsteuerer hätten die Summe nach intensiver Bearbeitung der Ausgabenliste auf 110 Millionen Euro reduzieren können. Was den Fraktionen im Gremium als immer noch zu wenig erschien.

Um die Machbarkeit der beim Planungsworkshop vorgebrachten Anregungen zum Sparen prüfen zu können und deren finanzielle Auswirkungen auf die Gesamtrechnung, musste der Gemeinderat den verhängten Planungsstopp aufheben. Allerdings nur dahingehend, um eine neue Kostenrechnung, Aussagen zur Zeitschiene und zur Umsetzbarkeit der Ideen zu erhalten. "Über die Sinnhaftigkeit einzelner Maßnahmen sprechen wir heute nicht", sagte Kemmelmeyer, nachdem im Gremium Kritik an einzelnen Streich-Posten laut wurde. So monierte Grünen-Gemeinderätin Gisela Fischer, dem einstimmig beschlossenen Siegerentwurf durch eine Verlegung des Hallenbades seinen Geist zu nehmen. Und Günter Peischl (PWU) warnte davor, die Leichtathletikbahnen zu beschneiden. Dies und vieles mehr wird der Gemeinderat in einer Sondersitzung im September diskutieren, wenn belastbare Zahlen vorliegen. Zur Machbarkeit und zum Einsparpotenzial.

Bürgermeister Kemmelmeyer und seine Verwaltung bekamen schlussendlich die Genehmigung für eine Prüfung. Gegen die Stimme von Gemeinderat Josef Ebert (CSU) wurde der Planungsstopp vorerst ausgesetzt. Er verweigerte seine Zustimmung, da er die ganze Planung für "sehr verfahren" halte, begründete Ebert sein Nein. Doch das Großprojekt Sportpark noch einmal von vorne aufrollen oder gar komplett auf null zurücksetzen, wollte der Unterföhringer Gemeinderat am Ende dann doch nicht. Bleibt abzuwarten, wie der Schlussakkord im laufenden Streichkonzert aussehen wird.

© SZ vom 14.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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